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Frankfurter Allgemeine Zeitung/ ­- Politik, Sáb, 14 de Abril de 2012<br />

CLIPPING INTERNACIONAL (EuGH)<br />

Inflation Kleingläubige EZB-Beamte<br />

Der Führung der Europäischen Zentralbank in<br />

Frankfurt ist das Thema spürbar u<strong>na</strong>ngenehm. Denn<br />

die Mitarbeiter der Institution machen mit einem<br />

Vorstoß deutlich, dass sie am Erfolg der Bewältigung<br />

ihrer Ker<strong>na</strong>ufgabe zweifeln: Für Geldwertstabilität zu<br />

sorgen. Die Perso<strong>na</strong>lvertretung der Notenbank fordert<br />

jetzt, die Pensionen der Mitarbeiter müssten gegen die<br />

Inflation geschützt werden. Sie verlangt damit einen<br />

Versicherung gegen das eigene Versagen.<br />

„Unglücklicherweise sind die Pensionen der<br />

EZB­-Beschäftigten nicht gegen Inflation geschützt“,<br />

sagte Carlos Bowles, ein Sprecher der<br />

Perso<strong>na</strong>lvertretung, der F.A.S. Die Altersvorsorge der<br />

EZB­-Mitarbeiter sei über eine Art Pensionsfonds<br />

organisiert. „Deshalb sollte es normalerweise möglich<br />

sein, die Risiken über geeignete Fi<strong>na</strong>nzinstrumente<br />

abzusichern ­- etwa inflationsindexierte Anleihen.“<br />

Solche geschützten Anleihen bringen zwar in der<br />

Regel etwas weniger Rendite als normale Anleihen.<br />

Aber selbst diesen Preis wären die EZB­-Beschäftigten<br />

zu tragen bereit ­- so groß ist die Furcht der Eurohüter<br />

vor einem Geldwertverlust des Euro.<br />

„Wir verstehen nicht, warum die Führung der EZB es<br />

ablehnt, unsere Pensionen gegen die Inflation zu<br />

schützen“, schimpft die Perso<strong>na</strong>lvertretung. Sogar ein<br />

Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof sei in<br />

dieser Sache anhängig: Ein Pensionär habe mit<br />

Unterstützung der Perso<strong>na</strong>lvertretung und der<br />

Notenbanker­-Gewerkschaft IPSO geklagt.<br />

Der ganze Streit wäre vermutlich nicht weiter<br />

bemerkenswert, wäre die Inflation, vor der sich die<br />

Mitarbeiter der EZB so fürchten, nicht ge<strong>na</strong>u jene<br />

Erscheinung, die zu verhindern oder zumindest<br />

gehörig einzudämmen der Sinn der ganzen<br />

Einrichtung ist.<br />

Die Belegschaftsvertreter argumentieren, es dürfte für<br />

EZB­-Präsident Mario Draghi und sein Direktorium doch<br />

kein Problem sein, einen wirksamen Inflationsschutz<br />

für die Pensionen einzuführen ­- weil sie die Inflation<br />

schließlich selbst beeinflussen könnten. Und wenn die<br />

Inflation niedrig bleibe, wie es der gesetzliche Auftrag<br />

ihrer Chefs doch vorsehe, dann dürfte der<br />

Inflationsschutz über geeignete Fi<strong>na</strong>nzinstrumente<br />

auch keine allzu teure Angelegenheit werden.<br />

Offiziell wollte die Europäische Zentralbank dazu nicht<br />

Stellung nehmen. Sie verwies auf ihre<br />

Anstellungsbedingungen, die eine regelmäßige<br />

Überprüfung und Anhebung der Pensionen vorsehen.<br />

Eine Sprecherin sagte, das laufende Verfahren vor<br />

dem EuGH kommentiere man nicht.<br />

Die Perso<strong>na</strong>lvertretung meint, die Notenbankchefs<br />

wollten sich nicht <strong>na</strong>ch außen blamieren: Wie sähe<br />

das aus, wenn eine Institution antritt, Europa vor der<br />

Inflation zu schützen ­- auf die eigene Arbeit aber so<br />

wenig vertraut, dass sie für die Pensionen der eigenen<br />

Mitarbeiter lieber von Banken einen Inflationsschutz<br />

konstruieren lässt?<br />

Vertreter der Stabilitätslehre in der EZB<br />

argumentieren, es sei gut, wenn diejenigen, die über<br />

die Geldwertstabilität zu wachen hätten, die Folgen der<br />

Inflation am eigenen Leibe spürten. „Das setzt die<br />

richtigen Anreize.“ Ein Inflationsschutz für Pensionen<br />

gehe deshalb „ge<strong>na</strong>u in die falsche Richtung“.<br />

Auch über die Wirkung einer solchen Entscheidung auf<br />

einige Mitgliedsländer im Euroraum ist offenbar in der<br />

EZB diskutiert worden. In einige europäischen Ländern<br />

wie Belgien sind Löhne und Gehälter zum Teil<br />

inflationsindexiert ­- sie steigen also mit zunehmender<br />

Inflation. Mehrere frühere EZB­-Präsidenten haben<br />

solche Regelungen kritisiert, weil sie die Inflation<br />

insgesamt hochtreiben können. Wie aber sollte die<br />

EZB ihren Mitgliedsländern die Inflationsindexierung<br />

austreiben, wenn sie ge<strong>na</strong>u das für die Pensionen der<br />

eigenen Mitarbeiter einführt?<br />

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