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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Das Post- und Fernmel<strong>de</strong>wesen im europäischen Integrationsprozess 99<br />

direkt von Beschlüssen einer PTT-Organisation betr<strong>of</strong>fen gewesen wäre und daher<br />

nach Mitsprachemöglichkeiten suchte. Zusätzlich waren in Belgien die Post und<br />

das Fernmel<strong>de</strong>wesen in zwei getrennten Verwaltungen organisiert, <strong>de</strong>ren Arbeit das<br />

Ministerium koordinierte. In Deutschland umfasste eine Verwaltung bei<strong>de</strong> Bereiche<br />

<strong>de</strong>s PTT-Wesens, so dass die Koordination zwischen ihnen von einer<br />

verwaltungsinternen Zentralabteilung übernommen wur<strong>de</strong>. Dies sicherte <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen PTT-Verwaltung eine stärkere Position gegenüber <strong>de</strong>m Ministerium als<br />

sie die getrennten belgischen Verwaltungen innehatten.<br />

In Großbritannien und <strong>de</strong>r Schweiz sprachen sich die Regierungen,<br />

PTT-Ministerien und Verwaltungen einheitlich für eine „funktionell-administrative“<br />

Integration aus. Während die Regierungen Großbritanniens und <strong>de</strong>r Schweiz wegen<br />

ihrer Reservation gegenüber <strong>de</strong>r westeuropäische Integration bzw. wegen <strong>de</strong>r strikten<br />

Schweizer Neutralitätspolitik die intergouvernementale Zusammenarbeit mei<strong>de</strong>n<br />

wollten, verfolgten <strong>de</strong>ren PTT-Ministerien und Verwaltungen die gleichen inhaltlichen<br />

Ziele wie die Verwaltungen <strong>de</strong>r EWG-Staaten. 19 Ähnliche Positionen vertrat man in<br />

Griechenland, Irland und Österreich. 20 In <strong>de</strong>n Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r Nordischen<br />

Postunion stießen die Integrationsbestrebungen dagegen bei allen Akteuren auf<br />

grundsätzliche Ablehnung. Eine intergouvernementale Zusammenarbeit scheiterte an<br />

<strong>de</strong>r politischen Neutralität von Finnland und Schwe<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n<br />

Bereitschaft, sich am europäischen Integrationsprozess zu beteiligen. Zusätzlich<br />

sprachen sich die PTT-Verwaltungen auch gegen eine „funktionell-administrative“<br />

Integration aus. Sie waren überzeugt, dass diese nur in einer unnötigen und<br />

kostenintensiven Doppelarbeit zum Weltpostverein und <strong>de</strong>r Fernmel<strong>de</strong>union mün<strong>de</strong>n<br />

wür<strong>de</strong>. 21 Bei Fragen <strong>de</strong>r Funkfrequenzverteilung erwarteten sie sogar eine<br />

kontraproduktive Wirkung, in<strong>de</strong>m die bereits vorhan<strong>de</strong>nen Gegensätze zwischen<br />

westeuropäischen, osteuropäischen und außereuropäischen Staaten weiter intensiviert<br />

wür<strong>de</strong>n. 22 Notwendige und über die Arbeit <strong>de</strong>r globalen Organisationen hinausgehen<strong>de</strong><br />

Probleme empfahlen sie weiterhin bilateral zu verhan<strong>de</strong>ln. Die nordischen Län<strong>de</strong>r<br />

verzichteten auf eine aktive Teilnahme an <strong>de</strong>n Diskussionen und Verhandlungen über<br />

mögliche Integrationsmaßnahmen. 23<br />

Die Beraten<strong>de</strong> Versammlung <strong>de</strong>s Europarats strebte eine „institutionell-gouvernementale“<br />

Integration auf einer breiten Mitglie<strong>de</strong>rbasis an. Diese sollte nach <strong>de</strong>m<br />

Vorbild <strong>de</strong>r CEMT eine Organisation mit formeller Anknüpfung an <strong>de</strong>n Europarat<br />

sein und ihr inhaltliches Ziel in einem Beitrag zur wirtschaftlichen Integration<br />

Europas sehen. Die Beraten<strong>de</strong> Versammlung war davon überzeugt, dass sich die<br />

19. Vgl.: BArch Koblenz, B257/342.<br />

20. Vgl.: BArch Koblenz, B257/25188.<br />

21. Vgl.: BArch Koblenz, B257/5517.<br />

22. Vgl.: Geheimes Memorandum <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r schwedischen Telekommunikationsverwaltung<br />

Håkan Sterky an das Außenministerium. Sveriges Riksarkiv (Arninge), Televerket, Ekonomibyrån<br />

1916-1967, F VI bg:1.<br />

23. Vgl.: H. HEIMBÜRGER, Nordisk samarbete på telekommunikationsområ<strong>de</strong>t un<strong>de</strong>r 50 år, Egnell,<br />

Stockholm, 1969.

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