Neue Szene Augsburg 2015-08

48 GerilltesTHE BOHICASTHE MAKING OF(Domino Records)Da schwimmt mal wieder ein dickerKarpfen im britischen Indie-Teich.The Bohicas sind ein Vierergespannaus Essex und die Kameraden habenim Prinzip alles, was eine coole Bandso braucht. Geht schon mal bei denVorbildern los, denn wer The Kinksund The Beatles als Inspirationsquelleangibt, kann nicht so falsch liegen.„The Making Of“ ist erfrischenderRüpelrock, angereichert mit swingendem60s-Beat und melodischen Popshots.Die Songs flutschen nur so indie Hörmuschel. Ihr Debütalbum wurdeu.a. von Mark Rankin (Queens OfThe Stone Age, Bombay Bicycle Club),Chris ‘Merrick’ Hughes (Tears For Fears,Adam And The Ants) produziertund wenn man ihre Tourdates so betrachtet,kann man schon erahnen,in welche Richtung das Ganze geht!(ws)DOTERRATICA (EP)(Anette Records)Hinter Dot steckt eine Hälfteder Augsburger HipHop-KönigeBlindspot. Der DJ und SoundbastlerBasti Birkl hat mit seiner neuen EPbuchstäblich einen Findling vorgelegt:Weit entfernt von der Herdebleibt die Herkunft klar erkennbar,aber Wind und Wetter haben ihreSpuren hinterlassen - eine kommtübrigens von Gregor Rudat, Sängerund Gitarrist von King The Fu.Dass diese durchaus ironiefähigeund kurzweilige Scheibe die Katalognummer007 trägt, passt wiedie Faust aufs Auge: Wir stellenuns Daniel Craig im Gebirge vor mitMartiniglas in der einen und Eispickelin der anderen Hand. Wir sindgerührt – und geschüttelt! (flo)DORNIKDORNIK(PMR/Caroline)Die Promo-CD lag lange unbeachtetauf meinem Schreibtisch, aber dieserSonnyboy mit Afro hat mich aufder Produktbeschreibung so langeerwartungsvoll anvisiert, bis seinWerk doch noch den Weg in unserenRedaktions-CD-Player geschaffthat. Black Music? Keine Ahnung, obes an der Hitze liegt, aber ich findeschnell Gefallen an den smoothenKlängen des smarten Londoners.Dornik bewegt sich sehr geschicktin seinem Labyrinth aus modernemR&B, relaxter Elektronik und 80s-Funk und das fernab aller seichtenSoundgewässer. Und: Dornik hatdas Album größtenteils selbst produziertund eingespielt. Das Dinghat echt Soul! Ich hab die CD gleichmit nach Hause genommen. (ws)THE PHOENIXFOUNDATIONGIVE UP YOUR DREAMS(Memphis Industries/Indigo)Die Band aus Neuseeland ist in ihrerHeimat ziemlich erfolgreich undseit ihrem letzten Album „Fandango“auch hierzulande bekanntergeworden. Ihr eigenwilliger Indie-Poprock strahlt irgendwie eine klareReinheit aus, die ziemlich aufgeräumtund relaxt rüberkommt.Zwischendurch driften die Jungsins Psychedelische ab, was ihremSound die besondere Note verleiht.„Give Up Your Dreams“ kommttrotz des Titels ziemlich verträumt,schön und zuckersüß rüber. Vor allemder Titeltrack, der sogar Hitcharakterhat, bringt das Ganze aufden Punkt. (cs)ALBUM DES MONATSTIPPDERREDAKTIONSommer, Natur, Hängematte und “SingInto My Mouth”. Sam Beam alias Iron andWine und sein Spezl Ben Bridwell (Band of Horses)machen gemeinsame Sache und spendierenuns auf ihrem musikalischen Roadtrip ein großartiges Album.Und das ausschließlich mit Coverversionen von denTalking Heads, J.J. Cale, Bonnie Raitt, John Cale, Spiritualized(!) oder der Marshall Tucker Band. Es ist fast schonKunst, wie die beiden die Songs neu interpretieren. Nochdazu völlig laid back zwischen Americana, sprödem Neo-Folk und Country ohne Kitsch, mal mit Slide-, mal mit Pedal-Steel-Gitarre.Und am Ende des Horizonts kann mansogar noch den Geist von Crosby, Stills, Nash & Youngdavonreiten sehen. Sehr schönes Album. (ws)LIEBLINGEIRON AND WINE & BEN BRIDWELLSING INTO MY MOUTH(Black Cricket/Caroline)DOT – “Erratica” (flo)THIS MONTH – “Nüscht wirklich” (cs)IRON AND WINE & BEN BRIDWELL – “Sing Into My Mouth” (ws)