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Süddeutsche Zeitung/ - Politik, Seg, 16 de Abril de 2012<br />
CLIPPING INTERNACIONAL (Verfassungsgericht)<br />
Rederechts-Pläne sollen entschärft<br />
werden<br />
Die Kritik war heftig, mehrere Abgeordnete drohten<br />
sogar mit dem Gang vors Verfassungsgericht. Nun<br />
wollen die Bundestagsfraktionen von Union, SPD und<br />
FDP die von ihnen geplante Einschränkung des<br />
Rederechts für Abweichler noch einmal überdenken.<br />
Nach massiven Protesten wollen die Fraktionen den<br />
Streit um die Neuregelung des Rederechts von<br />
Bundestagsabgeordneten entschärfen. "Es gibt jetzt<br />
offenbar einen ersten Entwurf. Das wird im Ältestenrat<br />
von den Fraktionen in den nächsten Wochen weiter<br />
besprochen werden", kündigte der Parlamentarische<br />
Geschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier, in<br />
Berlin an.<br />
Der CDU-Politiker geht <strong>na</strong>ch eigenen Worten davon<br />
aus, "dass wir eine einvernehmliche Regelung finden,<br />
die dem Rederecht des einzelnen Abgeordneten ein<br />
hohes Gewicht beimisst und die Funktionsfähigkeit des<br />
Parlamentes ermöglicht", fügte er hinzu. Aus der SPD<br />
verlautete, bisherige Pläne des<br />
Geschäftsordnungsausschusses, die auf eine<br />
Einschränkung des Rederechts für Abweichler in den<br />
eigenen Reihen hi<strong>na</strong>uslaufen, sollten in dieser Form<br />
nicht weiterverfolgt werden.<br />
Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann<br />
distanzierte sich von den Plänen: "Diese Vorschläge<br />
sind nicht ausgereift und werden so nicht kommen",<br />
sagte er. Die Fraktionen hätten noch gar keine<br />
Gelegenheit gehabt, die Empfehlungen des<br />
zuständigen Geschäftsordnungsausschusses zu<br />
beraten. Reformen der Geschäftsordnung sollten<br />
möglichst im Konsens mit allen Fraktionen<br />
verabschiedet werden. Beides sei nicht geschehen.<br />
"Deswegen wird es auch in der nächsten Woche keine<br />
Abstimmung im Bundestag geben", betonte<br />
Oppermann.<br />
Die Sozialdemokraten im Bundestag hätten deutlich<br />
gemacht, dass der vorliegende Vorschlag nicht<br />
ausgereift sei, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea<br />
Nahles in Berlin. "Eine Einschränkung des Rederechts<br />
ist mit der SPD nicht zu machen", bekräftigte sie.<br />
Auch die FDP-Fraktion sig<strong>na</strong>lisierte<br />
Kompromissbereitschaft. Seine Fraktion werde<br />
"selbstverständlich auf die Kritiker zugehen, mit ihnen<br />
das Gespräch suchen und versuchen, eine von einer<br />
breiten Zustimmung getragene Lösung zu finden",<br />
sagte FDP-Parlamentsgeschäftsführer Jörg van Essen<br />
in Berlin.<br />
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wollten<br />
CDU/CSU, FDP und SPD den Parlamentspräsidenten<br />
verpflichten, das Wort nur noch Rednern zu erteilen,<br />
die von ihren Fraktionen angemeldet wurden. Sie<br />
wollen so die Redezeit von Abgeordneten<br />
einschränken, die nicht der Mehrheitslinie ihrer<br />
Fraktion folgen. Darüber sollte ursprünglich am 26.<br />
April im Bundestag abgestimmt werden.<br />
Die Pläne hatten zuvor heftige Kritik ausgelöst,<br />
mehrere Abgeordnete drohten sogar mit dem Gang<br />
<strong>na</strong>ch Karlsruhe, darunter Klaus-Peter Willsch (CDU)<br />
und Frank Schäffler (FDP). Parlamentspräsident<br />
Norbert Lammert (CDU) hatte den zwei Abgeordneten<br />
in der Debatte um die Schuldenkrise Redezeit<br />
eingeräumt, obwohl sie von der Linie ihrer Fraktion<br />
abgewichen waren - und damit die Diskussion um die<br />
Neuregelung in Gang gesetzt.<br />
Abgeordnete wehren sich gegen Neuregelung<br />
"Ich werde mir nicht das Recht nehmen lassen, das zu<br />
sagen, was mein Gewissen gebietet, und wenn hier<br />
eingegriffen wird, dann muss man als freigewählter<br />
Abgeordneter dagegen vorgehen", sagte der<br />
CDU-Bundestagsabgeordnete Willsch im<br />
Deutschlandfunk. Notfalls bedeute das eine<br />
Verfassungsklage.<br />
"Die Fraktionsgeschäftsführer betrachten das<br />
Parlament als Gegenstand ihrer eigenen Inszenierung,<br />
bei der sie selbst Intendant sein wollen", sagte der als<br />
"Euro-Rebell" bekanntgewordene Willsch. Er habe sich<br />
gefragt, was als nächstes kommen solle,<br />
"Publizierungsverbot oder der Hausarrest".<br />
Der FDP-Abgeordnete Schäffler sieht für eine<br />
Verfassungsklage gute Chancen. "Das<br />
Verfassungsgericht hat immer die Rechte des<br />
Abgeordneten in solchen Fragen gestärkt", sagte er im<br />
Bayerischen Rundfunk. Zunächst müssten aber "die<br />
Abgeordneten selbst aufstehen, selbst ihren Mut<br />
zusammennehmen und gegen diese Tendenzen<br />
ankämpfen". Letztendlich gehe es um den Erhalt der<br />
parlamentarischen Demokratie.<br />
Auch der Grünen-Parlamentarier Hans-Christian<br />
Ströbele hält den Gang zum<br />
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