journal of european integration history revue d'histoire de l ...
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Book reviews – Comptes rendus – Buchbesprechungen 121<br />
Beschlüsse hervorbringen könnte, selbst wenn diese dann nicht auf das Einverständnis aller<br />
Mitgliedstaaten stoßen. Im Bereich <strong>de</strong>r Außenpolitik geht es, so <strong>de</strong>r Autor, vermehrt darum,<br />
die Partner zu überzeugen anstatt sein Vetorecht einzusetzen (S.132).<br />
Im abschließen<strong>de</strong>n Kapitel analysiert Rudolf G. Adam die GASP nach <strong>de</strong>n<br />
Schlussfolgerungen <strong>de</strong>s Europäischen Rats von Nizza. Durch die Schaffung <strong>de</strong>s PSK in<br />
Brüssel „wird die EU künftig ohne Verzögerung, zeitnah und gezielt reagieren können”<br />
(S.143). Mit „Nizza”, so <strong>de</strong>r Autor, kommt es zu einer Verlagerung von einer<br />
„<strong>de</strong>klaratorischen GASP” hin zu einer „operativen GASP”. Im Entscheidungsprozess ist die<br />
verstärkte Einbindung <strong>de</strong>s Europäischen Parlaments in <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r GASP/ESVP<br />
relevant. Der Ansatz, die WEU-Versammlung hier einfach fortzuführen, scheint <strong>de</strong>m Autor<br />
letztlich zum Scheitern verurteilt, weil sie innerhalb <strong>de</strong>r EU kein Mandat und keine <strong>de</strong>m<br />
Europäischen Parlament vergleichbare Legitimation besitzt. Das Zusammenlegen<br />
militärischer Fähigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedstaaten (Bsp. Logistik, Transport,<br />
Medizin- und Sanitätswesen) und <strong>de</strong>r Aufbau gemeinsam betriebener Fähigkeiten<br />
(weltraumgestützte Aufklärung kann sich z.B. kein EU-Mitgliedstaat selbständig leisten) ist<br />
„<strong>de</strong>nkbar, wünschbar und wahrscheinlich.” Die Perspektive einer einheitlichen europäischen<br />
Verteidigungsstruktur ist <strong>integration</strong>spolitisch ein sinnvolles Ziel. Offen bleibt zur Zeit<br />
freilich, ob es auch verteidigungspolitisch ein sinnvolles Ziel ist. Der Autor kommt zur<br />
folgen<strong>de</strong>n Schlussfolgerung: „Die NATO bleibt letzter Garant und Rückversicherer <strong>de</strong>r<br />
europäischen Frie<strong>de</strong>nsordnung.” (S.147). „Die europäische Einigung darf nicht mit <strong>de</strong>n<br />
vitalen transatlantischen Beziehungen in ein Konkurrenzverhältnis geraten. Wir wollen<br />
ESVP in Ergänzung und zur Stärkung <strong>de</strong>r NATO aufbauen, nicht als potenziellen Rivalen”.<br />
Die Frage <strong>de</strong>r Vergemeinschaftung <strong>de</strong>r Verteidigung <strong>de</strong>r EU stellt sich <strong>de</strong>rzeit nicht: „Wir<br />
wollen jedoch die Perspektive einer langfristigen Entwicklung in diese Richtung je<strong>de</strong>nfalls<br />
nicht verbauen” (S.147). Derzeit ist die Voraussetzung für eine Beistandsgarantie innerhalb<br />
<strong>de</strong>r EU eine vollständige Kongruenz von EU- und NATO-Mitgliedschaften.<br />
Diese Publikation bil<strong>de</strong>t einen übersichtlichen und umfassen<strong>de</strong>n Überblick über die<br />
Entwicklung und die Herausfor<strong>de</strong>rungen für die GASP/ESVP. Obwohl En<strong>de</strong> 2001<br />
abgeschlossen und Anfang 2002 erschienen, ist das Buch keineswegs als historisch zu<br />
bezeichnen, son<strong>de</strong>rn erläutert die aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen für die von <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichkeit wenig beachteten Entwicklung in <strong>de</strong>r Sicherheit und Verteidigung Europas.<br />
Dr. Gunther Hauser<br />
Institut für Strategie und Sicherheitspolitik,<br />
Lan<strong>de</strong>sverteidigungsaka<strong>de</strong>mie Wien<br />
Franz KNIPPING – Rom, 25. März 1957. Die Einigung Europas, dtv, München, 2004,<br />
365 S. – ISBN 3-423-30609-2 – 15 €.<br />
Die historische Erforschung <strong>de</strong>s europäischen Integrationsprozesses hat in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren zahlreiche Lücken schließen können. Dabei überwogen Einzelstudien, die <strong>de</strong>r<br />
Aktenfreigabe folgten. Gesamtdarstellungen über die Entwicklung <strong>de</strong>r europäischen<br />
Einigung von ihren Anfängen bis in die Gegenwart sind bisher hauptsächlich in englischer<br />
und französischer Sprache erschienen; <strong>de</strong>utschsprachige Überblickswerke gibt es bisher<br />
kaum. In diese Lücke stößt Franz Knipping mit seinem Buch über die Einigung Europas,<br />
das in <strong>de</strong>r bewährten Reihe „20 Tage im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt” erschienen ist.<br />
Zunächst schil<strong>de</strong>rt Knipping in einem knappen Anfangskapitel die historischen Wurzeln<br />
Europas, sowie die Entstehung europäischer Einigungspläne, um im zweiten Kapitel die<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Katastrophe <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs für die Umsetzung <strong>de</strong>r Europapläne und<br />
-projekte hervorzuheben. Im Hauptteil steht dann die politische und wirtschaftliche