journal of european integration history revue d'histoire de l ...
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Das Post- und Fernmel<strong>de</strong>wesen im europäischen Integrationsprozess 111<br />
Komplement zur CEPT realisiert sehen. S<strong>of</strong>ern überhaupt Absprachen zwischen <strong>de</strong>n<br />
sechs Ministern notwendig seien, bevorzugten die Verwaltungen es, diese außerhalb<br />
<strong>de</strong>r EWG-Institutionen durchzuführen. Insbeson<strong>de</strong>re sollten <strong>de</strong>m Rat und <strong>de</strong>r Kommission<br />
keinerlei Kompetenzen in PTT-Angelegenheiten zufallen.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Postgebührenrichtlinie scheiterten die Bemühungen <strong>de</strong>r<br />
Generaldirektion ‚Wettbewerb’ und <strong>de</strong>r nationalen PTT-Ministerien nach über<br />
zweieinhalbjähriger Diskussion am einheitlichen Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Verwaltungen.<br />
Diese bewerteten Beschlüsse über Einheitsgebühren als verfrüht und verwiesen auf<br />
Arbeiten <strong>de</strong>r CEPT, 77 nach <strong>de</strong>nen vor einer umfassen<strong>de</strong>n Gebührenangleichung<br />
zuerst eine Harmonisierung <strong>de</strong>r nationalen Dienstleistungen und Kostenstrukturen,<br />
d.h. eine einheitliche Posthaushaltspolitik, erfolgen müsse. 78 Im Rahmen einer<br />
gemischten Studiengruppe mit <strong>de</strong>r Kommission über die wirtschaftlichen Folgen<br />
einer Postgebührenrichtlinie verzögerten die Verwaltungen die Beratungen<br />
hierüber bis in <strong>de</strong>n November 1967, in<strong>de</strong>m sie sehr langsam und nur separat mit<br />
<strong>de</strong>r Generaldirektion ‚Wettbewerb’ die Richtlinien diskutierten, sich untereinan<strong>de</strong>r<br />
aber zügig und permanent über ihr Vorgehen absprachen. 79 Die Verwaltungen<br />
beriefen sich bei ihrer Argumentation geschickt auf <strong>de</strong>n EWG-Vertrag. Sie<br />
bezweifelten zunächst die Zuständigkeit <strong>de</strong>r Gemeinschaft nach Art.100 und 101,<br />
da die von ihnen erbrachten Leistungen in <strong>de</strong>n Bereichen <strong>de</strong>r Post und <strong>de</strong>s<br />
Fernmel<strong>de</strong>wesens untereinan<strong>de</strong>r nicht vergleichbar wären. Zu<strong>de</strong>m sahen sie es als<br />
nicht hinreichend geklärt an, ob die Leistungen <strong>de</strong>r PTT-Dienste überhaupt eine<br />
Dienstleistung nach Art.3 wären. Der Generaldirektion ‚Wettbewerb’ fehlten die<br />
notwendigen Sachkenntnisse, um <strong>de</strong>r Argumentation <strong>de</strong>r Verwaltungen begegnen<br />
zu können und so ergab die Studie, dass die Postgebührenrichtlinie ohne eine<br />
einheitliche Posthaushaltspolitik zu Wettbewerbsverzerrungen führen wür<strong>de</strong>.<br />
In <strong>de</strong>r allgemeinen Frage weiterer Integrationsschritte sah sich die Kommission<br />
einer breiten Front aus Verwaltungen, Ministerien und Regierungen gegenüber<br />
gestellt, die we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission noch <strong>de</strong>m Rat weitreichen<strong>de</strong><br />
Richtlinienkompetenzen zusprechen wollte. Die PTT-Minister hatten weitere<br />
Integrationsschritte ohnehin von <strong>de</strong>ren inhaltlicher Schwerpunktsetzung abhängig<br />
gemacht und als einzigen Inhalt die einheitliche Gebührenpolitik genannt. Ohne<br />
konkrete Fortschritte in dieser Frage waren weitere Integrationsmaßnahmen für sie<br />
ausgeschlossen. Angesichts <strong>de</strong>r politischen EWG-Krise wünschten die<br />
Regierungen jedoch keine Diskussion um Rechtsangleichungsproblematiken, so<br />
dass weitere Integrationsbestrebungen <strong>de</strong>r EWG vorerst scheiterten. 80<br />
77. Vgl.: E. KUHN, S.261.<br />
78. Vgl.: CEPT (Hrsg.), 25 ème Anniversaire 1984, Montreux, 1984.<br />
79. Vgl.: BArch Koblenz, B257/6880.<br />
80. Vgl.: Ressortbesprechung vom 16.1.1965. BArch Koblenz, B257/6879.