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Neue Szene Augsburg 2015-08

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de

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Cinerama47ABOUT A GIRLRegie: Mark MonheimMit: Jasna Fritzi Bauer, Heike Makatsch,Aurel Manthei u.a.Eine der ärgerlichsten Dinge in schwachenFilmen sind sogenannte guteDialoge. Jeder Satz ein Verweis auf dasThema, ein poetischer Salto Mortale,ein schlauer Bilderwitz. Dann stehtdas todessüchtige Teenagergirl gleichdreifach im Regen. Man sieht es, manversteht es als Metapher und dann bekommtman das geflügelte Wort auchnoch gesagt, quasi vom Drehbuch umdie Ohren gehauen. Und wo wir schonim Regen stehen, kann doch MutterHeike gleich noch so einen Wortflügeldranhängen, „Kind, du holst dir nochden Tod“ zum Beispiel, hatten wirdoch noch nicht, oder? Immer schöneins draufsetzen, das ist das, was eingut gepitchtes Drehbuch leisten muss:punkten, Punkten Punkten. Abhebenund Fliegen wird so ein Drehbuchfilmdann eher nicht. Aber das ist halt das,was die HFF und die Anstaltsdirektorenund wer da noch alles mitspitzt, erwartenund überbewerten: Drehbuchmuss sitzen. Und so sitzen wir dannda mit einem leblosen Bilderwitz, denman Film nennt. (fs) (06.<strong>08</strong>.)FRANKRegie: Lenny AbrahamsonMit: Michael Fassbender, MaggieGyllenhaal, Carla Azar u.a.Der Frage nachgehen, ob das Werkeines Künstlers beziehungsweise Musikersautark werden kann, ohne Bindungan die Person seines Schöpfers Bestandhaben kann, das taten schon so manche,in der Musik etwa die Residentsmit ihrer Maskerade. Es gab auch einengewissen Frank Sidebottom, auf dessenGeschichte diese irisch-britische Produktionbasiert. Der trug immer einenseltsamen Überkopf aus Pappmaché miteinem verstörenden Cartoon-Gesicht.Damit trat er nicht nur auf der Bühneauf, sondern sogar seinen Mitmusikerngegenüber und überhaupt zu sämtlichenTageszeiten und in jeder Situation zeigteer sich nicht ohne seinen Zweitkopf.Klingt echt verrückt, ist es auch, unddennoch tatsächlich „direkt aus demLeben gegriffen“. Was lässt sich nochüber diesen Film sagen? Alberne Komikhier, plötzliche tragische Momentedort – die Mischung unterschiedlicherElemente kombiniert mit einer Reiheunangenehmer Figuren ergibt eineArbeit von ernsthaft beunruhigenderSchrulligkeit. (fs) (27.<strong>08</strong>.)CALIFORNIA CITYRegie: Bastian GüntherMit: Jay Lewis, Chelsea Williams, DanielC. Peart u.a.„Houston“ hieß Bastian Günthers letzterFilm, und den zu sehen war schonein sardonischer Spaß. Wie der deutscheHeadhunter in dubioser Missionin Houston einfach stehengelassenund nicht abgeholt wurde. Wie sicheinfach keine Tür auftat außer die mitder Aufschrift „Karriere Exit“, das warangenehm befreiend und erfrischendnegativ erzählt. „California City“ istnun die nächste Station einer pessimistischenBestandsaufnahme, formalweniger eine Fiktion denn ein Essay,mit Mut zu Wüstensand und Leere.Der Protagonist ist diesmal ein namenloserPool-Reiniger, einen absurdenAuftrag in einer post-apokalyptischenGeisterstadt der Immobilienkrise tätigend.Anders als in „Houston“ sind in„California City“ die Häuser einfachgleich mal leer und unbewohnt – hierwird ein verspekulierter Kapitalismusdokumentiert. Zu den tollen Bilderngesellen sich immerhin Telefonhellseher,fanatische Propheten und dieMusik von Howe „Giant Sand“ Gelb.(fs) (20.<strong>08</strong>.)L‘CHAIM! – AUF DASLEBEN!Regie: Elkan SpillerMit: Chaim & Nechuma LubelskiElkan Spiller hatte bereits 2009 mit„Mama, L‘Chaim“ einen Kurzfilm überseinen Cousin Chaim und dessen MutterNechuma gedreht, nun begleitet erderen besondere Beziehung weiter inLangfilmlänge. Chaims Jugend liegt inden 70ern, doch fährt er immer nochfröhlich kiffend mit dem Auto zumMarktplatz, seine Freiheit für sich behauptend.Seine Mutter zu pflegen istseine Lebensaufgabe, ihre Erinnerungenan die Qualen der deutschen Konzentrationslagersind beider Last. Dertrockene Humor und die ausgelassenenLieder, die Nechuma Lubelski immerwieder anstimmt, helfen, doch könnensie weder ihren Schmerz kaschierennoch Chaims Depressionen verdrängen.Mit seinem Dokumentarfilm porträtiertSpiller, selbst Sohn von Holocaust-Überlebenden, eine bisweilen wütendeUnversöhnlichkeit mit der Geschichte,von der leider gerade auf deutscherSeite nur allzu leichtfertig angenommenwird, es handele sich um eine Vergangenheit,die man besser vergessensollte. (fs) (27.<strong>08</strong>.)FILM DES MONATSANNI FELICI –BARFUSS DURCHS LEBENRegie: Daniele LuchettiMit: Kim Rossi Stuart, Micaela Ramazzotti, Martina Gedeck u.a.„Anni Felici – glückliche Jahre“, beziehungsweise „Barfuß durchs Leben“,klingt ja zunächst erst mal nach einem ganz belanglosen Feelgoodmovie.Aber manchmal lohnt es sich, den deutschen Verleihtiteln zu misstrauen.So war das auch bei „Die wilde Zeit“ von Olivier Assayas – jenesungemein luftige und stimmungsvolle Generationenportrait, das ganzselbstkritisch auf die Konflikte zwischen Politik, Kunst und Liebe inden frühen 1970er Jahren zurückblickte – an die uns diese „glücklichenJahre“ hier nun sofort denken lassen. Hier dreht sich alles um die Frage,ob die Liebe zwischen einem narzisstischen Künstler und seiner vomFeminismus zu Unabhängigkeit und Freiheit inspirierten Frau Bestandhaben kann. Neben Assayas mag man sich auch an die innere Ruheeines Films von Abdellatif Kechiche erinnert sehen, aber unabhängigvon diesen Vergleichen besticht „Anni Felici“ als wahnsinnig sinnlicherBilderrausch, und es grenzt fast an ein Wunder, wie gelungen eine Zeitwiederbelebt wird, die uns hier gleichzeitig wie eine versunkene Äravorkommt. (fs) (27.<strong>08</strong>.)3D

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