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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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B OOK R EVIEWS / COMPTES RENDUS / REZENSIONEN 117<br />

begründet ein Ergebnis, das sie zu erreichen wünscht, anstatt es zu entwickeln und<br />

gutachterlich das Für und Wider sorgsam abzuwägen. Dabei werden <strong>of</strong>t genug quellenkritische<br />

Überlegungen und Betrachtungen vor allem bei den persischen und arabischen<br />

„Quellen“ außer Betracht gelassen. Eine überzeugendere Auf- und Bearbeitung der<br />

vorhandenen Materialien wäre nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig gewesen.<br />

So ist mit Kanauj ein in manchen Teilen widersprüchliches und deshalb insgesamt<br />

nicht voll überzeugendes Konstrukt entstanden. Es wäre im übrigen wohl auch<br />

zweckmäßig gewesen, z.B. den allerdings schon aus sich heraus verständlichen Hinweis<br />

von Hans Holländer aus dem Jahre 1994 auf die indischen Quellen „von unvergleichbarer<br />

Dürftigkeit“ ernst, die „Dürftigkeit“ überhaupt (!) zur Kenntnis zu nehmen, sie zu<br />

analysieren, sie zu begründen und letztlich vielleicht sogar die literarische Quellenlage<br />

zu verbessern. Es hätte auch nicht außerhalb der Aufgabe einer Kulturwissenschaftlerin<br />

gelegen, im einzelnen zu erläutern, weshalb noch nicht einmal zu einer Zeit, als das arabische<br />

Schach bereits in höchster schachtechnischer Blüte stand, für Indien gleiches festzustellen<br />

ist.<br />

Die von Renate Syed bei allen Gelegenheiten zum Ausdruck gebrachte „indologische<br />

Sicht/Perspektive“, die sie bei Kanauj nunmehr weit verlassen hat, ist für die Urschachforschung<br />

doch um einiges zu kurz gegriffen. Vor allem bei dem erschöpfenden Studium<br />

der relevanten Sprachdenkmale wird diese Behandlungsweise dem Thema nicht voll<br />

gerecht. Aus der Sicht des Rezensenten wird man der Autorin keineswegs vorhalten dürfen,<br />

daß sie die „Indien-These“ mit interdisziplinärem Impetus – Indologin vom Fach<br />

her, alsdann auf „fremdem“ Terrain als Alt- und Neu-Iranistin, Sinologin, Arabistin,<br />

Kunsthistorikerin und Archäologin und letzthin als Schachhistorikerin von der<br />

Befassung her, alles in einem – vertritt, wohl aber, wie sie sie vertreten hat. Oder mit<br />

anderen Worten: Ein – vielleicht?! – ‚richtiges’ Ergebnis kann auch mit unzulänglicher<br />

Begründung herbeigeführt werden, mit Forschungsstrukturen wie vor 90 Jahren.<br />

Die Unbeweisbarkeit verschiedener ihrer Folgerungen wird von Renate Syed nicht<br />

verschwiegen. Sie erklärt dazu, sie könne Beweis für „weiterführende Thesen“ nicht liefern<br />

[14-15]. Sie gesteht zudem zu, viele Fragen, die allerdings wohl nicht die hier aufgezeigten<br />

Problematiken betreffen, seien noch <strong>of</strong>fen geblieben. Dieses Eingeständnis<br />

hebelt sie dann jedoch wieder selbst aus, wenn sie erklärt, „anhand der genannten<br />

Indizien“ gelange sie zu der Auffassung, daß das Spiel caturanga um 450 (oder früher)<br />

in Nordindien entstanden sei; wahrscheinlich S ´ arvavarman habe das caturanga mitsamt<br />

dem 64-Felder-Planogramm um 570 als Geschenk an seinen Zeitgenossen Khusrau<br />

Anurshirvān gesandt. Daß eine auf „Indizien“ gestützte Hypo<strong>the</strong>se zudem noch von<br />

kaum objektivierenden oder sogar voreingenommenen Lesern ihrer Arbeit gleichsam als<br />

„bare Münze“ und als der Weisheit letzter Schluß genommen wird, hätte vorausahnend<br />

erkannt werden können.<br />

Der methodologische Hinweis von Karl Popper, es müßten die richtigen Fragen [5]<br />

gestellt werden, ist zutreffend – nur: Sind sie bei Kanauj wirklich gestellt worden? Mit<br />

der vorliegenden Arbeit von Renate Syed zu einem durchaus schwierigen und komplexen<br />

Thema ist auch kein Zielpunkt erreicht. Ihre Darstellung kann vielmehr nur als<br />

Ausgangspunkt zur Klärung „vieler“ und noch mehr zahlreicher „weiterer“ Fragen ange-

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