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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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Zwei unbekannte Regeln zum Gänsespiel:<br />

Ulisse Aldrovandi und Herzog August II.<br />

von Braunschweig-Lüneburg / Manfred Zollinger<br />

Das Gänsespiel ist sattsam bekannt und in der Literatur so <strong>of</strong>t gewürdigt worden,<br />

daß es überflüssig scheinen mag, sich dem faszinierenden Spiel noch einmal zu<br />

widmen. Doch die (spärlichen) wissenschaftlichen oder (zahlreicheren) populären<br />

Anmerkungen lassen zumeist eine eingehende Berücksichtigung und kritische<br />

Einordnung der vorhandenen Quellen (Spiele, geschriebene und gedruckte Regeln, ikonographisches<br />

Material) vermissen. Daher sind etliche Fragen nach Ursprung,<br />

Transmission / Transfer und Variationen sowie zum praktischen Spielgebrauch im spielhistorischen<br />

Kontext <strong>of</strong>fen geblieben. Solange aber das Thema Spiel generell auf Kosten<br />

einer wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichteten Forschung immer noch überwiegend<br />

von – wenngleich mitunter eifrig bemühten – Dilettanten okkupiert und publizistisch<br />

dominiert wird, muß akademische wie außerakademische Seriosität und<br />

Fachkenntnis gegen teils abenteuerliche Spekulationen ankämpfen, um zu interdisziplinär<br />

zu erarbeitenden, vertretbaren Ergebnissen zu kommen und das Thema aus seiner<br />

vielbeschworenen Marginalität im wissenschaftlichen Diskurs zu rücken.<br />

Auch die folgenden Ausführungen können nicht für sich beanspruchen, endgültige<br />

und für immer befriedigende Antworten zu bieten. Dies wäre einem Historiker auch<br />

nicht angemessen. Sie verstehen sich eher als Beitrag zur historischen Spielforschung in<br />

einem primär materiellen Sinn, indem zwei bisher unberücksichtigt gebliebene schriftliche<br />

Quellen aus dem ausgehenden 16. bzw. dem frühen 17. Jahrhundert präsentiert<br />

werden, und damit als Anregung für künftige Fragestellungen und Interpretationen<br />

unter Einbezug noch neu entdeckender Quellen. Basisarbeit also zu 63 Feldern und zwei<br />

Würfeln.<br />

Glücks- und Kinderspiel<br />

Das Gänsespiel ist ein Glücksspiel. Trotzdem ist es in den spiel<strong>the</strong>oretischen juristischen,<br />

moralischen, <strong>the</strong>ologischen etc. Texten von den zumeist pejorativen Konnotationen<br />

und Verurteilungen verschont geblieben. Im Gegenteil erfuhr es von den<br />

Autoritäten, wenn es überhaupt als aleatorisches Spiel wahrgenommen wurde, gleichsam<br />

die Absolution. So verbot zwar das Großherzogtum Toskana im 17. Jahrhundert (bzw.<br />

vor 1707) Würfelspiele, nahm aber Trictrac und <strong>Gioco</strong> dell’oca im privaten Raum und an<br />

öffentlichen, mit Bewilligung ausgestatteten Orten davon aus (Addobbati 1997: 500).<br />

Jean-Baptiste Thiers reihte es 1686 in seinem Traité des jeux et des divertissemens unter<br />

die aus Zufall und Geschicklichkeit zusammengesetzten Spiele, was ihm sein<br />

Gegenspieler Jean Barbeyrac als Klassifikationsfehler anlastete. Jeder wisse, so Barbeyrac<br />

in seinem Traité du jeu von 1709 (bzw. 1737), daß es ein “Jeu de pur hazard” sei. Der<br />

Naturrechtler war allerdings selbst nicht frei von Ungenauigkeiten, wenn er das<br />

Gänsespiel unter die reinen Kartenglücksspiele zwischen Lansquenet und Pharao reih-

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