journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Milène Wegmann
sen Mitgliedschaft Robbins und Einaudi auch keine Einwände gelten ließen, stand in
Röpkes Föderationskonzept die Führungsrolle zu, nachdem es sich durch seine Erfahrung
mit dem British Empire, durch seine historische Rolle als ausgleichende Macht in
Europa und Hüterin der Pax Britannica sowie durch seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus
zu dieser Aufgabe legitimiert hatte.
3.3. Staatssouveränität und Nationalismus in der Einschätzung neoliberaler
Föderalisten während des Zweiten Weltkrieges
Röpke und Einaudi orientierten ihre Konzepte am Vorbild eines Föderativstaates
wie der Schweiz, in dem die Eigenrechte der einzelnen Glieder respektiert werden.
Die Voraussetzung für eine so geartete Föderation wäre nach Röpke und von
Hayek 90 die föderative Umbildung der zentralisierten Staaten selbst, so daß sich
schließlich die Glieder der Nation so verhalten würden wie die Nation zur „Übernation“.
Die Aufgaben würden bei Röpke, Einaudi und von Hayek jeweils nach
dem Subsidiaritätsprinzip zwischen den Gliedern der untersten Stufe und den
jeweils umfassenderen Verbänden oder dem Bund verteilt, indem der größeren Einheit
nur diejenigen Aufgaben zufallen, die sich für die kleineren Einheiten als zu
universell erwiesen haben. 91 Röpke bezeichnete diese Föderation als „internationale
Gemeinschaft“ und bestritt die Notwendigkeit einer „supranationalen Gemeinschaft“,
da diese Struktur zu zentralistisch wäre und einer föderativen Durchgestaltung
entgegenstünde. 92 Um den föderativen Charakter des Zusammenschlusses
deutlich zu machen, sprach von Hayek von einer „Gemeinschaft von Nationen
freier Menschen“ und nicht von einer „Vereinigung von 'freien Nationen'”. 93
Dem Verlangen der Einzelstaaten nach Selbständigkeit kam von Hayek entgegen,
indem er ihnen die Autonomie in inneren Angelegenheiten beließ und der Föderation nur
ein „Minimum an Befugnissen“ zugestand. Von Hayek beschrieb 1945 die Befugnisse
der Föderation als „im wesentlichen“ mit den „Befugnissen des ultraliberalen ‚Laissez-faire‘-Staates”
94 übereinstimmend. Aus dem Kontext gelöst, erweist sich dieser Vergleich
als irreführend und widersprüchlich sowohl zu von Hayeks Föderationsentwurf
von 1939 als auch zu seiner eigenen Kritik am laissez faire-Begriff und an den Anhängern
eines extremen laissez faire-Prinzips im Weg zur Knechtschaft (1945). 95 Auf die Befugnisse
des laissez faire-Staates rekurrierte von Hayek 1945 in Abhebung von den Befugnissen,
welche dem Staat „in jüngster Zeit“ übertragen worden waren. Unter letzteren
sind die staatlichen Lenkungsbefugnisse der Kriegswirtschaft, die keynesianische Wirtschaftspolitik
und die Aufgaben des „Wohlfahrtsstaats“ zu verstehen. Die Befugnisse des
laissez faire-Staates, welche von Hayek an die politische Instanz der Föderation übertra-
90. F.A. von HAYEK, Der Weg zur Knechtschaft, op.cit., S.285-289.
91. W. RÖPKE, Internationale Ordnung, op.cit., S.55; L. EINAUDI, I problemi economici …, op.cit.,
S.7; F.A. von HAYEK, Der Weg zur Knechtschaft, op.cit., S.288 f.
92. W. RÖPKE, op.cit., S.55 ff.
93. F.A. von HAYEK, Der Weg zur Knechtschaft, op.cit., S.287 und 291.
94. Ibid., S.286. Hervorhebung MW.
95. Ibid., S.111 und 37.