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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Neoliberale Europa-Fö<strong>de</strong>rationskonzepte 1918-1945 27<br />

Die dichotomische Gegenüberstellung von Marktwirtschaft – Staatenfö<strong>de</strong>rationen<br />

einerseits und Kollektivismus – Großräumen an<strong>de</strong>rerseits gipfelt in <strong>de</strong>r Gegenüberstellung<br />

einer Frie<strong>de</strong>nsordnung und einer von Spannungen und kriegerischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

geprägten Wirtschafts- und Staatsordnung, <strong>de</strong>r kein dauerhafter Bestand beschie<strong>de</strong>n<br />

wird. 61 Die Beschränkung <strong>de</strong>r fö<strong>de</strong>rativen Gewalt auf eine eng <strong>de</strong>finierte Anzahl Aufgaben<br />

in <strong>de</strong>r europäischen Fö<strong>de</strong>ration Einaudis ließe sozialistische Wirtschaftsplanung und<br />

ökonomische Zentralisierung ebenfalls nicht zu. 62 Mit Blick auf eine Mitgliedschaft <strong>de</strong>r<br />

Sowjetunion in einer europäischen Fö<strong>de</strong>ration schloß sich Robbins von Hayeks These an<br />

und stellte fest, die totalitäre Diktatur als Regierungsform sei mit <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ration freier<br />

Völker inkompatibel. 63 Von Haberler sah die angemessene wirtschaftliche und politische<br />

Verfassung für sozialistische Staaten und für Staaten mit hochentwickeltem wirtschaftspolitischem<br />

Interventionismus nur in einer vollständigen ökonomischen und politischen<br />

Vereinigung, um aus <strong>de</strong>r Arbeitsteilung maximale Vorteile zu ziehen und Produktionspläne<br />

umsetzen zu können. Von Haberler zweifelte jedoch an <strong>de</strong>r freiwilligen und friedlichen<br />

Errichtung eines <strong>de</strong>rartigen Staates. 64<br />

3.2. Gesellschaftliches und kulturelles Europabild<br />

Während sich die Arbeiten neoliberaler Ökonomen zum Fö<strong>de</strong>rationsproblem vor <strong>de</strong>m<br />

Zweiten Weltkrieg auf die wirtschaftlichen Aspekte konzentriert hatten, erkannten die<br />

Neoliberalen in <strong>de</strong>n Studien, die im Zweiten Weltkrieg entstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n außerökonomischen<br />

Bedingungen einer Staatenfö<strong>de</strong>ration eine vorrangige Be<strong>de</strong>utung zu. So<br />

wur<strong>de</strong> das Verhältnis von ökonomischer und sozialer bzw. von ökonomischer und geistig-moralischer<br />

„Integration“ im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Fö<strong>de</strong>rationskonzepten thematisiert.<br />

Im Unterschied zu <strong>de</strong>n früheren Entwürfen wandten sich die neoliberalen Fö<strong>de</strong>rationskonzepte<br />

<strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges <strong>de</strong>m gesellschaftlichen und kulturellen Bild<br />

Europas zu und setzten mit Hilfe <strong>de</strong>s Instrumentariums <strong>de</strong>r historischen und sozio-psychologischen<br />

Nationalismusforschung zu einer Definition <strong>de</strong>r europäischen I<strong>de</strong>ntität an.<br />

Die Frage, ob die soziale Integration als Ergebnis <strong>de</strong>r ökonomischen Integration angestrebt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte o<strong>de</strong>r ob die erstere die unabdingbare Voraussetzung <strong>de</strong>r letzteren sei,<br />

entschie<strong>de</strong>n Röpke, Robbins, von Hayek und von Haberler 65 in <strong>de</strong>m Sinne, daß die<br />

soziale und kulturelle Integration <strong>de</strong>r ökonomischen vorangehen müßte, eine institutionelle<br />

Absicherung aber notwendig sei. Die Kontroverse zwischen <strong>de</strong>n sog. „Realisten“<br />

und <strong>de</strong>n „Institutionalisten“ wur<strong>de</strong> nicht so einseitig zugunsten <strong>de</strong>r „Realisten“ ausgetragen,<br />

wie die „Institutionalisten“ nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg es empfan<strong>de</strong>n. Eine<br />

61. Dieser Vergleich greift auf die Augustinische Dichotomie <strong>de</strong>r Civitas Dei und <strong>de</strong>r Civitas diaboli<br />

zurück. W. RÖPKE, Civitas Humana, op.cit., S.391.<br />

62. L. EINAUDI, I problemi economici <strong>de</strong>lla fe<strong>de</strong>razione europea (1944), Milano, 1946, S.7.<br />

63. L. ROBBINS, The Economic Causes <strong>of</strong> War, London, 1939, S.106.<br />

64. G. von HABERLER, The Political Economy …, op.cit., S.342.<br />

65. G. von HABERLER, op.cit., S.339 f.; W. RÖPKE, International Economic Dis<strong>integration</strong>, London,<br />

1942, S.71-81; W. RÖPKE, Die Gesellschaftskrisis <strong>de</strong>r Gegenwart, Erlenbach-Zürich, 1942,<br />

S.379; L. ROBBINS, The Economic Causes <strong>of</strong> War, op.cit., S.106; F.A. von HAYEK, Der Weg<br />

zur Knechtschaft, Erlenbach-Zürich, 1945, S.292.

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