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The First Class of Fulbrighters - Fulbright-Kommission

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DER STUDIENAUFENTHALT IN ROCHESTER<br />

war für mich sehr gewinnbringend und hat sich auch auf<br />

meine nachfolgenden Studienjahre sehr positiv ausgewirkt,<br />

da der Lehrst<strong>of</strong>f, insbesondere auf dem Gebiet der <strong>The</strong>oretischen<br />

Chemie, in den USA seinerzeit fortschrittlicher<br />

war als in Deutschland. Auch außerhalb meines Fachstudiums<br />

war mein Aufenthalt durch eine Fülle neuer Begegnungen<br />

und Freundschaften sowie Reisen in die nähere und<br />

weitere Umgebung außerordentlich erlebnis- und lehrreich.<br />

Nach Beendigung des akademischen Jahres in Rochester<br />

und einer anschließenden sechswöchigen Autoreise mit<br />

einem amerikanischen Freund zu den national parks im<br />

Westen bis nach Kalifornien bin ich im Sommer 1954 mit<br />

der MS Berlin wieder nach Hause zurückgekehrt. Ich ging<br />

nicht ungern wieder nach Hause, denn meine Bindungen<br />

zu meiner Familie, zu alten Freunden und zur eigenen Kultur<br />

waren stark geblieben. Dennoch hat mir nach meiner<br />

Rückkehr vieles in der alten Heimat nicht mehr gefallen<br />

und die Sehnsucht nach den USA ist immer wieder aufgeflackert.<br />

Durch meinen Amerikaaufenthalt und Begegnungen<br />

mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen<br />

hatte ich gelernt, mein eigenes Land auch von<br />

anderen Perspektiven aus zu sehen, und mein Auge war für<br />

das Erkennen von Kritikwürdigem sehr geschärft worden.<br />

Als vorteilhaft empfand ich auch die bei meinem<br />

Amerikaaufenthalt gewonnene Erkenntnis, dass man in den<br />

USA – wohl geprägt durch das angelsächsische Erbe – in<br />

manchem anders denkt als bei uns, und dass die dort häufig<br />

praktizierten andersartigen Denkansätze und dadurch<br />

Eine internationale Gruppe nahm<br />

an den Einführungstagen bei Duke<br />

University teil. Hier Wellenreuther<br />

(rechts) mit <strong>Fulbright</strong> Stipendiaten<br />

aus Ägypten und Indien.<br />

20 21<br />

bedingte Verhaltensweisen sich dadurch auch bei sich selbst<br />

als nützlich erweisen können.<br />

ALS ICH ENDE DER 60ER JAHRE in dem<br />

Unternehmen, in welchem ich nach meiner Hochschulzeit<br />

berufstätig wurde, die Gelegenheit erhielt, erneut in die<br />

USA zu gehen, um dort am Bau einer neuen großen Industrieanlage<br />

mitzuwirken, ergriff ich diese Herausforderung<br />

sehr gerne und zog mit Sack und Pack, Frau und Kindern<br />

(meine beiden Töchter waren damals 5 und 7 Jahre alt)<br />

nach South Carolina. Ich schuf dort für mich und meine<br />

Familie für die Dauer von 4 Jahren eine wunderschöne neue<br />

Heimat mit neuen und guten Freunden, für meine Firma<br />

eine gut funktionierende technische Anlage und wirkte<br />

maßgeblich daran mit, der Stadt, in der sich dies abspielte,<br />

eine zusätzliche Prosperität mit über 1000 neuen Arbeitsplätzen<br />

zu bringen. Die Erfahrungen mit Land und Leuten<br />

und natürlich auch die Sprachkenntnisse, die ich mir<br />

während meines <strong>Fulbright</strong>-Jahres erworben hatte, kamen<br />

mir dabei sehr zustatten. Ich möchte nicht unerwähnt<br />

lassen, dass ich bei meinem beruflichen Wirken in South<br />

Carolina mein Augenmerk <strong>of</strong>t und gerne auch darauf ausrichtete,<br />

mich für all das dankbar zu erweisen, was mir als<br />

<strong>Fulbright</strong>-Stipendiat ca. 2 Jahrzehnte zuvor ermöglicht<br />

wurde.<br />

Ich wünsche, dass noch viele junge Menschen aus<br />

Deutschland die Gelegenheit erhalten werden, mit einem<br />

<strong>Fulbright</strong>-Stipendium einen Studienaufenthalt in den USA<br />

zu verbringen, um damit die großartige Bereicherung zu<br />

erfahren, die mir vor 50 Jahren selbst zuteil wurde.<br />

Dr. Gerhard Wellenreuther wurde 1929 in Mannheim geboren. Verzögert durch den Krieg legte Wellenreuther 1949 die Abiturprüfung<br />

ab. Im Anschluss daran begann er sein Chemiestudium an der Universität Würzburg. 1953 erhielt er ein <strong>Fulbright</strong>-Stipendium für ein<br />

einjähriges Studium an der University <strong>of</strong> Rochester, NY. Nach seiner Rückkehr setzte er sein Chemiestudium an der Universität Heidelberg<br />

fort und promovierte dort im Mai 1958 zum Doktor der Naturwissenschaften. Er blieb noch für weitere zwei Jahre an der Universität<br />

als wissenschaftlicher Assistent und trat im Mai 1960 in die BASF-Aktiengesellschaft ein. Er blieb dort nahezu 34 Jahre<br />

beschäftigt. Während seiner Dienstzeit bei BASF verbrachte er als Delegierter bei einer amerikanischen Tochtergesellschaft vier Jahre in<br />

den USA. Seit Ende 1993 lebt er im Ruhestand. Wellenreuther ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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