Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.
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M. ZOLLINGER, ZWEI UNBEKANNTE R EGELN DES G ÄNSESPIELS 71<br />
Damit er aber nicht so schnell ans Tor gelangt, darf er je nach der Zusammensetzung der<br />
gewürfelten neun Augen nur auf die mit Würfeln bezeichneten Felder 26 beziehungsweise<br />
53 vorrücken. Als nächstes beschreibt Aldrovandi die Gefahren- oder Hindernisfelder<br />
(“impedimenta”), die ein zu schnelles Erreichen des Lustgartens verhindern<br />
(weshalb mir die Bezeichnung Hindernisfelder präziser erscheint als Ereignisfelder). Als<br />
erstes nennt der Autor das Wirtshaus (“caupona”) auf Feld 19. Hier ist der ursprünglich<br />
gemachte Satz zu bezahlen und so lange auf dem Feld zu verweilen, bis ein Mitspieler<br />
die gleiche Augenzahl würfelt, wenn nicht zufälligerweise ein Mitspieler an den selben<br />
Ort gerät. Der erste geht ins Ausgangsfeld des Mitspielers zurück. Im Labyrinth (Feld<br />
42) hat man den ursprünglichen Einsatz noch einmal zu erlegen. Dann spricht<br />
Aldrovandi erneut von den Gänsen und wiederholt, daß man auf ihnen nicht stehenbleiben<br />
darf, sondern die gewürfelte Zahl weiterrücken muß. An einem Beispiel erläutert<br />
er den Weg von Feld 4, der mit einem Wurf von 5 Augen unweigerlich ins Wirtshaus<br />
führt.<br />
Auf Feld 52 befindet sich die “mantica, seu valisia”, der Ranzen oder K<strong>of</strong>fer.<br />
Aldrovandi glaubt, daß diese – heutigen Spielhistorikern eher unvertraute Bezeichnung<br />
– möglicherweise zum Sprichwort “tu sei in valisia” geführt habe, und setzt hinzu, daß<br />
dieser Ort auch “carcer”, also Gefängnis genannt wird. Ein Boot oder Schiff erwähnt er<br />
hingegen nicht! Der “miser ludens” bleibt dort festgehalten, bis ein anderer Spieler<br />
hineingerät und den ersten auf das Ausgangsfeld des zweiten zurückwirft. Der Tod auf<br />
Feld 58 verlangt nicht nur eine Zahlung in der Höhe des Einsatzes, sondern setzt den<br />
Spieler an den Anfang zurück, weil er alle bisher angesammelten Punkte verliert.<br />
Gerät ein Spieler auf ein bereits besetztes Feld, verdrängt er den dort Stehenden von<br />
seinem Platz und wirft ihn auf sein Ausgangsfeld zurück. Es gebe viele, die dabei den<br />
Vertriebenen zu einer Zahlung entweder an den Vertreiber oder in den Pot (“supra montem”)<br />
verpflichten. Wer auf Feld 63 kommt, lukriert die gesamten Einsätze und Bußen<br />
und das Spiel ist beendet. Überschüssige Würfelpunkte müssen zurückgefahren werden;<br />
gerät man dabei auf eine Gans, so gilt deren Regel zum Weiterrücken auch Richtung<br />
Anfang.<br />
Erst jetzt erwähnt Aldrovandi die Brücke (6). Sie fordert eine Maut, einen Brückenzoll<br />
(“pro uectigali”) in Höhe des Einsatzes. Damit aber der Spielende nicht im Wasser versenkt<br />
wird, rückt er auf Feld 12 vor. Aus dem Brunnen (“puteus”; 31) wird man erlöst<br />
durch jemanden, der auf das selbe Feld gerät. Der Erlöste bezahlt die Einsatzsumme. Eine<br />
Gemeinsamkeit dieser beiden Felder ist die Gans. Eine sitzt unter der Brücke und eine<br />
im Brunnen (“in quo insidet anser”), erklärt Aldrovandi. Doch in den mir zur Verfügung<br />
stehenden Abbildungen ist allenfalls im Bologneser “Guido-Reni”-Spiel unter der Brücke<br />
eine Gans zu erkennen, im Brunnen naturgemäß jedoch nicht.<br />
Ist Aldrovandi eine Auslassung unterlaufen, und zwar bedauerlicherweise an einer<br />
Stelle, die <strong>of</strong>fenbar eine für die Geschichte des Gänsespiels bislang unbeachtete oder<br />
zumindest nicht hinlänglich berücksichtigte Bedeutung hat? Denn in allen anderen<br />
Spielregeln, italienischen, deutschen, spanischen oder niederländischen, muß der<br />
Spielende zusätzlich auf Feld 39 bzw. drei Felder zurückweichen (eine Ausnahme ist das<br />
in diesem Beitrag abgebildete Exemplar, das aber auch sonst durch Eigenheiten und