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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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M. ZOLLINGER, ZWEI UNBEKANNTE R EGELN DES G ÄNSESPIELS 73<br />

grés de nôtre vie sujette à beaucoup d’accidens, & dont la 63. année, est l’année Critique<br />

& Climaterique, laquelle quand on peut passer, il semble qu’on n’ait plus rien à craindre,<br />

& que l’on peut attendre une douce vieillesse jusqu’à la decreptitude.” (Ménestrier 1704:<br />

195). Hier liegt eine der Wurzeln diverser bis heute anhaltender symbolischer und anderer<br />

Deutungsversuche der 63 Felder (siehe beispielsweise Lhôte 1996: s.v. “Oie”, mit<br />

Literaturhinweisen; zur Symbolik des Gänsespiels als sekundäres Phänomen siehe Varenne<br />

und Bianu 1990: 51f.), von denen beispielsweise die im Rahmen eines Kolloquiums von<br />

<strong>Board</strong> Games in Academia vor wenigen Jahren unter Berufung auf ältere Literatur erneut<br />

vorgetragene kabbalistische Variante zu nennen wäre (Seville 1999: 164-167). So weit<br />

geht Aldrovandi jedoch nicht. Da nun zwar die Gänse planmäßig auf dreizehn Orte in<br />

Neunerschritten verteilt seien, der Koeffizient 9 aber aus 5 und 4 zusammengesetzt sei,<br />

ergebe sich die Anordnung auf den Feldern 5, 9, 14, 18, 23 usw. bis 63.<br />

Wie bereits erwähnt, gehörten Gänsespiele Anfang des 17. Jahrhunderts schon zum<br />

Inventar fürstlicher Kunstschränke. Herzog August der Jüngere von Braunschweig-<br />

Lüneburg (1579-1666), wer einer der Aspiranten eines solchen repräsentativen Schatzes.<br />

1614 schreibt Hainh<strong>of</strong>er an August von einem Spielbrett (tauoliere), dem diverse Spiele<br />

beigefügt werden sollen, nämlich: “il gioco dell’occha, del tauoliere, del scacco, della<br />

dama, del achtzehner” u.a. (Gobiet 1984: 59). (32) Zwischen 1616 und 1623 verfaßte der<br />

ludisch interessierte Herzog – er ist ja vor allem durch sein Schachbuch von 1616<br />

bekannt – eine Regel des Kartenspiels Piquet (Zollinger 2002). Der Fürst fügte diesen<br />

Regeln die des Gänsespiels an (siehe Annex II). Sie finden sich ebenfalls im<br />

Handexemplar seines Schachbuchs, das in der Herzog August Biblio<strong>the</strong>k in Wolfenbüttel<br />

aufbewahrt wird. (33)<br />

Augusts Regeln sind knapp gehalten, entbehren aber nicht einer spielpraktischen<br />

Dynamik. Nicht zuletzt durch die Strafsätze auf den “gefährlichen Orten” wird das materielle<br />

Interesse deutlich, ohne das wohl kaum ein Spiel unter Erwachsenen denkbar war.<br />

Da der Text zur Gänze wiedergegeben wird, sollen hier nur die Unterschiede zu den<br />

Bologneser Regeln Aldrovandis hervorgehoben werden. Auf der Brücke ist Zoll in der<br />

Höhe des einfachen Einsatzes zu zahlen. Wer aber auf das Feld 12 vorrücken will, muß<br />

den doppelten Einsatz bezahlen. Im Wirtshaus muß man ebenfalls den ursprünglichen<br />

Satz als “Zehrung” bezahlen, zusätzlich aber auch zweimal aussetzen. Wer in den<br />

Brunnen fällt, bezahlt einen einfachen Satz und muß warten, bis jemand die selbe<br />

Augenzahl gewürfelt hat, die den ersten in den Brunnen gebracht hat. Offenbar muß<br />

dann der Befreite noch einmal einen Satz einlegen, bevor er an den Ausgangsort des<br />

unfreiwilligen Befreiers zu rücken hat. Gelangt der Befreier mit seiner Augenzahl auf<br />

ein besetztes Feld, geraten also im Zuge dieser Transaktionen zwei Marken auf dessen<br />

Ausgangsfeld, verbleiben beide Marken bis zum Weiterspielen auf diesem Ausgangsfeld<br />

des Befreiers. Die Regel des Schlagens und Zurücksetzens ist also für den Befreiten partiell<br />

außer Kraft gesetzt. Würfelt aber der Befreier beim Weiterspielen noch einmal die<br />

befreiende Augenzahl, muß der Befreite das Spiel von vorne beginnen.<br />

Gerät ein Spielender im Spielverlauf in den bereits besetzten Brunnen, wird der dort<br />

Sitzende erlöst, hat aber dem Nachfolger einen Satz zu geben, den dieser jedoch zu den<br />

übrigen Sätzen legen muß. Diese letzte Regel gilt, wie August erst später verdeutlicht,

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