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Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink

Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com

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Volkstanz<br />

Fresko und stilisierte Darstellung aus der Kirche <strong>von</strong> Orslev/Dänemark<br />

Aus Olavs Magnus, Historien der mitternächtigen Länder, Basel 1567<br />

tanz fordert den Umgang im 4/4 Takt, den …“ 34 .<br />

Im noch nicht veröffentlichten österreichischen Musiklexikon<br />

wird unter <strong>Schwabentanz</strong> folgender E<strong>in</strong>trag zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>:<br />

<strong>Schwabentanz</strong><br />

Im deutschen Sprachraum vielfach belegter Reigentanz <strong>in</strong><br />

„Schwellform“. Die Tänzer<strong>in</strong>nen und Tänzer bilden durch Händefassen<br />

e<strong>in</strong>e Kette, die sich unter der Führung des Vortänzers s<strong>in</strong>gend<br />

(„So tanzen wir den Sch., wir tanzen wie die Schwaben“ o. ä.)<br />

um den Tanzplatz bewegt. Wenn zu Ende des 1. Teiles im S<strong>in</strong>gtext<br />

die Aufforderung kommt, e<strong>in</strong>en Weiteren <strong>in</strong> die Kette zu holen,<br />

fasst der Letzte e<strong>in</strong>en bisher Außenstehenden an der Hand (<strong>in</strong><br />

der Regel nimmt e<strong>in</strong> Mann e<strong>in</strong>e Frau, e<strong>in</strong>e Frau e<strong>in</strong>en Mann mit),<br />

wodurch die Kette der Tanzenden mit jedem Durchspiel länger<br />

wird. <strong>Der</strong> 1. Teil wird <strong>in</strong> geradem Takt geschritten; im 2. Teil<br />

wechselt das Metrum <strong>in</strong> den Dreiertakt und die Kette durchläuft<br />

– je nach Variante – e<strong>in</strong> Tor oder mehrere Tore, die durch Aufheben<br />

der Hände gebildet werden. Die beiden Teile können als „Vortanz“<br />

und „Nachtanz“ bezeichnet werden, zumal häufig im 2. Teil<br />

die Melodie des 1. Teiles – nun <strong>in</strong> Dreischlägigkeit umgesetzt –<br />

noch e<strong>in</strong>mal ersche<strong>in</strong>t. E<strong>in</strong> mittelalterliches Zeugnis für den Sch.<br />

bietet e<strong>in</strong> Fresko im Schloss Runkelste<strong>in</strong> bei Bozen (Bolzano/I)<br />

(um 1400), das die höfische Ausformung e<strong>in</strong>es solchen Tanzes<br />

zeigt sowie die Neidhart-Fresken aus der gleichen Zeit, die ältesten<br />

profanen Wandmalereien Wiens.<br />

Schriftliche Zeugnisse stammen aus dem 16.–18. Jh, darunter<br />

der 1622 durch Melchior Franck niedergeschriebene schwäbische<br />

„Firlefanz“ („Tanzen wir den Firlefanz <strong>von</strong> Schwaben ...“) und e<strong>in</strong><br />

Klavierstück <strong>in</strong> → L. Mozarts Notenbuch für den 7. Namenstag <strong>von</strong><br />

Wolfgang Amadeus 1762. Weitere Belege kommen aus der rezenten<br />

Feldforschung, wobei e<strong>in</strong>e Aufzeichnung aus Donnersbachwald/St.<br />

<strong>von</strong> 1902 noch die Ausübung dieses Tanzes im Sommer<br />

im Freien vermerkt.<br />

Lit: Wörterbuch der Bairischen Mundarten <strong>in</strong> Österreich, 26. Lieferung<br />

1988 [Tanz]; H. Lager <strong>in</strong> JbÖVw 28 (1979); E.-M. Höhle,<br />

Neidhart-Fresken um 1400. Die ältesten profanen Wandmalereien<br />

Wiens 1982; Schneider 1985; R. Wolfram, Die Volkstänze <strong>in</strong> Österreich<br />

und verwandte Tänze <strong>in</strong> Europa 1951; R. Zoder, Österr.<br />

Volkstänze. Neue Ausg. Tl. 1 (1946), Nr. 22; R. Zoder <strong>in</strong> JbÖVw 5<br />

(1956); R. Zoder <strong>in</strong> Das dt. Volkslied 34 (1932). GH<br />

Neben dem Fresko im Schloss Runkelste<strong>in</strong> gibt es weitere Fresken<br />

und Bilder früherer Zeiten, <strong>in</strong> denen man durchaus auch e<strong>in</strong>en<br />

Reigentanz nach dem Stil des <strong>Schwabentanz</strong>es erkennen könnte.<br />

So zum Beispiel beim Fresko der dänischen Kirche Orlev (l<strong>in</strong>ks<br />

oben).<br />

In Basel f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Bild <strong>von</strong> Olavs Magnus (l<strong>in</strong>ks), das e<strong>in</strong>en<br />

Kreistanz, zeigt, der Ähnlichkeiten mit e<strong>in</strong>em <strong>Schwabentanz</strong> hat.<br />

Im Staatsmuseum <strong>in</strong> Kopenhagen hängt das, nachfolgend als Reproduktion<br />

wiedergegebene, Bild <strong>von</strong> Julius Exner (rechts oben).<br />

Es zeigt e<strong>in</strong>e Tanzform aus e<strong>in</strong>em anderen Blickw<strong>in</strong>kel, wie die<br />

bis jetzt bekannten Bilder zum <strong>Schwabentanz</strong> zeigen. Aber auch<br />

diese Darstellung könnte e<strong>in</strong>en Reigentanz dem <strong>Schwabentanz</strong><br />

ähnlich zeigen.<br />

Auch die Darstellung im Stich nach James Stella (rechts unten)<br />

lässt e<strong>in</strong>e Ähnlichkeit mit dem <strong>Schwabentanz</strong> erkennen.<br />

10<br />

1/2009

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