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number 1 - Centre d'études et de recherches européennes Robert ...

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Book reviews – Comptes rendus – Buchbesprechungen 147<br />

Koalition aus Christ<strong>de</strong>mokraten (ÖVP) und Sozial<strong>de</strong>mokraten (SPÖ) schloß zwar die Vollmitgliedschaft<br />

in kleineuropäischen Organisationen wie Europäische Gemeinschaft für<br />

Kohle und Stahl (EGKS) und Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) aus, b<strong>et</strong>eiligte<br />

sich jedoch am Marshall-Plan und trat dann 1956, abweichend von <strong>de</strong>m neutralitätspolitischen<br />

Vorbild Schweiz, auch <strong>de</strong>m Europarat bei. Die Aussicht auf die Teilnahme an einer<br />

europäischen Freihan<strong>de</strong>lszone (FHZ), gegen die die Moskauer Regierung keine neutralitätsrechtlichen<br />

Einwän<strong>de</strong> erhob, schien dann 1957/58 vorübergehend zu garantieren, daß die<br />

ökonomischen Interessen <strong>de</strong>s außenwirtschaftlich über die Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland<br />

sehr eng mit <strong>de</strong>r EWG verflochten<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>s dauerhaft gewahrt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Die österreichische Politik zwischen <strong>de</strong>m Scheitern <strong>de</strong>r FHZ-Verhandlungen und <strong>de</strong>m<br />

Abschluß <strong>de</strong>s Freihan<strong>de</strong>lsabkommens mit <strong>de</strong>r EWG 1972 untersucht Stephan Hamel (Wien/<br />

Pisa). Er schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Versuch <strong>de</strong>r österreichischen Regierung, nach <strong>de</strong> Gaulles V<strong>et</strong>o gegen<br />

einen britischen EWG-Beitritt im Januar 1963 mit <strong>de</strong>r EWG zu einer separaten Übereinkunft<br />

über eine wirtschaftliche Assoziierung zu gelangen, was schließlich an <strong>de</strong>m erneut aufflammen<strong>de</strong>n<br />

Streit mit Italien über die Südtirol-Frage und an <strong>de</strong> Gaulles Einspruch scheiterte.<br />

Von <strong>de</strong>n Beiträgen, die sich mit <strong>de</strong>n bilateralen Beziehungen Österreichs zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Partnern im Westen befassen, b<strong>et</strong>ont Jürgen Nautz (Kassel), daß die enge wirtschaftliche<br />

Verflechtung mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik, mit <strong>de</strong>r Österreich <strong>et</strong>wa 40 Prozent seines<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls abwickelte, für die Wiener Regierungen ein wichtiges Motiv darstellte, ein<br />

umfassen<strong>de</strong>s Arrangement mit <strong>de</strong>r EWG anzustreben. Thomas Angerer (Wien) ver<strong>de</strong>utlicht,<br />

in welchem Maße die französische Österreich-Politik bis 1955 <strong>de</strong>utschlandpolitisch<br />

bestimmt war, nämlich von <strong>de</strong>r Befürchtung, nach einer möglichen Teilung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

könnten sich die Westzonen einseitig an die Bun<strong>de</strong>srepublik anlehnen. Vor allem um die<br />

staatliche Integrität <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s zu schützen, wirkten die französischen Regierungen daher<br />

<strong>de</strong>m österreichischen Interesse an einem frühen Beitritt zum Europarat und an einer substantiellen<br />

Assoziierung mit <strong>de</strong>r EGKS entgegen. Nach <strong>de</strong>m EFTA (Europäische Freihan<strong>de</strong>lsgemeinschaft)-Beitritt<br />

Österreichs sah <strong>de</strong> Gaulle dann die Wiener Politik zunehmend<br />

einseitig unter <strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>s Konflikts mit Großbritannien.<br />

Der Genese <strong>de</strong>s ersten britischen EWG-Beitrittsantrags 1961 widm<strong>et</strong> sich Rolf Steininger<br />

(Innsbruck). Anhand einer eingehen<strong>de</strong>n Analyse <strong>de</strong>r kontroversen EFTA-internen Beratungen<br />

1960/61 über eine Lösung <strong>de</strong>s Konflikts zwischen <strong>de</strong>n Sechs und <strong>de</strong>n Sieben macht er <strong>de</strong>utlich,<br />

in welchem Maße die Briten – einseitig auf ihre wirtschaftlichen und vor allem politischen<br />

Motive für <strong>de</strong>n geplanten EWG-Beitritt fixiert – zunächst die sich daraus für die an<strong>de</strong>ren<br />

EFTA-Staaten ergeben<strong>de</strong>n wirtschaftlichen und politischen Probleme unterschätzten. Ein vorzeitiges<br />

Auseinan<strong>de</strong>rbrechen <strong>de</strong>r EFTA konnte die britische Regierung schließlich nur verhin<strong>de</strong>rn,<br />

in<strong>de</strong>m sie sich zumin<strong>de</strong>st formell zu einer engen Absprache mit ihren EFTA-Partnern in<br />

<strong>de</strong>n anschließen<strong>de</strong>n Beitritts- und Assoziierungsverhandlungen bereiterklärte.<br />

Günter Bischof (New Orleans/München) schließlich untersucht die Politik <strong>de</strong>r Amerikaner<br />

in <strong>de</strong>n fünfziger Jahren, für die nur eine bewaffn<strong>et</strong>e Neutralität Österreichs in Frage kam.<br />

Solange eine militär- und sicherheitspolitische <strong>de</strong> facto-Westorientierung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s garantiert<br />

war, galten an<strong>de</strong>re Fragen, wie diejenige nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Integration, als nebensächlich<br />

o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Supermacht USA ohnehin im Kontext ihrer breiteren europapolitischen<br />

Strategie bewert<strong>et</strong>, die primär die Stärkung <strong>de</strong>r Sechsergemeinschaft zum Ziel hatte.<br />

Wenngleich weitgehend auf die fünfziger Jahre beschränkt, wer<strong>de</strong>n auch die europapolitischen<br />

Vorstellungen <strong>de</strong>r Parteien berücksichtigt. Dabei zeichn<strong>et</strong> Michael Gehler (Innsbruck)<br />

nach, daß einzelne christ<strong>de</strong>mokratische Politiker, <strong>et</strong>wa <strong>de</strong>r ÖVP-Generalsekr<strong>et</strong>är<br />

Felix Hur<strong>de</strong>s, in <strong>de</strong>r unmittelbaren Nachkriegszeit eine aktive Rolle vor allem bei <strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Christ<strong>de</strong>mokraten in die transnationale Parteienkooperation im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Nouvelles Equipes Internationales spielten. Allerdings gaben sie <strong>de</strong>m Abschluß<br />

eines Staatsvertrages Priorität und s<strong>et</strong>zten sich nicht zul<strong>et</strong>zt <strong>de</strong>shalb für eine internationale<br />

Ausrichtung einer christ<strong>de</strong>mokratischen Parteienkooperation anstelle einer einseitigen B<strong>et</strong>o-

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