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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Das Post- und Fernmel<strong>de</strong>wesen im europäischen Integrationsprozess 101<br />

Bei <strong>de</strong>r Deutschen Bun<strong>de</strong>spost und <strong>de</strong>m Ministerium stießen sowohl das Tempo<br />

als auch <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r Integrationsschritte auf Kritik. Im Anschluss an eine<br />

Vorbereitungskonferenz im November 1956 resümierte die Zentralabteilung:<br />

„Sie [Belgien und Frankreich] sehen die nächste Aufgabe <strong>of</strong>fenbar überwiegend in<br />

<strong>de</strong>r Bildung einer Organisation, über <strong>de</strong>ren Nutzeffekt und politische Auswirkungen<br />

aber Zweifel bestehen müssen, …“. 27<br />

Die PTT-Verwaltungen <strong>de</strong>r EWG-Staaten übten zwar <strong>de</strong>utliche Kritik, unterstützten<br />

aber zumin<strong>de</strong>st für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Post vermehrt die Integrationsbestrebungen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r EWG. Nur dort sahen sie die Voraussetzungen für eine handlungsfähige<br />

Gemeinschaft mit eigener Willensbildung und Mehrheitsbeschlüssen, die „eine<br />

fachliche und aktive gemeinsame Führung <strong>de</strong>s europäischen PTT-Wesens“<br />

übernehmen könnte. 28<br />

Zwischen <strong>de</strong>n PTT-Ministern <strong>de</strong>r EWG blieb vorerst noch die Frage <strong>of</strong>fen, ob<br />

ausschließlich ein Integrationsschritt unter <strong>de</strong>n sechs EWG-Staaten erfolgen o<strong>de</strong>r<br />

ob parallel dazu eine erweiterte Union unter <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Europarates<br />

angestrebt wer<strong>de</strong>n sollte. Für eine Doppelstrategie argumentierten die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>,<br />

Luxemburg und Deutschland, da sich eine Teilung Europas nachteilig auf die<br />

Zusammenarbeit in <strong>de</strong>n globalen PTT-Organisationen auswirken wür<strong>de</strong> und „sie<br />

einem engeren Zusammenschluss im Rahmen <strong>de</strong>r EWG nicht im Wege steht”. 29<br />

Die PTT-Minister Belgiens, Frankreichs und Italiens plädierten gegen zwei parallel<br />

arbeiten<strong>de</strong> Organisationen und stellten statt<strong>de</strong>ssen eine sukzessive Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

EWG-Organisation in Aussicht. 30<br />

Ein Kompromiss fand sich auf einem informellen Treffen zwischen <strong>de</strong>m<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r französischen Post und <strong>de</strong>m Staatssekretär im<br />

Bun<strong>de</strong>spostministerium: Das gemeinsame Sekretariat in Brüssel sollte für <strong>de</strong>n 8. bis 12.<br />

September 1958 die PTT-Verwaltungen und Minister <strong>de</strong>r EWG-Staaten nach Brüssel<br />

einla<strong>de</strong>n, um ein Statut für die Gründung einer „Europäischen Gemeinschaft für das<br />

Post- und Fernmel<strong>de</strong>wesen“ (EGPF) zwischen <strong>de</strong>n EWG-Staaten zu beschließen.<br />

Anschließend sollte es zu einer gemeinsamen Tagung mit <strong>de</strong>n Verwaltungen <strong>de</strong>r im<br />

Europarat und in <strong>de</strong>r Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

(OEEC) vertretenen Län<strong>de</strong>r plus Spanien einla<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>r die Europaratsempfehlung<br />

erörtert wer<strong>de</strong>n könnte. Die EWG-Staaten <strong>de</strong>monstrierten somit nach außen ihre<br />

prinzipielle Offenheit für eine intergouvernementale Konferenz <strong>de</strong>r PTT-Minister <strong>de</strong>s<br />

Europarats. 31<br />

27. Vgl.: BArch Koblenz, B257/342.<br />

28. Vgl.: BArch Koblenz, B257/343 und B257/25188.<br />

29. Ibid.<br />

30. Vgl.: BArch Koblenz, B257/343.<br />

31. Vgl.: BArch Koblenz, B257/25188.

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