Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.
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M. ZOLLINGER, ZWEI UNBEKANNTE R EGELN DES G ÄNSESPIELS 67<br />
GRECS, IEV de grand plaisir, comme auiourd’huy Princes & grands Seigneur [sic] le practiquent.<br />
Es stammt aus Lyon aus der Werkstatt der “héritiers de Benoist Rigaud” und wird<br />
allgemein “um 1600” datiert (Harms 1989, Nr. 237). Entstanden ist es zwischen 1597<br />
und 1600 / 1601. (17) Es handelt sich um eines der ältesten erhaltenen gedruckten<br />
Spielblätter und trägt bereits die für französische Gänsespiele so charakteristische<br />
Herleitung von den Griechen im Titel. Und mit Wolfenbüttel befindet es sich an einem<br />
gänsespielträchtigen Ort.<br />
Wahrscheinlich bevor der in Venedig tätige Buchdrucker / Verleger Carlo Coriolani<br />
Il dilettevole gioco di loca lieferte, das lange Zeit als das früheste bekannte Spiel auf Papier<br />
galt und – aufgrund typographischer Kriterien – auf 1640 bis 1650 datiert wird (Negri<br />
/ Vercelloni 1958: Tafel F h; Depaulis 1997: 563; Milanesi und Lanari 2001), entsteht<br />
in Bologna ein anderes Gänsespiel. Das gedruckte Dilettevole gioco dell’oca ist mit Figuren<br />
illustriert, deren Kostüme an Guido Reni erinnern. Dieser war 1595 bis 1598 an der<br />
Accademia degli Incamminati tätig, weshalb das Blatt gegen Ende des 16. Jahrhunderts<br />
datiert wurde (Plantureux 1993: IX). Allerdings sind über die Editoren Cattani und<br />
Nerozzi noch keine Daten bekannt, und das Spiel stammt möglicherweise erst aus dem<br />
17. Jahrhundert. (18) Wie in Coriolanis Spiel, enthalten die einzelnen Bedeutungsfelder<br />
kurze Anweisungen über Fortgang und Strafzahlung. Ein anderes Anfang des 17.<br />
Jahrhunderts datiertes Spiel, Il novo gioco de loca (Negri / Vercelloni 1958: Tafel G a) (19) ,<br />
erinnert bei den Spielanweisungen an Coriolani.<br />
Spätestens im letzten Dezennium des 16. Jahrhunderts hatte das Spiel also schon eine<br />
deutliche Resonanz gefunden. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts widmet<br />
ihm der Rechtsgelehrte Hugo Grotius (1583-1645) ein allegorisches Epigramm, das der<br />
deutsche Dichter Martin Opitz (1597-1639) übersetzte (Von zur Westen 1935: 124).<br />
Der Gefahr einer Mißinterpretation aufgrund des lückenhaften Quellenstands durchaus<br />
bewußt, scheint es zunächst vorab in Teilen der europäischen Oberschicht Aufnahme<br />
gefunden zu haben. Das Beispiel Francesco de’ Medici und Philipp II. ist sprechend, und<br />
– wenn es nicht eine werbewirksame Floskel ist – auch der Hinweis auf die “Princes &<br />
grands Seigneur[s]”. Nach 1600 finden sich wieder prominente Belege aus der europäischen<br />
Aristokratie. Am französischen H<strong>of</strong> spielte es der junge Ludwig III. (geboren 1601)<br />
zum erstenmal im April 1612 (Depaulis 1993: 124). (20) Zu dieser Zeit begannen sich die<br />
Kunstschränke anderer europäischer Fürsten mit Spielen zu füllen, unter anderen mit<br />
dem Gänsespiel. Bekannt ist der für Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin angefertigte,<br />
den der bereits zitierte Augsburger Patrizier, Korrespondent, Ratgeber und Agent in<br />
Kunstangelegenheiten Philipp Hainh<strong>of</strong>er auch mit einem “Gans”-Spiel versehen ließ<br />
(Doering 1894; vgl. auch Böttiger 1910; Lessing / Brüning 1905). Desgleichen erhielt der<br />
Spielhistorikern unter dem Pseudonym Gustavus Selenus hinlänglich bekannte Herzog<br />
August II. von Braunschweig-Lüneburg zu seiner von Hainburger besorgten<br />
Spielesammlung ein “gioco dell’occha”, wie aus einem Brief von 1614 hervorgeht (Gobiet<br />
1984: Nr. 49). Hainh<strong>of</strong>er wiederum spielte 1617 mit dem Pommerschen Herzogspaar in<br />
Stettin (Szczecin) das “Gansen”, das jedoch – entgegen einer in der Literatur hartnäckig<br />
transportierten Meinung – “nit ist, als wie das rechte Ganßspiel, das man in das<br />
Würthshauß, in Brunnen, in Tod etc. und dergleichen fahret”. Was Hainh<strong>of</strong>er spielte, ist