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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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B OOK R EVIEWS / COMPTES RENDUS / REZENSIONEN 125<br />

Robert BOLLSCHWEILER,<br />

Die Handschriften großer Schachmeister : eine graphologische Studie. Wien : Wilhelm<br />

Braumüller, Universitäts-Verlagsbuchhandlung, 2001. 167 S. Preis: € 20,–.<br />

Der Verfasser ist Diplompsychologe, Graphologe und vom Schachspiel fasziniert.<br />

Er sucht zwei Fragen einer Antwort näherzubringen: „Gibt es Schriftmerkmale, die mit<br />

dem Schachtalent in Zusammenhang stehen und kann die Handschrift etwas über die<br />

typische Spielweise und Vorgehensstrategie eines Spielers aussagen? Zwei Fragen, die in<br />

der Schachliteratur meines Wissens noch nie behandelt worden sind” (S. 5). Dieses graphologische<br />

Erkenntnisinteresse kommt jedoch erst im zweiten Teil des Buches zum<br />

Vorschein, denn zunächst ist die biographisch-psychologische Erkundung dominant.<br />

Der erste Teil ist eine Folge von Lebensläufen und Karrieren einer Auswahl großer<br />

Schachmeister, zuerst der „ungekrönten Könige” (bevor es den Weltmeistertitel gab)<br />

und dann der Weltmeister von Steinitz bis Kasparow. Dieser Teil des Buches ist mit 120<br />

Seiten eine aus der Schachliteratur kompilierte brauchbare Einführung in die Geschichte<br />

der Schachweltmeisterschaften.<br />

Danach folgen mit nur 40 Seiten die „Graphologischen Betrachtungen”. Einige<br />

Angaben über die Beschreibungs- und Beurteilungskriterien werden vorangestellt, es<br />

sind die üblichen Merkmale, die man aus graphologischen Büchern und Gutachten<br />

kennt. Dann folgen Schriftproben und ihre knappe Charakterisierung. Der Beweis, daß<br />

man aus der Handschrift die Schachbegabung der Schreiber ermitteln könne, wird indessen<br />

nicht geliefert, und er kann mit dieser Methode auch gar nicht zustande kommen.<br />

Wenn man von vorneherein weiß, von wem die Schriftprobe stammt, und überdies einige<br />

Mühe darauf verwandt hat, die Aussagen über Charaktereigenschaften, die<br />

Begabungsrichtung und die Spielweise der Meister zu sammeln, dann ist das<br />

Untersuchungsmaterial bereits gründlich kontaminiert und durchVorwissen verdorben.<br />

Tatsächlich entdeckt der Verfasser nun in den Schriftproben genau diejenigen<br />

Persönlichkeitsmerkmale wieder, die er zuvor beschrieben hat.<br />

Zwei Beispiele:<br />

Steinitz: „Seine magere, fast skeletthaft leer wirkende Schrift lässt an eine klar und<br />

scharf überlegende, streng objektive Spielweise denken, bei der Nützlichkeitserwägungen<br />

wichtiger waren als romantische Höhenflüge” (s. 133). Diese Formulierung ist kein<br />

Resultat der Schriftanalyse, sondern eine stark verkürzte und trivialisierte Beschreibung<br />

der Schach<strong>the</strong>orie von Steinitz.<br />

In Aljechins Schrift sieht der Verfasser das „Spiegelbild eines genialischen, excentrischen<br />

Menschen mit unruhig-bewegtem Seelenleben” (S. 136). Was wunder auch, denn<br />

das gehört zu den stereotypen Wendungen der Aljechin-Literatur.<br />

Und daß Euwe ein ordnungsliebender Logiker gewesen sei, weiß man aus den reichlich<br />

vorhandenen Berichten von Zeitgenossen. Also strahlt seine Schrift „Ruhe,<br />

Klarheit und Ordnung aus” (S. 137).<br />

In keinem Fall enthüllt die Schrift etwas, das nicht bereits aus der Schachliteratur<br />

bekannt wäre. Die Charakterisierungen sind überdies viel zu knapp und nicht im<br />

Einzelnen begründet, obgleich gerade das unerläßlich gewesen wäre. So bleibt es bei

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