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The First Class of Fulbrighters - Fulbright-Kommission

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Drumherum des Spiels war mir anfangs befremdlich: die<br />

Stanford Band in Uniformen, die an Zirkusmusiker erinnerten,<br />

die pom pom girls, die Gesänge und skandierten<br />

Anfeuerungsrufe erschienen mir „unakademisch“. Doch es<br />

dauerte nicht lange, bis auch mich diese Seite des Stanford<br />

spirit gepackt hatte und ich mich begeistert anschloss.<br />

Football war immer eine Attraktion, zum großen Fest<br />

wurde das gegen den Erzrivalen Berkeley ausgetragene big<br />

game. In Stanford wurde vieles gefeiert.<br />

DAS GROSSZÜGIGE STIPENDIUM, durch gelegentliche<br />

Jobs weiter angehoben, ermöglichte mir in vieler<br />

Hinsicht einen anderen Lebensstil als den zu Hause<br />

üblichen. So konnte ich komfortabler wohnen und meine<br />

Garderobe deutlich aufbessern. Besonders hatten es mir<br />

Nylonhemden und –socken angetan. Erst vor ein paar<br />

Tagen erinnerte mich ein Freund daran, dass ich ihm 1954<br />

von Stanford solche Socken zum Geburtstag schickte mit<br />

dem Kommentar: „...leicht zu waschen und noch nach<br />

Monaten ohne das kleinste Loch“. Zum veränderten<br />

Lebensstil zählte auch mein 37er Studebaker. Er erleichterte<br />

die Ausdehnung meiner Aktivitäten über Stanford<br />

hinaus, begünstigte auch meine dating-Chancen. Er trug<br />

mich in die Sierra Nevada, den Yosemite Park, auf dem<br />

Highway 1 nach Los Angeles, nach Reno und viele Male<br />

nach San Francisco. Gelegentlich versagte er seine Dienste,<br />

ließ mich nach einem Ampelstopp nicht vom Fleck kommen.<br />

Dann fand sich immer ein hilfsbereiter Mensch, der<br />

mich ohne Aufhebens bumper-to-bumper flott machte und<br />

mit einer grüßenden Handbewegung wieder verschwand.<br />

Die Chemie einer lebenslangen<br />

Beziehung<br />

von Gerhard Wellenreuther<br />

ES WAR EIN ERHEBENDES GEFÜHL BESON-<br />

DERER ART, als ich im Frühjahr 1953, wo die Narben<br />

des Zweiten Weltkrieges noch lange nicht verheilt waren,<br />

von der <strong>Fulbright</strong>-<strong>Kommission</strong> in Bad Godesberg einen<br />

Brief erhielt und daraus entnehmen durfte, dass mir ein<br />

Stipendium für ein einjähriges Studium in den USA zugesprochen<br />

wurde. Das monatelange angespannte Abwarten,<br />

ob die mit dem Bewerbungsverfahren verbundenen Vorstellungsgespräche<br />

in München und Nürnberg letztendlich<br />

zum Erfolg führen würden oder aber nicht, kam so zu einem<br />

erfreulichen Ende. Es begann für mich damit nicht nur einer<br />

der ereignisreichsten Abschnitte meines Lebens, sondern<br />

auch einer, der mein weiteres Leben in sehr starkem Maße<br />

beeinflusste und prägte.<br />

Die Abreise nach den USA im Juli des gleichen Jahres<br />

begann mit einer Einführungsveranstaltung in Bad Honnef<br />

Mit den beeindruckenden commencement exercises endete<br />

das akademische Jahr im Juni und damit auch mein<br />

Stipendium. Ich blieb noch bis Mitte September in Kalifornien,<br />

wohnte bei Verwandten in Stockton, arbeitete auf<br />

einer Farm und zur Zeit der Pfirsichernte in einer cannery,<br />

was nicht möglich gewesen wäre ohne den vorherigen<br />

Beitritt zur „International Brotherhood <strong>of</strong> Teamsters,<br />

Chauffeurs, Warehousemen and Helpers“. So lernte ich<br />

nach dem privilegierten Leben an einer elitären Universität<br />

auch eine andere Seite Amerikas kennen einschließlich<br />

der skid rows mancher Städte mit ihren heruntergekommenen<br />

bettelnden Gestalten.<br />

RÜCKFAHRT NACH NEW YORK WIEDER<br />

AUF RÄDERN, dieses Mal denen von Greyhound-Bussen<br />

und mit vielen Zwischenstopps. Wie vor mehr als einem<br />

Jahr die Bahnfahrt nach Kalifornien führte auch diese<br />

Reise die großartige Vielfalt des Landes vor Augen. Die<br />

zehntägige Seefahrt nach Bremerhaven auf der ‚Gripsholm’,<br />

dem ersten vom Norddeutschen Lloyd nach dem<br />

Krieg in Dienst gestellten Passagierschiff, wurde eine fröhliche<br />

<strong>Fulbright</strong>-Party, zu der sich Heimkehrer und viele<br />

amerikanische Studentinnen und Studenten auf dem Wege<br />

nach Deutschland trafen.<br />

Das kalifornische Jahr war eine Zeit, für die ich sehr<br />

dankbar bin. Es hat meine persönliche und berufliche<br />

Entwicklung deutlich beeinflusst. Meine für Amerika empfundene<br />

Zuneigung blieb trotz gelegentlicher Irritationen<br />

bis heute erhalten.<br />

zusammen mit ca. 50 anderen Stipendiaten. Von dort ging<br />

es mit einer viermotorigen Propellermaschine der Scandinavian<br />

Airlines ab Flughafen Düsseldorf über Kopenhagen,<br />

Prestwick (Schottland), und Gander (Neufundland) nach<br />

New York. Die Flugreise war meine erste und dauerte – wie<br />

damals üblich – nahezu 24 Stunden.<br />

Nach einigen Tagen im turbulenten New York, wo völlig<br />

Neuartiges und Superlative aller Art von allen Seiten auf mich<br />

einströmten, fuhr ich mit dem Zug nach Durham, North<br />

Carolina, um an der Duke University zusammen mit 37<br />

<strong>Fulbright</strong>-Stipendiaten aus 16 Ländern an einem mehrwöchigen<br />

Orientierungsprogramm teilzunehmen – ein interessantes<br />

Erlebnis. Im Anschluss daran fuhr ich dann, ebenfalls wieder<br />

mit dem Zug, nach Rochester, New York, um an der Graduate<br />

School der dortigen Universität mein Chemie-Studium für<br />

die Dauer von zwei Semestern fortzusetzen.

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