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Neue Szene Augsburg 2015-08

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de

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82 AugsbürgerAugsbürgerIn dieser Ausgabe dreht Fotograf Fabian Schreyer den Spieß mal um und stellt einen<strong>Augsburg</strong>er vor, den man eher nicht auf der Straße erkennt, dessen Geschichte aberjedem geläufig ist – zumindest bis zu einem gewissen Punkt. »Tja, und dann sind um sechs Uhr morgens fünf Herren bei mir im Schlafzimmer eingelaufen, die ihre Schuhe nicht ausziehenwollten.« Als ein Polizeieinsatz Bernhard Trums Anonymität beendet, hat die Ausbreitung seiner »<strong>Augsburg</strong>blume« längst epidemischeZüge angenommen. Der urbane Wildwuchs ist Stadtgespräch und ziert hundertfach Mauerwerk, Türen oder Stromkästen.In der Bevölkerung begrüßen viele die Bereicherungder heimischen Flora. Auch das Stadtmarketingerkennt das imagefördernde Potenzial der schlichtenEdding-Blume, die sich binnen dreier Jahre zu einer<strong>Augsburg</strong>er Marke entwickelt hat. Eine Zusammenarbeitmit der Stadt deutet sich an, bis eines Tagesein weiteres Werk des anonymen Schöpfers die frischrenovierte Kongresshalle ziert: »Es ging dabei nie umGeltungsdrang. Das Malen war zu diesem Zeitpunkteher wie eine Sucht geworden. Dabei war die Blumenur als nett gemeinte Geste gedacht. Sie sollte dieLeute einfach ein bisschen erheitern.«Wenig erheitert zeigt sich angesichts der Sachbeschädigungin 470 Fällen der Staatsapparat. 2012 verleihtdas Amtsgericht seiner Missbilligung offiziell Nachdruck.Das Urteil: 12.000 Euro Geldstrafe, zehn Monateauf Bewährung und Verrichtung von Sozialstunden.Letztere leistet der Blumenmaler im GrandhotelCosmopolis ab, dem er bis heute treu bleibt. Auchberuflich ergeben sich wegweisende Folgen: Stattden Weg bis zum Abitur am Bayernkolleg zu Endezu gehen, entschließt sich der im Univiertel aufgewachseneEndzwanziger aus der Not eine Tugend zumachen. Unter dem Pseudonym »BRNZN & friends«arbeitet er als freischaffender Künstler, Illustratorsowie Auftragsmaler und bietet Streetart-Workshopsfür Jugendliche an.Heute, drei Monate nach Tilgung der letzten Rate,fällt die Bewertung der gut gemeinten Kunstaktionambivalent aus: »Durch die Arbeit mit den Asylbewerbernim Grandhotel habe ich vielleicht generellein bisschen die Naivität gegenüber der Welt verlorenund auch erkannt, dass die Belustigung derMitmenschen nicht alles ist. Trotzdem ist für michklar: Ich würde es wieder machen!«

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