Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.
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B OOK R EVIEWS / COMPTES RENDUS / REZENSIONEN 115<br />
Begründung: In der modernen persischen Sprache sei das ältere čatrang fast vollständig<br />
durch das Wort shatranj ersetzt worden. Diese Entwicklung sei spätestens um 1.000<br />
(Firdausi) abgeschlossen gewesen, wahrscheinlich jedoch schon früher, und zwar innerhalb<br />
von 200 Jahren nach der Eroberung des Iran durch die Araber. Eine neue Überlegung,<br />
die ich an anderer Stelle zu begründen beabsichtige, würde eine Entstehung von<br />
CT etwa um die Mitte bis gegen Ende des 8. Jahrhunderts wahrscheinlich machen.<br />
Jedenfalls ist m. E. eine Entstehung von CT in sasanidischer Zeit ausgeschlossen.<br />
Das Syedsche argumentative Vorgehen [vgl. 60, 97] gegenüber den „persischen<br />
Quellen“, nämlich deren ‚Glaubwürdigkeit’ und ‚Unglaubwürdigkeit’ gleichzeitig anzunehmen,<br />
gibt Hinweis auf die Bedenklichkeit der Annahme, in den ‚persischen Quellen’,<br />
die sie <strong>of</strong>fensichtlich geradezu wörtlich nimmt, frühe die indische Erfindung des<br />
Schachspiels stützende Texte von beachtenswerter Historizität vor sich zu haben. Damit<br />
ist der entscheidende Stützpfeiler, den Syed in den „Persian sources“ sieht, zusammengebrochen.<br />
Denn: Firdausi hat als Quelle (wohl zweifelsfrei) das nachsasanidische CT<br />
benutzt. Im übrigen kann davon ausgegangen werden, daß die arabischen „Quellen“ ihre<br />
Erkenntnis keineswegs oder kaum aus originären indischen Quellen hergeleitet haben<br />
dürften, was zweckmäßigerweise anderweitig noch weiter untersucht werden sollte.<br />
Es ist jedoch noch ein weiterer mittelpersischer Text, nämlich Karnamak-i Artachseri<br />
Papakan, zu prüfen (bei Syed 76 in einer Anmerkung von 14 Zeilen erörtert), wobei<br />
ich „Chusrau und sein Knabe“ nicht in meine Erörterungen einführe.<br />
Dieser Text von etwa 5.600 Worten, in dem der Perserkönig Ardashir I. (226-241),<br />
der König der Könige der Iraner, verherrlicht wird, nennt das Schachspiel: „Mit Gottes<br />
Hilfe wurde er [Ardashir] im Polospiel [Ballspiel], im Reiten, im Schach, im Jagen und<br />
in den anderen Künsten tüchtiger und gewandter als sie alle“. Die mittelpersische<br />
Belletristik hat mit Vorliebe Muster vollkommener Ritter geschildert, die in ritterlicher<br />
Lehre und höfischen Künsten erzogen wurden (Rypka 1959). Karnamak bietet ein<br />
Abbild dessen, was man von höfischer Bildung generell erwartete. Liegt nun in<br />
Karnamak eine „historische Erzählung“ (Rypka 1959) mit zeitlichem und geschehensmäßigem<br />
Wahrheitsgehalt vor? Das zu beantworten, ist vorab eine Frage des<br />
Zeitpunktes der Entstehung der Erzählung. Die Karnamak betreffenden Handschriftenverhältnisse<br />
sind dieselben wie bei CT, also für eine konkrete Datierung wenig ergiebig.<br />
Sprachliche Gründe ergeben ein gleiches Ergebnis: Karnamak sei in einem sehr späten<br />
Mittelpersisch geschrieben (Mary Boyce). Auch die Vermutung von Theodor Nöldeke<br />
(1879), Karnamak könne aus der letzten Zeit der Sasanidenherrschaft, etwa aus der Zeit<br />
von Chosrau II Parwez († 628), stammen, bringt wenig. Nun wäre allerdings bei dem<br />
Datierungsversuch von Karnamak aus wissenschaftlicher Sicht ein Umstand, der auf<br />
astronomische Fakten zurückgreift, nicht wie bisher unberücksichtigt zu lassen. Die beiden<br />
sowjetischen Forscher O. M. Tschukanowa und A. L. Scherbanowskij haben computergestützt<br />
durch den sowjetischen Rechner M-222 in russischsprachigen Arbeiten<br />
aus den Jahren 1982 und 1987 dargelegt, eine bestimmte im Karnamak beschriebene<br />
stellare Konstellation habe sich für Ktesiphon, die Residenz der Sasaniden-Könige, gegen<br />
Ende des Jahres 631 ergeben. Damit könnte möglicherweise für Karnamak das<br />
Entstehungsdatum post quem mit 631 angenommen werden. Ausgehend von den unbe-