46KulturSENSEMBLE THEATERIMPRO-FESTIVAL IM MARTINI-PARKKULTURHIGHLIGHTS8.15Das Sensemble Theater spielt noch viermal „Gatte gegrillt“ am Jakoberwallturm(01./06./07./<strong>08</strong>.<strong>08</strong>.), die Vorstellung am 06.<strong>08</strong>. ist bereits ausverkauft.Dann beginnt das zweitägige Festival im Martini-Park mit einem„Impro-Marathon“ am 14.<strong>08</strong>.: Daniela Nering, Birgit Linner, Helga Schuster,Jörg Schur und Florian Fisch geben sich die Stichwörter in den Mund, angetriebenvon Pianist Marc Schmolling. Am 15.<strong>08</strong>. treten die <strong>Augsburg</strong>er DanielaNering und Jörg Schur gegen dieMünchner Birgit Linner und Roland Trescherbeim „Theatersport-Lokalderby“ an.Beginn jeweils 20.30 Uhr, bei Regen im Sensemble,Wettertelefon ab 18.30 Uhr: <strong>08</strong>21-3494666.„Gatte gegrillt“: Catalina Navarro Kirner, Jörg Schur, Kerstin Becke (v.l.)THE PEACE GOES ONDAS FRIEDENSFEST IM AUGUSTDas Rahmenprogramm zum Friedensfest bietet im August mit dem Festivalder Kulturen im Annahof (31.07./01.<strong>08</strong>.) gleich mal einen Klassiker des<strong>Augsburg</strong>er Konzertlebens. Stargast am Samstag, 01.<strong>08</strong>., ist Vieux FarkaTouré, der Sohn des bekannten malischen Gitarristen Ali Farka Touré. AusMazedonien kommt die Brassband Dzambo Agusevi Orchestra, eröffnetwird der Reigen um 14.00 Uhr mit der italienischen Scarafons Street Band,die vom Rathausplatz gen Annakirche zieht. Etwas ruhiger wird’s bei den„Sounds Of God“ am 07.<strong>08</strong>. im Parktheater mit Musikern aus Indien und Marokko.Nach indischem Essen und einer Einführung um 19.45 Uhr beginntdas Konzert um 21.00 Uhr.Noch bis <strong>08</strong>. August tagt auch die »Peace Conference« des Grandhotel Cosmopolisauf der Wiese im Textilviertel neben dem Provino Club: Vom Morgenyogaum acht Uhr bis zu den Gesprächen am Lagerfeuer zwölf Stundenspäter, ist das interessante Programm prall gefüllt mit Workshops, Aktionen,Diskussionen, Performances, Konzerten und Partys - tagesaktuelle Info auf:grandhotel-cosmopolis.org.Im Sensemble-Theater zeigt die Amateurgruppe noch einmal das Stück„Isola Di Lampedusa“ (02.<strong>08</strong>.) und am Tag darauf kommt ein prominenterMusiker in die Soho Stage: Alain Croubalian ist Sänger der Kultband TheMarc A. Littler & Alain Croubalian (v.l.)FRIEDENSFEST15Dead Brothers aus Genf und Urenkel eines Überlebendendes Völkermords an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs.Mit dem Frankfurter Filmemacher Marc A. Littler hat er eine Reise inseine alte Heimat unternommen, am 03.<strong>08</strong>. sind Ausschnitte aus „Armenia“zu sehen. Littler und Croubalian diskutieren außerdem mit dem PhilologenEduardo Saroyan sowie Ado und Hammurabi Seven vom Mesopotamienverein- und ein bisschen Musik wird sicher auch gemacht. Die Moderationübernimmt Friedensbüroleiterin Christiane Lembert.In der Mozartoper „Zaide. Eine Flucht“ bringt der „Zuflucht Kultur e.V.“ ausStuttgart syrische, afghanische und nigerianische Musiker und Darstellerzusammen mit Münchner und <strong>Augsburg</strong>er Musikern, einem arabischen Ensemblesowie einem syrischen Kinderchor (06./07.<strong>08</strong>., Brechtbühne).Der <strong>08</strong>. August, der offizielle Tag des Friedensfestes, läuft dann schon faststandardisiert ab: ökumenische Gottesdienste, Friedenstafel auf dem Rathausplatz,Kinderfriedensfest in Zoo und Botanischem Garten und Festkonzertin der Kirche St. Anna.
Cinerama47ABOUT A GIRLRegie: Mark MonheimMit: Jasna Fritzi Bauer, Heike Makatsch,Aurel Manthei u.a.Eine der ärgerlichsten Dinge in schwachenFilmen sind sogenannte guteDialoge. Jeder Satz ein Verweis auf dasThema, ein poetischer Salto Mortale,ein schlauer Bilderwitz. Dann stehtdas todessüchtige Teenagergirl gleichdreifach im Regen. Man sieht es, manversteht es als Metapher und dann bekommtman das geflügelte Wort auchnoch gesagt, quasi vom Drehbuch umdie Ohren gehauen. Und wo wir schonim Regen stehen, kann doch MutterHeike gleich noch so einen Wortflügeldranhängen, „Kind, du holst dir nochden Tod“ zum Beispiel, hatten wirdoch noch nicht, oder? Immer schöneins draufsetzen, das ist das, was eingut gepitchtes Drehbuch leisten muss:punkten, Punkten Punkten. Abhebenund Fliegen wird so ein Drehbuchfilmdann eher nicht. Aber das ist halt das,was die HFF und die Anstaltsdirektorenund wer da noch alles mitspitzt, erwartenund überbewerten: Drehbuchmuss sitzen. Und so sitzen wir dannda mit einem leblosen Bilderwitz, denman Film nennt. (fs) (06.<strong>08</strong>.)FRANKRegie: Lenny AbrahamsonMit: Michael Fassbender, MaggieGyllenhaal, Carla Azar u.a.Der Frage nachgehen, ob das Werkeines Künstlers beziehungsweise Musikersautark werden kann, ohne Bindungan die Person seines Schöpfers Bestandhaben kann, das taten schon so manche,in der Musik etwa die Residentsmit ihrer Maskerade. Es gab auch einengewissen Frank Sidebottom, auf dessenGeschichte diese irisch-britische Produktionbasiert. Der trug immer einenseltsamen Überkopf aus Pappmaché miteinem verstörenden Cartoon-Gesicht.Damit trat er nicht nur auf der Bühneauf, sondern sogar seinen Mitmusikerngegenüber und überhaupt zu sämtlichenTageszeiten und in jeder Situation zeigteer sich nicht ohne seinen Zweitkopf.Klingt echt verrückt, ist es auch, unddennoch tatsächlich „direkt aus demLeben gegriffen“. Was lässt sich nochüber diesen Film sagen? Alberne Komikhier, plötzliche tragische Momentedort – die Mischung unterschiedlicherElemente kombiniert mit einer Reiheunangenehmer Figuren ergibt eineArbeit von ernsthaft beunruhigenderSchrulligkeit. (fs) (27.<strong>08</strong>.)CALIFORNIA CITYRegie: Bastian GüntherMit: Jay Lewis, Chelsea Williams, DanielC. Peart u.a.„Houston“ hieß Bastian Günthers letzterFilm, und den zu sehen war schonein sardonischer Spaß. Wie der deutscheHeadhunter in dubioser Missionin Houston einfach stehengelassenund nicht abgeholt wurde. Wie sicheinfach keine Tür auftat außer die mitder Aufschrift „Karriere Exit“, das warangenehm befreiend und erfrischendnegativ erzählt. „California City“ istnun die nächste Station einer pessimistischenBestandsaufnahme, formalweniger eine Fiktion denn ein Essay,mit Mut zu Wüstensand und Leere.Der Protagonist ist diesmal ein namenloserPool-Reiniger, einen absurdenAuftrag in einer post-apokalyptischenGeisterstadt der Immobilienkrise tätigend.Anders als in „Houston“ sind in„California City“ die Häuser einfachgleich mal leer und unbewohnt – hierwird ein verspekulierter Kapitalismusdokumentiert. Zu den tollen Bilderngesellen sich immerhin Telefonhellseher,fanatische Propheten und dieMusik von Howe „Giant Sand“ Gelb.(fs) (20.<strong>08</strong>.)L‘CHAIM! – AUF DASLEBEN!Regie: Elkan SpillerMit: Chaim & Nechuma LubelskiElkan Spiller hatte bereits 2009 mit„Mama, L‘Chaim“ einen Kurzfilm überseinen Cousin Chaim und dessen MutterNechuma gedreht, nun begleitet erderen besondere Beziehung weiter inLangfilmlänge. Chaims Jugend liegt inden 70ern, doch fährt er immer nochfröhlich kiffend mit dem Auto zumMarktplatz, seine Freiheit für sich behauptend.Seine Mutter zu pflegen istseine Lebensaufgabe, ihre Erinnerungenan die Qualen der deutschen Konzentrationslagersind beider Last. Dertrockene Humor und die ausgelassenenLieder, die Nechuma Lubelski immerwieder anstimmt, helfen, doch könnensie weder ihren Schmerz kaschierennoch Chaims Depressionen verdrängen.Mit seinem Dokumentarfilm porträtiertSpiller, selbst Sohn von Holocaust-Überlebenden, eine bisweilen wütendeUnversöhnlichkeit mit der Geschichte,von der leider gerade auf deutscherSeite nur allzu leichtfertig angenommenwird, es handele sich um eine Vergangenheit,die man besser vergessensollte. (fs) (27.<strong>08</strong>.)FILM DES MONATSANNI FELICI –BARFUSS DURCHS LEBENRegie: Daniele LuchettiMit: Kim Rossi Stuart, Micaela Ramazzotti, Martina Gedeck u.a.„Anni Felici – glückliche Jahre“, beziehungsweise „Barfuß durchs Leben“,klingt ja zunächst erst mal nach einem ganz belanglosen Feelgoodmovie.Aber manchmal lohnt es sich, den deutschen Verleihtiteln zu misstrauen.So war das auch bei „Die wilde Zeit“ von Olivier Assayas – jenesungemein luftige und stimmungsvolle Generationenportrait, das ganzselbstkritisch auf die Konflikte zwischen Politik, Kunst und Liebe inden frühen 1970er Jahren zurückblickte – an die uns diese „glücklichenJahre“ hier nun sofort denken lassen. Hier dreht sich alles um die Frage,ob die Liebe zwischen einem narzisstischen Künstler und seiner vomFeminismus zu Unabhängigkeit und Freiheit inspirierten Frau Bestandhaben kann. Neben Assayas mag man sich auch an die innere Ruheeines Films von Abdellatif Kechiche erinnert sehen, aber unabhängigvon diesen Vergleichen besticht „Anni Felici“ als wahnsinnig sinnlicherBilderrausch, und es grenzt fast an ein Wunder, wie gelungen eine Zeitwiederbelebt wird, die uns hier gleichzeitig wie eine versunkene Äravorkommt. (fs) (27.<strong>08</strong>.)3D