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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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B OARD G AME S TUDIES 6, 2003<br />

friedigenden Handschriftenverhältnissen dürfte schon von der Systematik der<br />

Fertigkeiten her eine Interpolation als annehmbar erscheinen. Eine solche Reihung<br />

schließt jedenfalls eine nachträgliche Texterweiterung eines Kopisten durch Einführung<br />

des Wortes čatrang zum Zeitpunkt der Herstellung der (ältesten) Handschrift von 1323<br />

keineswegs aus. Im Gegenteil: Einige Zeilen zuvor werden Ardashir, als er das Alter „for<br />

higher instruction“ erreicht hatte, nur literarische Kenntnisse, das Reiten und „o<strong>the</strong>r<br />

arts“ zugeschrieben. Die Widersprüchlichkeit der Textteile dürfte damit das vorgetragene<br />

Ergebnis rechtfertigen.<br />

Die historische Zuverlässigkeit der beiden Texte CT und Karnamak – dieser Text<br />

bringt wörtliche Rede verschiedener Personen! – wird für die schachhistorische Sicht<br />

weiterhin dadurch keineswegs erhöht, daß nach Karnamak das Schachspiel bereits im 3.<br />

nachchristlichen Jahrhundert bekannt gewesen sein soll, während es CT Chosrau I.<br />

zuschreibt. Diese Divergenz, die bereits Reinhard Wieber 1972 dargestellt hat und auf<br />

die ich 1998 wiederholend hingewiesen habe, hat auch Syed zutreffend als solche erkannt<br />

[76]. Der Gefahr, daß damit ihre zeitlichen Annahmen ge- oder gar zerstört werden<br />

könnten, ist sie durch die Erklärung entgegengetreten, der nach ihrer auf Nöldeke<br />

Göttingen 1879 gestützten Auffassung [76] im frühen 7. Jahrhundert entstandene Text<br />

Karnamak verlege „anachronistisch“ kulturelle Zustände und Phänomene seiner Zeit in<br />

das 3. nachchristliche Jahrhundert [76]. Ein solcher zu sehr ergebnisbedachter Hinweis<br />

auf die vorgebliche Anachronistik erscheint dem Rezensenten in der vorliegenden Form<br />

argumentatorisch wenig überzeugend. Vielleicht wäre es jedoch klug, für den Rezensenten<br />

wie auch die Autorin, das zu verinnerlichen, was O. Klíma 1988 ausgeführt hat:<br />

„Allerdings müssen wir stets daran denken, daß die Texte in der Schilderung der<br />

Geschehnisse und deren Datierung voneinander abweichen, häufig Personennamen und<br />

Titel verwechseln, zuweilen phantastische Vorfälle einflechten, Sentenzen und Morallehren<br />

anfügen – wie eben im Märchen üblich“.<br />

Syed erwägt das didaktische Modell caturanga und das später sich nach ihrer<br />

Auffassung daraus entwickelnde Spiel gleichen Namens [passim]. Wirklichkeitsnähe<br />

kann man dem „Modell“ schwerlich zusprechen. In diesem Zusammenhang nur eine<br />

einzige Frage zur Realität: Seit wann wird „Kriegspielen“ oder Kriegsführung auf für<br />

beide Parteien gleichem Terrain mit gleichem Material geübt oder betrieben bei abwechselndem<br />

Ziehen der „Figuren“?<br />

Die von Syed gebrachten Überlegungen und die Hinweise auf die „verschiedenen<br />

persischen und arabischen Quellen“ sind bei deren kritischer Betrachtung und Analyse<br />

jedenfalls in der bislang vorliegenden aus Kanauj ersichtlichen Form ohne weitere<br />

Studien nicht geeignet, den indischen Ursprung des Schachspiels zweifels- und widerspruchsfrei<br />

zu begründen. Ich bin der Auffassung, daß zumindest insoweit erhebliche<br />

Nachbesserungsarbeiten in argumentatorischer und methodischer Hinsicht mit nunmehr<br />

h<strong>of</strong>fentlich gesicherten „neuen Evidenzen“ erforderlich sein werden. Eine gleichgelagerte<br />

Beurteilung ist auch bei den Erörterungen zum altindischen Kriegswesen zu<br />

vertreten; insoweit scheinen noch immer nicht alle zugänglichen Materialien hinreichend<br />

ausgeschöpft zu sein.<br />

Renate Syeds (selektive) Arbeitstechnik ist methodisch überraschend eindeutig: Sie

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