STF na MÃdia - MyClipp
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aussehende, perfekt gekleidete, amüsant erzählende<br />
Mann allein durch seine Aura Zuversicht. Über künftige<br />
Minister- und Ressortverteilung wird an diesem Tag<br />
gesprochen, über Koalitionen und die nächsten<br />
Aufgaben der Regierung. Dass die Partei, wie zuletzt<br />
im Saarland, untergehen könnte, dass sie im<br />
Überlebenskampf steckt und Kubicki vor der größten<br />
Herausforderung seiner politischen Laufbahn steht das alles wird auf dem Schmuggelstieg nicht einmal<br />
erwähnt.<br />
Kubicki ist jedes Mittel recht, um Stimmen zu holen<br />
Auch später nicht in einem Einkaufszentrum neben der<br />
Autobahn 7 bei Kaltenkirchen, das riesig ist und noch<br />
riesiger werden will, was bisher allerdings durch die<br />
Landesplanung verhindert wird. Hier hält Kubicki ein<br />
Plädoyer für mehr Liberalismus und mehr Wettbewerb.<br />
Diesmal findet er seine Pointe auf Kosten von<br />
CDU-Innenminister Klaus Schlie, weil Landesplanung<br />
Sache des Kieler Innenministeriums ist: „Nun, er ist<br />
Lehrer. Lehrer sind Besserwisser.“ Und damit es nicht<br />
ganz so scharf ankommt, setzt er hinzu: „Anwälte sind<br />
es auch.“ In den Koalitionsverhandlungen werde er<br />
darauf dringen, die Landesplanung dem<br />
Wirtschaftsministerium anzugliedern, verspricht er.<br />
Glaubt Wolfgang Kubicki ernsthaft daran, <strong>na</strong>ch dem 6.<br />
Mai an Koalitionsverhandlungen teilzunehmen? Sagen<br />
darf er jedenfalls nichts anderes. Denn Kubicki ist die<br />
FDP in Schleswig-Holstein, obwohl er in seiner<br />
Laufbahn nur einmal eine kurze Zeit lang<br />
Parteivorsitzender war. Auch Minister ist er nie<br />
geworden, nicht nur wegen seiner oft beschworenen<br />
fi<strong>na</strong>nziellen U<strong>na</strong>bhängigkeit. Er hätte seine<br />
Pointenproduktion einschränken müssen und wäre<br />
auch mal in die Verantwortung genommen worden. So<br />
blieb er als ewiger Fraktionsvorsitzender im Landtag<br />
der glänzende Redner, dem alles zugetraut wird - auch<br />
mehr als fünf Prozent bei der Landtagswahl im Norden<br />
und damit gleich die Rettung der ganzen FDP.<br />
Kubicki ist indes nicht der heiter-ironische<br />
Wahlkämpfer mit Currywurst und Handkuss, als der er<br />
wirken will. Ihm ist vielmehr jedes Mittel recht, um<br />
Stimmen zu holen. Ein bewährtes ist es, über die<br />
Berliner Parteiführung herzuziehen. Schon immer galt<br />
er als der freie Radikale unter den Freien Demokraten.<br />
Erfolgreich war einst die Achse Kubicki-Möllemann,<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung/ - Politik, Dom, 15 de Abril de 2012<br />
CLIPPING INTERNACIONAL (Verfassungsgericht)<br />
Schleswig-Holstein-Nordrhein-Westfalen. Da ging es<br />
2000 schon einmal um die Rettung der Partei. Sie<br />
gelang. Kubicki, gerade 60 Jahre alt geworden, ist<br />
noch immer da. In Nordrhein-Westfalen heißt sein<br />
Partner jetzt Christian Lindner. Der ist ein<br />
Vierteljahrhundert jünger als der Meister aus dem<br />
Norden und wurde deshalb von ihm früher „Bambi“<br />
ge<strong>na</strong>nnt.<br />
Er braucht den zweiten Blick<br />
Kubicki setzt sich in jedes Fernsehstudio und geht in<br />
jede Talkrunde. Er wird gern eingeladen, weil er so<br />
pointiert spricht und dabei gut aussieht. Er nutzt aus,<br />
dass er unter allen Spitzenkandidaten in<br />
Schleswig-Holstein der bekannteste ist, weit über das<br />
Land hi<strong>na</strong>us. Er ist - den Südschleswigschen<br />
Wählerverband einmal ausgenommen - der einzige<br />
Landespolitiker, der auch schon früher mehrmals<br />
Spitzenkandidat seiner Partei war.<br />
Er macht aus der verzweifelten Lage der Partei sogar<br />
noch ein Marketing-Ereignis. „Wählen Sie doch, was<br />
Sie wollen“ steht auf den FDP-Plakaten. Nämlich:<br />
Schulde<strong>na</strong>bbau, bessere Bildungschancen, eine<br />
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zu<br />
diesem spielerischen Wörtlichnehmen gibt es Kubicki<br />
zu sehen mit grauem Haar und grauem Anzug vor<br />
grauer Wand. Auf den ersten Blick sieht so der<br />
Untergang aus, auf den zweiten ist es ein<br />
bemerkenswertes Design. Als zu intellektuell wurde<br />
der Wahlkampfauftritt schon kritisiert. Aber Kubicki<br />
muss auch nicht die Massen erreichen, ihm reichen<br />
fünf Prozent der Wählerstimmen, gern <strong>na</strong>türlich auch<br />
etwas mehr.<br />
Er braucht den zweiten Blick, er braucht die<br />
Zweitstimme der Schleswig-Holsteiner. Zweieinhalb<br />
Jahre lang saß die FDP in der Kieler Regierung - <strong>na</strong>ch<br />
mehreren gescheiterten Anläufen zuvor, zuletzt 2005.<br />
Die Neuwahl schon <strong>na</strong>ch der Hälfte der<br />
Legislaturperiode hatte das Verfassungsgericht<br />
angeordnet. 2009 erreichte die FDP fast 15 Prozent<br />
der Wählerstimmen. Diesmal wäre ein Drittel ein<br />
ungleich größerer Erfolg. Es sieht nicht gut aus für die<br />
Partei. Aber: Ist der Kieler Landtag ohne Kubicki<br />
überhaupt vorstellbar?<br />
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