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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Neoliberale Europa-Fö<strong>de</strong>rationskonzepte 1918-1945 33<br />

gen wissen wollte, sollten darauf ausgerichtet sein, wirtschaftliche Restriktionen aller Art<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn. Damit ist gesagt, daß es einen Staat, <strong>de</strong>r nicht han<strong>de</strong>lt noch Eingriffe<br />

macht, nicht geben darf, 96 son<strong>de</strong>rn dass „ein weites und unumstrittenes Gebiet für die<br />

Betätigung“ <strong>de</strong>s Staates darin besteht, die Bedingungen für das Funktionieren <strong>de</strong>s Wettbewerbs<br />

zu schaffen und Leistungen dort zu erbringen, wo kein echter Wettbewerb möglich<br />

ist. 97 4. Gemeinsamkeiten und Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>rationskonzepte <strong>de</strong>s<br />

liberalen Internationalismus und <strong>de</strong>s nichtkommunistischen Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s<br />

Die neoliberalen Fö<strong>de</strong>rationskonzepte aus Italien, Frankreich, Großbritannien und<br />

<strong>de</strong>r Schweiz teilten mit <strong>de</strong>n nichtkommunistischen Wi<strong>de</strong>rstandsgruppen in allen<br />

europäischen Län<strong>de</strong>rn die Absage an <strong>de</strong>n übersteigerten Nationalismus, die Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />

<strong>de</strong>s Rechts und <strong>de</strong>r Menschenrechte, <strong>de</strong>n inneren Fö<strong>de</strong>ralismus<br />

gegen <strong>de</strong>n zentralisierten Nationalstaat, die „freiwillige“ Fö<strong>de</strong>rierung <strong>de</strong>r europäischen<br />

Völker gegen die „totale Zusammenfassung“ und die Beschränkung <strong>de</strong>r<br />

nationalstaatlichen Souveränität. Wie fast alle nichtkommunistischen Wi<strong>de</strong>rstandsautoren<br />

bejahten die Neoliberalen in ihren Schriften während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges<br />

die Teilnahme <strong>de</strong>r Deutschen an einer europäischen Fö<strong>de</strong>ration nach <strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s NS-Regimes und gingen von <strong>de</strong>r Freigabe <strong>de</strong>r Kolonien bzw. <strong>de</strong>r Öffnung<br />

ihrer Märkte aus. Mit ihrer wirtschaftlichen Kritik, die in <strong>de</strong>r Kolonialpolitik weit<br />

höhere Kosten als Gewinne erkannte und <strong>de</strong>n Imperialismus als mit <strong>de</strong>r Vorstellung<br />

einer liberalen Gesellschaft und <strong>de</strong>m Liberalismus überhaupt unvereinbar<br />

erklärte, 98 stellten sich die Neoliberalen in die Tradition <strong>de</strong>r angelsächsischen Liberalen,<br />

die im frühen 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Erwerb von Kolonien bekämpft hatten.<br />

Die Entwürfe Einaudis, Robbins' und von Hayeks vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ersten bis zum<br />

Beginn <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs hatten sich jedoch von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r zeitgenössischen<br />

Pläne abgehoben, ins<strong>of</strong>ern als sie die entschlossene Einschränkung <strong>de</strong>r<br />

nationalstaatlichen Souveränität for<strong>de</strong>rten und nicht nur eine Assoziation von Staaten<br />

unter behutsamer Begrenzung ihrer Souveränität. Von an<strong>de</strong>ren nichtkommunistischen<br />

Fö<strong>de</strong>rationskonzepten, die während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkieges verfaßt wor<strong>de</strong>n<br />

waren, unterschie<strong>de</strong>n sich die neoliberalen Entwürfe dieser Jahre, in<strong>de</strong>m sie<br />

die Rückkehr zu marktwirtschaftlichen Wirtschaftsformen als Voraussetzung zur<br />

Fö<strong>de</strong>rierung Europas erachteten und <strong>de</strong>r Sozialisierung in allen damals erörterten<br />

Formen entgegentraten.<br />

96. Vgl. ibid., S.111.<br />

97. Ibid., S.62.<br />

98. F.A. von HAYEK, Der Weg zur Knechtschaft, op.cit., S.276. R. HAUF, (Hrsg.), Denkschrift 2 <strong>de</strong>s<br />

„Freiburger Kreises“, in: K. SCHWABE (Hrsg.), Gerhard Ritter, Ein politischer Historiker in<br />

seinen Briefen, Boppard, 1984, S.723 f. und 754; L. ROBBINS, The Economics <strong>of</strong> Territorial Sovereignty,<br />

in: L. ROBBINS, The Economic Basis …, op.cit., S.95 f.; L. ROBBINS, The Economic<br />

Causes <strong>of</strong> War, op.cit., S.73-78; W. RÖPKE, Internationale Ordnung, op.cit., S.78.

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