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120 Book reviews – Comptes rendus – Buchbesprechungen relationship with the United States are amongst the main factors which have prevented Britain so far from fully engaging with its continental counterparts on CFSP matters, or from embracing thoroughly the integrationist aims and ethos many continental countries associate with CFSP” (S.41). Großbritannien agiert nach dem Prinzip: “Wir haben keine dauerhaften Freunde, nur dauerhafte Interessen” (ebd.). Aufgrund der Insellage Großbritanniens und der geografischen Trennung vom europäischen Kontinent sehen sich viele Briten auf dem halben Weg zwischen Europa und den USA (S.41). Erstmals verkündete der britische Premier Tony Blair auf dem informellen Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Pörtschach/Kärnten im Herbst 1998, dass Großbritannien bereit ist, die Entwicklung der ESVP zu unterstützen – unter folgenden Bedingungen: Ausbau der militärischen als der institutionellen Fähigkeiten, Bewahrung der Zwischenstaatlichkeit der GASP/ESVP und keine Duplizierung zur NATO. Im November 1998 waren sich in Saint Malo Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac und Tony Blair einig, autonome militärische Fähigkeiten für die EU zu entwickeln. Paul Luif verfasste seinen Beitrag über „Die Bündnisfreien und neutralen Mitgliedstaaten der EU: Ihre Position in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik”. Mit der Einführung der GASP mussten Finnland, Österreich und Schweden ihre Außen- und Sicherheitspolitik den rechtlichen Bestimmungen, aber auch schon der Politik der EU vor ihrem Beitritt anpassen. Die neutralen/bündnisfreien wurden dabei nicht zur Übernahme einer militärischen Beistandsklausel gezwungen. Diese wiederum akzeptierten die sich entwickelnde militärische Zusammenarbeit der EU-Staaten. Die Regierungen der neutralen/ bündnisfreien Staaten stecken jedoch „in einem Dilemma. Sie haben versprochen, den Aufbau der Krisenreaktionskräfte im Rahmen der militärischen Zusammenarbeit der EU mitzutragen, auch im Hinblick auf ein glaubwürdiges Auftreten gegenüber der NATO (sprich der USA) und sonstiger Drittstaaten. Gegenüber der eigenen Bevölkerung müssen sie die neuen Aktionsmöglichkeiten als eine Fortsetzung der bekannten peacekeeping Einsätze der UNO darstellen. Ob damit die EU ein handlungsfähiger Akteur im Krisenmanagement sein wird, sei dahin gestellt” (S.75). Ben Soetendorp und Rob de Wijk behandelten den niederländischen Standpunkt über die GASP/ESVP in ihrem Beitrag „A Dutch policy reversal towards the ESDP”. Die außen- und Sicherheitspolitik der Niederlande stützt sich weiterhin auf die NATO als das wesentliche Instrument für Frieden, Sicherheit und Stabilität. Die Niederlande unterstützen einen Ausbau der militärischen Fähigkeiten innerhalb der ESVP. Niederländische Politiker schließen derzeit aus, dass sich die ESVP als Alternative zur NATO entwickeln wird, beide Autoren sind jedoch der Meinung, „that in the long term the EU will almost certainly replace NATO as the major European defence organisation. NATO will remain in place as a political platform for transatlantic co-operation, while its much-praised integrated military structure could be split in a EU and a North American part” (S.95). Antonio Missiroli analysierte die Rolle Italiens in der ESVP (”Italy: continuity, change, and adaption”). Die italienische Europapolitik hat eine Stärkung der GASP zum Ziel, auch eine allmähliche Vergemeinschaftung, mit der Möglichkeit der schrittweisen Einführung einer qualifizierten Mehrheit. Jedoch soll im Fall der Verteidigung innerhalb der ESVP die Einstimmigkeit beibehalten werden. Die NATO bildet den Kern gemeinsamer Militäraktionen und somit der Eckstein der „hard security” Italiens (S.114). Italien würde eine tiefere Involvierung der Europäischen Kommission in den zweiten Pfeiler begrüßen. Florence Deloche-Gaudez beschrieb “Frankreichs widersprüchliche Positionen in der GASP”. Frankreich geht davon aus, dass die Gemeinschaftsmethode im Bereich der GASP nicht angewendet werden kann und dass die qualifizierte Mehrheit sich dann als unangemessene Beschlussmethode erweist, wenn es darum geht, über den Einsatz menschlicher Leben zu entscheiden. Frankreich setzt auf die Herausbildung einer „Entscheidungskultur” und u.a. auf den Druck der Ereignisse, der im Krisenfall schnelle
Book reviews – Comptes rendus – Buchbesprechungen 121 Beschlüsse hervorbringen könnte, selbst wenn diese dann nicht auf das Einverständnis aller Mitgliedstaaten stoßen. Im Bereich der Außenpolitik geht es, so der Autor, vermehrt darum, die Partner zu überzeugen anstatt sein Vetorecht einzusetzen (S.132). Im abschließenden Kapitel analysiert Rudolf G. Adam die GASP nach den Schlussfolgerungen des Europäischen Rats von Nizza. Durch die Schaffung des PSK in Brüssel „wird die EU künftig ohne Verzögerung, zeitnah und gezielt reagieren können” (S.143). Mit „Nizza”, so der Autor, kommt es zu einer Verlagerung von einer „deklaratorischen GASP” hin zu einer „operativen GASP”. Im Entscheidungsprozess ist die verstärkte Einbindung des Europäischen Parlaments in den Prozess der GASP/ESVP relevant. Der Ansatz, die WEU-Versammlung hier einfach fortzuführen, scheint dem Autor letztlich zum Scheitern verurteilt, weil sie innerhalb der EU kein Mandat und keine dem Europäischen Parlament vergleichbare Legitimation besitzt. Das Zusammenlegen militärischer Fähigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedstaaten (Bsp. Logistik, Transport, Medizin- und Sanitätswesen) und der Aufbau gemeinsam betriebener Fähigkeiten (weltraumgestützte Aufklärung kann sich z.B. kein EU-Mitgliedstaat selbständig leisten) ist „denkbar, wünschbar und wahrscheinlich.” Die Perspektive einer einheitlichen europäischen Verteidigungsstruktur ist integrationspolitisch ein sinnvolles Ziel. Offen bleibt zur Zeit freilich, ob es auch verteidigungspolitisch ein sinnvolles Ziel ist. Der Autor kommt zur folgenden Schlussfolgerung: „Die NATO bleibt letzter Garant und Rückversicherer der europäischen Friedensordnung.” (S.147). „Die europäische Einigung darf nicht mit den vitalen transatlantischen Beziehungen in ein Konkurrenzverhältnis geraten. Wir wollen ESVP in Ergänzung und zur Stärkung der NATO aufbauen, nicht als potenziellen Rivalen”. Die Frage der Vergemeinschaftung der Verteidigung der EU stellt sich derzeit nicht: „Wir wollen jedoch die Perspektive einer langfristigen Entwicklung in diese Richtung jedenfalls nicht verbauen” (S.147). Derzeit ist die Voraussetzung für eine Beistandsgarantie innerhalb der EU eine vollständige Kongruenz von EU- und NATO-Mitgliedschaften. Diese Publikation bildet einen übersichtlichen und umfassenden Überblick über die Entwicklung und die Herausforderungen für die GASP/ESVP. Obwohl Ende 2001 abgeschlossen und Anfang 2002 erschienen, ist das Buch keineswegs als historisch zu bezeichnen, sondern erläutert die aktuellen Herausforderungen für die von der Öffentlichkeit wenig beachteten Entwicklung in der Sicherheit und Verteidigung Europas. Dr. Gunther Hauser Institut für Strategie und Sicherheitspolitik, Landesverteidigungsakademie Wien Franz KNIPPING – Rom, 25. März 1957. Die Einigung Europas, dtv, München, 2004, 365 S. – ISBN 3-423-30609-2 – 15 €. Die historische Erforschung des europäischen Integrationsprozesses hat in den letzten Jahren zahlreiche Lücken schließen können. Dabei überwogen Einzelstudien, die der Aktenfreigabe folgten. Gesamtdarstellungen über die Entwicklung der europäischen Einigung von ihren Anfängen bis in die Gegenwart sind bisher hauptsächlich in englischer und französischer Sprache erschienen; deutschsprachige Überblickswerke gibt es bisher kaum. In diese Lücke stößt Franz Knipping mit seinem Buch über die Einigung Europas, das in der bewährten Reihe „20 Tage im 20. Jahrhundert” erschienen ist. Zunächst schildert Knipping in einem knappen Anfangskapitel die historischen Wurzeln Europas, sowie die Entstehung europäischer Einigungspläne, um im zweiten Kapitel die Bedeutung der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs für die Umsetzung der Europapläne und -projekte hervorzuheben. Im Hauptteil steht dann die politische und wirtschaftliche
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associate with CFSP” (S.41). Großbritannien agiert nach <strong>de</strong>m Prinzip: “Wir haben keine<br />
dauerhaften Freun<strong>de</strong>, nur dauerhafte Interessen” (ebd.). Aufgrund <strong>de</strong>r Insellage<br />
Großbritanniens und <strong>de</strong>r geografischen Trennung vom europäischen Kontinent sehen sich<br />
viele Briten auf <strong>de</strong>m halben Weg zwischen Europa und <strong>de</strong>n USA (S.41). Erstmals<br />
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Regierungschefs in Pörtschach/Kärnten im Herbst 1998, dass Großbritannien bereit ist, die<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r ESVP zu unterstützen – unter folgen<strong>de</strong>n Bedingungen: Ausbau <strong>de</strong>r<br />
militärischen als <strong>de</strong>r institutionellen Fähigkeiten, Bewahrung <strong>de</strong>r Zwischenstaatlichkeit <strong>de</strong>r<br />
GASP/ESVP und keine Duplizierung zur NATO. Im November 1998 waren sich in Saint<br />
Malo Frankreichs Staatspräsi<strong>de</strong>nt Jacques Chirac und Tony Blair einig, autonome<br />
militärische Fähigkeiten für die EU zu entwickeln.<br />
Paul Luif verfasste seinen Beitrag über „Die Bündnisfreien und neutralen Mitgliedstaaten<br />
<strong>de</strong>r EU: Ihre Position in <strong>de</strong>r Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik”. Mit <strong>de</strong>r<br />
Einführung <strong>de</strong>r GASP mussten Finnland, Österreich und Schwe<strong>de</strong>n ihre Außen- und<br />
Sicherheitspolitik <strong>de</strong>n rechtlichen Bestimmungen, aber auch schon <strong>de</strong>r Politik <strong>de</strong>r EU vor<br />
ihrem Beitritt anpassen. Die neutralen/bündnisfreien wur<strong>de</strong>n dabei nicht zur Übernahme<br />
einer militärischen Beistandsklausel gezwungen. Diese wie<strong>de</strong>rum akzeptierten die sich<br />
entwickeln<strong>de</strong> militärische Zusammenarbeit <strong>de</strong>r EU-Staaten. Die Regierungen <strong>de</strong>r neutralen/<br />
bündnisfreien Staaten stecken jedoch „in einem Dilemma. Sie haben versprochen, <strong>de</strong>n<br />
Aufbau <strong>de</strong>r Krisenreaktionskräfte im Rahmen <strong>de</strong>r militärischen Zusammenarbeit <strong>de</strong>r EU<br />
mitzutragen, auch im Hinblick auf ein glaubwürdiges Auftreten gegenüber <strong>de</strong>r NATO<br />
(sprich <strong>de</strong>r USA) und sonstiger Drittstaaten. Gegenüber <strong>de</strong>r eigenen Bevölkerung müssen<br />
sie die neuen Aktionsmöglichkeiten als eine Fortsetzung <strong>de</strong>r bekannten peacekeeping<br />
Einsätze <strong>de</strong>r UNO darstellen. Ob damit die EU ein handlungsfähiger Akteur im<br />
Krisenmanagement sein wird, sei dahin gestellt” (S.75).<br />
Ben Soetendorp und Rob <strong>de</strong> Wijk behan<strong>de</strong>lten <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen Standpunkt über die<br />
GASP/ESVP in ihrem Beitrag „A Dutch policy reversal towards the ESDP”. Die außen- und<br />
Sicherheitspolitik <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> stützt sich weiterhin auf die NATO als das wesentliche<br />
Instrument für Frie<strong>de</strong>n, Sicherheit und Stabilität. Die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> unterstützen einen<br />
Ausbau <strong>de</strong>r militärischen Fähigkeiten innerhalb <strong>de</strong>r ESVP. Nie<strong>de</strong>rländische Politiker<br />
schließen <strong>de</strong>rzeit aus, dass sich die ESVP als Alternative zur NATO entwickeln wird, bei<strong>de</strong><br />
Autoren sind jedoch <strong>de</strong>r Meinung, „that in the long term the EU will almost certainly<br />
replace NATO as the major European <strong>de</strong>fence organisation. NATO will remain in place as a<br />
political platform for transatlantic co-operation, while its much-praised integrated military<br />
structure could be split in a EU and a North American part” (S.95).<br />
Antonio Missiroli analysierte die Rolle Italiens in <strong>de</strong>r ESVP (”Italy: continuity, change,<br />
and adaption”). Die italienische Europapolitik hat eine Stärkung <strong>de</strong>r GASP zum Ziel, auch<br />
eine allmähliche Vergemeinschaftung, mit <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>r schrittweisen Einführung<br />
einer qualifizierten Mehrheit. Jedoch soll im Fall <strong>de</strong>r Verteidigung innerhalb <strong>de</strong>r ESVP die<br />
Einstimmigkeit beibehalten wer<strong>de</strong>n. Die NATO bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Kern gemeinsamer<br />
Militäraktionen und somit <strong>de</strong>r Eckstein <strong>de</strong>r „hard security” Italiens (S.114). Italien wür<strong>de</strong><br />
eine tiefere Involvierung <strong>de</strong>r Europäischen Kommission in <strong>de</strong>n zweiten Pfeiler begrüßen.<br />
Florence Deloche-Gau<strong>de</strong>z beschrieb “Frankreichs wi<strong>de</strong>rsprüchliche Positionen in <strong>de</strong>r<br />
GASP”. Frankreich geht davon aus, dass die Gemeinschaftsmetho<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r GASP<br />
nicht angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann und dass die qualifizierte Mehrheit sich dann als<br />
unangemessene Beschlussmetho<strong>de</strong> erweist, wenn es darum geht, über <strong>de</strong>n Einsatz<br />
menschlicher Leben zu entschei<strong>de</strong>n. Frankreich setzt auf die Herausbildung einer<br />
„Entscheidungskultur” und u.a. auf <strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r Ereignisse, <strong>de</strong>r im Krisenfall schnelle