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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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104<br />

Christian Franke<br />

Die Anfang 1959 in St. Moritz tagen<strong>de</strong> Studiengruppe, die die Schweizer<br />

PTT-Verwaltung inzwischen eigenmächtig in Vorbereiten<strong>de</strong> Kommission umbenannt<br />

hatte, plante mehrheitlich die PTT-Organisation als Verwaltungsabkommen zu grün<strong>de</strong>n<br />

und so auf die vorhan<strong>de</strong>nen Rechtsgrundlagen <strong>de</strong>s Weltpostvereins und <strong>de</strong>r<br />

Fernmel<strong>de</strong>union zu stellen. 42 Sie bekannte sich ein<strong>de</strong>utig zum Leitbild <strong>de</strong>r<br />

„funktionell-administrativen“ Integration und nannte als inhaltliche Ziele<br />

ausschließlich verwaltungstechnische wie die Erlangung fachlicher Vorteile für die<br />

PTT-Verwaltungen und ein größeres Stimmengewicht im Weltpostverein wie <strong>de</strong>r<br />

Fernmel<strong>de</strong>union. Die Vorbereiten<strong>de</strong> Kommission hatte sich damit sowohl vom<br />

„institutionell-gouvernementalen“ Integrationsleitbild <strong>de</strong>r Europaratsempfehlung als<br />

auch von <strong>de</strong>ren Ziel, einen Beitrag zur wirtschaftlichen Integration Europas zu leisten,<br />

grundsätzlich verabschie<strong>de</strong>t. Intensive Diskussionen rief allerdings die Frage <strong>de</strong>r<br />

Mitgliedschaft hervor. Der französische Postminister versuchte vehement über die<br />

Mitglie<strong>de</strong>rfrage eine minimale politische Anknüpfung an eine <strong>de</strong>r europäischen<br />

Institutionen zu sichern, ohne die er einer PTT-Organisation die Be<strong>de</strong>utungslosigkeit<br />

prognostizierte. 43 Sein Vorhaben scheiterte schließlich, da es Spanien und Finnland <strong>de</strong>n<br />

Weg in eine europäische PTT-Organisation versperrt hätte. Ohne Finnland hätten<br />

sämtliche Verwaltungen <strong>de</strong>r Nordischen Postunion auf eine Mitgliedschaft verzichtet<br />

und das Projekt einer erweiterten PTT-Organisation hätte enorm an Attraktivität<br />

verloren. Mit Hilfe <strong>de</strong>s Kompromisses, die Mitgliedschaft im Weltpostverein und <strong>de</strong>r<br />

Fernmel<strong>de</strong>union als Beitrittsvoraussetzung festzusetzen, konnte <strong>de</strong>r Konflikt beigelegt<br />

wer<strong>de</strong>n. 44<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Konferenz gelang es <strong>de</strong>n Kommissionsmitglie<strong>de</strong>rn sich auf einen<br />

Statutsentwurf zur Gründung <strong>de</strong>r „Conférence Européenne <strong>de</strong>s Administrations <strong>de</strong>s<br />

Postes et <strong>de</strong>s Télécommunications“ (CEPT) zu einigen, <strong>de</strong>r auf einer<br />

konstituieren<strong>de</strong>n Tagung im Juni 1959 abschließend diskutiert und beschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag zum Erfolg <strong>de</strong>r Konferenz hatte die<br />

unerwartet große Bereitschaft <strong>de</strong>r europäischen Verwaltungen geleistet, sich an <strong>de</strong>r<br />

CEPT zu beteiligen, von <strong>de</strong>r die EWG-Verwaltungen überrascht waren. 45<br />

4.3 Die Statutsentwürfe im Vergleich<br />

Die Statutsentwürfe für die EGPF und die CEPT spiegelten bei<strong>de</strong> vorwiegend das<br />

Leitbild <strong>de</strong>r „funktionell-administrativen“ Integration wi<strong>de</strong>r. Die von <strong>de</strong>n<br />

42. Vgl.: F. KOLLER, Tagung <strong>de</strong>r Vorbereiten<strong>de</strong>n Kommission <strong>de</strong>r Europäischen Konferenz <strong>de</strong>r<br />

Post- und Fernmel<strong>de</strong>verwaltungen, in: Zeitschrift für das Post- und Fernmel<strong>de</strong>wesen, 6(1959),<br />

S.185.<br />

43. Vgl.: BArch Koblenz, B257/25188.<br />

44. In<strong>de</strong>m die Mitgliedschaft in <strong>de</strong>n globalen PTT-Organisationen als Beitrittsklausel festgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, entsprach die Kommission v.a. <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen For<strong>de</strong>rung, eine Mitgliedschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR, so unwahrscheinlich diese auch gewesen wäre, von vorneherein auszuschließen, da die Mitgliedschaftsgesuche<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n globalen PTT-Organisationen bisher erfolglos geblieben<br />

waren. Vgl.: BArch Koblenz, B257/25189.<br />

45. Vgl.: F. KOLLER, Die Entstehungsgeschichte …, op.cit., S.243.

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