Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.
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M. ZOLLINGER, ZWEI UNBEKANNTE R EGELN DES G ÄNSESPIELS 65<br />
und günstigen Stationen bis hin zur Palma del Éxito, der Palme des Erfolgs, die den<br />
Angekommenen in die Höhe erhebt, jedoch nicht ohne daß dieser dafür einen gewissen<br />
Preis bezahlt hat (Dadson 1987, 6ff.; Parker 1995: 170; Martínez Millán 1996;<br />
Sieber 1998). (10) Don Alonso de Ercilla empfahl in seiner Aprobación die Drucklegung<br />
des Buchs, weil er es als “gustoso y honesto entretenimiento, y en este genero la mejor<br />
que he visto”, empfand. Der Eindruck einer Unterhaltung mußte um so leichter entstehen,<br />
als Barros den Text als Beigabe zu einer gleichnamigen, von ihm gemachten<br />
(“co[m]puesto”) “pintura [...] con ciertas diferencias y letras que se contiene en vn pliego<br />
gra[n]de” verfaßte. Der bemalte Bogen gilt als verloren, doch das Buch verdeutlicht,<br />
daß es sich um ein Spiel handelt. Der Text ist als Spielerläuterung konzipiert und enthält<br />
eine “Declaracio[n] del juego, y orden de jugarle”.<br />
Das Spiel erweist sich als Laufspiel mit 63 Feldern und wird mit zwei Würfeln,<br />
Spielmarken und Einsätzen von zwei oder mehr Spielern gespielt. Edward M. Wilson<br />
erinnerte es an Snakes and Ladders (Wilson 1968: 367), (11) und auch der der Neuedition<br />
beigefügte Spielplan mit sieben mal neun Feldern will einen von links unten beginnenden,<br />
Zeile für Zeile ansteigenden Spielverlauf. Nun gibt der Text zwar keinen Hinweis<br />
darauf, ob ein Gänsespiel als Vorlage gedient haben könnte, aber die eingefügten Felder<br />
mit besonderer und differenzierter Bedeutung für den Spielverlauf lassen an ein solches<br />
denken. Der Vergleich wäre meines Erachtens weniger anachronistisch als Snakes and<br />
Ladders, doch ist auch er nur mit Einschränkungen brauchbar. Denn es gibt sowohl<br />
Parallelen als auch Abweichungen: Wenn ein Spieler auf ein Feld gerät, wo bereits die<br />
Marke eines anderen Spielers liegt, muß dieser in das Ausgangsfeld des ersteren weichen.<br />
Nummer 4 ist die Casa del trabajo. Wer auf sie zu stehen kommt, darf bzw. muß die<br />
gewürfelte Zahl noch einmal weiterrücken. Diese Regel gilt jedesmal, wenn man auf ein<br />
“Arbeitsfeld” kommt, also überall, wo zwei pflügende Ochsen mit aufgefädelten<br />
Früchten als Sinnbild der Arbeitsmühen abgebildet waren. (12) Die neun Arbeitsfelder<br />
waren aber nach der Vorstellung des Autors <strong>of</strong>fenbar unregelmäßig verteilt, weil der<br />
Inhalt seines Werks keine bestimmte Anordnung dieser casas benötigte (“EN el numero<br />
de las casas del Trabajo, no se guarda orden, porque no la tiene la materia, de q[ue]<br />
aqui se trata”). (13) Der Unterschied zum Gänsespiel ist augenfällig: Ochsen statt Gänse<br />
und statt der regelmäßigen Verteilung der 13 Gänse in Abständen von vier und fünf<br />
Feldern die unregelmäßig verteilten neun Ochsenpaare bei Barros.<br />
Fünfzehn Felder (ohne die Nummer 1 und 63) haben unterschiedliche emblematische<br />
Ausgestaltungen und Texte sowie entsprechende Funktionen. Wie im Gänsespiel,<br />
bringen sie die Spieler voran oder werfen sie zurück, wobei jedesmal eine bestimmte<br />
Summe zu bezahlen ist. Doch dabei ist eine genuine schöpferische Leistung Barros’ zu<br />
beobachten, die vom Gänsespiel wieder wegführt. Abgesehen von der gestalterischen<br />
Andersartigkeit sind es die Anzahl und die Verteilung dieser Felder im Parcours, die<br />
Barros’ Spiel unterscheiden. So gibt es zwar auch einen Tod, den Muerte del Valedor (Tod<br />
des Gönners), der den Spieler an den Spielbeginn zurückversetzt, allerdings findet er<br />
sich auf Feld 46. Feld 53, im Gänsespiel mit zwei Würfeln dargestellt, ist bei Barros la<br />
Suerte, auf das man vom Feld 60, der Armut (la Pobreza), zurückgeworfen wird und deswegen<br />
jedem Spieler ein “Almosen” zu bezahlen hat. Schließlich, um diesen verkürzten