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The First Class of Fulbrighters - Fulbright-Kommission

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Rubrik „race“ einsetzen müßte, denn es kann doch hier wohl<br />

nicht sein, dass ich wie 1937 als Bub im Turnverein „arisch“<br />

schreiben müsse. „Oh, no,“ meinte Mr. Weatherspoon, „black<br />

or white is enough“. Ich setzte „white“ ein, aber brachte Mr.<br />

Weatherspoon in nachdenkliche Verlegenheit, als ich ihn<br />

fragte: „What is the difference between the question black/white<br />

and arian/jewish?“ Heute, das weiß ich inzwischen, darf man<br />

auch an der privaten Duke University eine solche Frage nach<br />

dem „race“ im Einschreibeformular nicht mehr stellen. Im<br />

übrigen bin ich dem Undergraduate College und damit der<br />

Oberhoheit von Dean Weatherspoon schnell entkommen,<br />

Dr. Hans Karl Kandlbinder, wurde 1931 in Passau geboren.<br />

Nach umfassender Ausbildung in Europa und Amerika<br />

(Dipl.-Kfm. und Dr. phil., Universität München, AM,<br />

Duke University, Durham, NC) war Kandlbinder stets auf<br />

dem Finanzsektor tätig: Bei Deutsche Bank (1958-62), auf<br />

Industrieseite (u.a. 12 Jahre Finanzdirektor bei Philips in<br />

Hamburg und in Eindhoven) und zuletzt im Vorstand einer<br />

Münchener Lebensversicherung; seit 1985 ist Kandlbinder mit<br />

seiner Investment-Beratung für institutionelle Anleger als<br />

Fondsspezialist international tätig. Er gilt als einer der Väter<br />

des Anlagemediums Spezialfonds. Jährlich kommentiert Kandlbinder<br />

die aktuelle Spezialfonds-Lage. Seit 1998 erscheinen<br />

diese Studien jährlich, u.a. unter dem Titel „<strong>The</strong> Kandlbinder<br />

Report“ in englischer Sprache in der Zeitschrift „Investment &<br />

Pensions Europe“. Als Lehrbeauftragter für Betriebswirtschaftlehre<br />

/ Finanzwirtschaft dozierte Dr. Kandlbinder 6<br />

Jahre an der Universität Münster und 5 Jahre an der Universität<br />

Passau.<br />

denn nach einem Gutachten des Germanistik-Pr<strong>of</strong>essors der<br />

Duke University Dr. Vollmer wurde ich<br />

gemäß meinem Antrag s<strong>of</strong>ort in der Graduate School <strong>of</strong><br />

Arts and Sciences zugelassen, obwohl ich mein Zimmer im<br />

undergraduate Wohntrakt behalten durfte.<br />

ES GELANG MIR DANN an der Duke University<br />

im akademischen Jahr 1953-54 in Pr<strong>of</strong>. Dr. Robert Samuel<br />

Rogers einen Magistervater zu finden, bei dem ich eine<br />

thesis zu Gnaeus Maulius Volso, dem römischen Konsul des<br />

Jahres 189 vor Christus ablieferte. Diese thesis baute ich<br />

später weiter aus und sie wurde dann in deutscher Sprache<br />

meine Dissertation zum Dr. phil. an der Ludwig Maximilians<br />

Universität zu München bei Pr<strong>of</strong>. Dr. Alexander Graf<br />

Schenk von Staffenberg. Auch wissenschaftlich-akademisch<br />

ist mein Jahr in den USA auf diese Weise mehr als fruchtbar<br />

gewesen, denn die Möglichkeiten des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens in den Bibliotheksräumen der Duke University<br />

waren unvergleichlich besser als in München. In<br />

München durfte man damals noch nicht direkt an die<br />

Regale der großen Bibliotheken gehen, die zudem noch<br />

stark durch Kriegseinwirkung beeinträchtigt waren (z.B.<br />

durch Auslagerungen, Brandverluste und dergleichen).<br />

Während man in München für jedes Buch, das man ausleihen<br />

wollte, einen Leihschein dreifach ausfüllen musste,<br />

bekam man an der Duke University, wenn man ein <strong>The</strong>ma<br />

wissenschaftlich bearbeitete, in der Bibliothek und zwar in<br />

der Etage wo die betreffenden Fachbücher standen, einen<br />

sogenannten carrel (d.h. einen kleinen Raum mit<br />

Schreibtisch und <strong>of</strong>fenen Regalen) zugewiesen, wo man bis<br />

zu gut 100 Bücher aus der Bibliothek hinstellen durfte,<br />

ohne auch nur einen Zettel ausfüllen zu müssen; in dem<br />

carrel konnte man sich in aller Ruhe aus den Büchern handschriftlich<br />

exerzieren, was man brauchte.<br />

ZU DEN UR-ERFAHRUNGEN eines amerikanischen<br />

Demokratie-Erlebnisses gehört in meinen besten Erinnerungen<br />

folgender Vorgang: Zu Thanksgiving 1953 leistete<br />

ich mir einen Besuch der Metropolitan Opera in New<br />

York, wohin ich aus Kostengründen mit dem Greyhoundbus<br />

gefahren bin; die Rückfahrt führte den Bus über Nacht<br />

durch verschiedene Bundesstaaten, in denen jeweils andere<br />

Verkehrgesetze galten. Überquerte der Bus eine Bundesstaatengrenze,<br />

hielt der Fahrer an und verkündete, wie sich<br />

die Fahrgäste (z.B. Farbige) ab jetzt (nach den gesetzlichen<br />

Bestimmungen) zu setzen hätten (vorne oder hinten); als<br />

Abschluss fügte er jene Worte hinzu, die mich zurecht so<br />

beeindruckten: „Please, cooperate with the law!“. Und ohne<br />

Murren setzten sich die betr<strong>of</strong>fenen Fahrgäste um. Aus<br />

dem römischen und noch mehr aus dem deutschen Rechtskreis<br />

hatte ich noch gelernt, dass man Gesetzen<br />

„gehorchen“ müsse. Der Gedanke des „Please, cooperate with<br />

the law“ wird mich mein Leben lang faszinieren.<br />

Ein Erlebnis der besonderen Art bescherte mir der<br />

Musikdirektor der Duke University, Mr. Barnes, der<br />

gleichzeitig das Glockenspiel der Duke Kathedrale schlug.<br />

Bei Mr. Barnes hatte ich mich in dessen Chor vorgestellt,<br />

da ich als ehemaliger Regensburger Domspatz eine gewisse<br />

musikalische Vorbildung hatte. Mr. Barnes lud mich dann<br />

als erstes ein, mit ihm den Duke Turm zu besteigen und<br />

ihm beim Schlagen des Glockenspiels zuzuschauen. Plötzlich<br />

bedeutete er mir durch Gesten, dass er etwas für mich<br />

spielen wollte und es erklang weit schallend in die Umgebung<br />

– ich konnte es kaum glauben, denn immerhin war<br />

der Zweite Weltkrieg erst acht Jahre vergangen –<br />

„Deutschland, Deutschland über alles ...“ Mr. Barnes hatte<br />

das Lied natürlich bewusst gewählt, freute sich über meine<br />

Reaktion und schob mir zwischen den Schlägen auf die<br />

Tasten des Glockenspiels das Gesangbuch der methodistischen<br />

Kirche zu, wobei er auf eine Seite hindeutete:<br />

„Glorious things <strong>of</strong> thee are spoken, Christ the Lord ...“, Melodie<br />

Haydn – dies war des Rätsels Lösung, aber ich habe mich<br />

trotzdem über die deutschfreundliche Geste von Mr. Barnes<br />

gefreut.<br />

DEN VORTRAG ÜBER DIE „BERLIN REVO-<br />

LUTION 1953“ habe ich dann tatsächlich nicht nur beim<br />

Rotary Club Durham gehalten, sondern auch bei anderen<br />

Rotary Clubs in North Carolina sowie in Alabama, Florida<br />

und Kalifornien, wohin ich zum Abschluss des akademischen<br />

Jahres mit einem 99-dollar-ticket eine für mich sagenhafte<br />

Rundreise machte – sogar mit Abstechern nach<br />

Mexiko und Kanada. Auch lokale Organisationen der<br />

American Legion, also der Kriegsveteranen holten mich zu<br />

meinem stets mit Überzeugung präsentierten Standardvortrag,<br />

denn mit diesem <strong>The</strong>ma war ich ein gefragter Anti-<br />

Kalter-Krieger auf der Seite der Freiheit.<br />

Einmal erlebte ich eine echt mutige Beamtenzivil-

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