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Komplette Ausgabe

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Heimatkunde.<br />

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Reichtum Natur –<br />

Luxus für alle<br />

Drei Beispiele aus unserer Region:<br />

Wie sieht es mit dem naturnahen Wirtschaften bei uns in der Region und im Naturpark Südsteirisches<br />

Weinland aus? Die folgenden drei Beispiele stehen für viele andere, die auch Beachtung finden<br />

wollen und diese verdient haben. Und ohne die Vermarktung wie<br />

z. B. durch den Frischehof in Leibnitz wäre es nicht möglich,<br />

einschlägige Erzeugnisse zum Kunden zu bringen. Allen, die<br />

sich - oft schon seit vielen Jahren und mit großem Einsatz - um<br />

wertvolle Lebensmittel bemühen, sei hier herzlich gedankt.<br />

Kindermund tut Wahrheit<br />

kund!<br />

Rosi Robnik aus Oberhaag ist nicht<br />

das, was man sich unter einer Bäuerin<br />

vorstellt. Mit ihrem Modelaussehen<br />

macht sie in einem Fitnessstudio eine<br />

gute Figur, sie arbeitet dort als<br />

Betreuerin im Damenbereich und betreibt<br />

ihren Bauernhof im Nebenerwerb<br />

zusammen mit ihrem Mann, der ebenfalls<br />

berufstätig ist. Ihre Augen strahlen,<br />

als sie mir von ihren Tieren erzählt:<br />

"Den Hof haben wir im Jahr 2000 mit<br />

hiesigen Rindern übernommen, 2005<br />

haben wir auf Hochlandrinder umgestellt,<br />

seit dem Jänner 2011 sind wir ein<br />

anerkannter Biobetrieb. Auf 480 Meter<br />

Seehöhe bewirtschaften wir 6 ha Grünland<br />

und ca. 12,5 ha Wald. Derzeit<br />

halten wir 5 Mutterkühe, 5 Ochsen,<br />

3 Kalbinnen und einen Stier. Das Fleisch<br />

wird von uns direkt vermarktet, ab Hof,<br />

zweimal jährlich. Die Tiere sind das<br />

ganze Jahr auf der Weide, im Winter<br />

füttern wir sie mit eigenem Heu und<br />

Silage. Hochlandrinder sehen zwar<br />

imposant aus, sind aber in Wirklichkeit<br />

sehr zahme und umgängliche Tiere.<br />

Das Kalben erfolgt ganz allein auf der<br />

Weide, ca. von Februar bis April."<br />

Georg Zöhrer, ehemaliger Bürgermeister<br />

von Großklein und Vordenker<br />

in Sachen Ökologie, Naturpark und<br />

gutem Leben, empfängt mich in seinem<br />

Anwesen - wir kennen uns seit Jahren,<br />

waren gemeinsam auf der Slowfoodmesse<br />

in Turin und bei einer Kapaunmesse<br />

unweit davon. Das EU-Leader-<br />

Projekt Mythenreich mit dem Teilprojekt<br />

Sulmtaler Huhn ist zu Ende, was geblieben<br />

ist, sind eine Reihe von Landwirten,<br />

die weiterhin das langsam<br />

wachsende Geflügel halten und selbst<br />

vermarkten. Georg Zöhrer im Originalton:<br />

"Die landwirtschaftliche Leistung<br />

der kleinen Betriebe wurde durch das<br />

Projekt aufgewertet - ein hochwertiges<br />

Produkt, das sich sehen und schmecken<br />

lassen kann, ist am Markt etabliert.<br />

Zusätzlich – und das freut mich besonders<br />

- kam es zu einer Aufwertung der<br />

Rolle der Bäuerin, denn 90% derer, die<br />

sich um die Tiere kümmern, sind Frauen,<br />

die nun ein eigenes Einkommen am Hof<br />

erwirtschaften. Das Kulturland wird<br />

gepflegt und erhalten und bleibt auch<br />

für den Besucher und Touristen eine<br />

Augenweide."<br />

Brigitte und Ewald Tscheppe<br />

betreiben ein Weingut in Glanz, sie<br />

leben, was sie ihren Kunden vermitteln:<br />

"Die Natur in ihrer ganzen Weisheit<br />

ist stets um Balance und Weiterentwicklung<br />

bemüht." In der wohnlichen<br />

Umgebung einer alten Bauernstube,<br />

dekoriert mit Kinderbildern, und sichtlich<br />

das Zentrum der Familie, komme<br />

ich mit Ewald ins Gespräch. "Alles, was<br />

ich tue, soll zunächst meiner Familie<br />

gut tun, dann den Menschen überhaupt<br />

und schließlich soll damit auch der<br />

Natur und Mutter Erde gedient werden."<br />

Beeindruckt ist mein Gastgeber von<br />

einer Haltung "in der man die Bäume<br />

nicht für sich selbst, sondern für die<br />

nächste Generation pflanzt, was früher<br />

selbstverständlich war". Und daher geht<br />

es nicht um Bekämpfung von Schädlingen<br />

im Weingarten, sondern um einen<br />

Ausgleich, der es möglichst vielen<br />

Trauben ermöglicht, zur Ernte heranzureifen.<br />

Sie müssen nicht perfekt aussehen,<br />

sondern "in ihnen ist dann bei der<br />

Ernte alles gespeichert, das Wetter, der<br />

Boden, die Lebendigkeit". Und in der Bewirtschaftung<br />

der Landschaft gilt dasselbe:<br />

Es muss auch etwas auswachsen<br />

können, "wilde" Flächen sind wertvoller<br />

Lebensraum für Vögel und nützlichen<br />

Insekten. Der Erfolg ist das Ergebnis<br />

solcher Bemühungen und kann sich<br />

dann genauso organisch entwickeln wie<br />

die Natur selbst.

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