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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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B OARD G AME S TUDIES 6, 2003<br />

Königs beseitigt (tatsächlich muß jedoch nach CT „Indien“ Tribut an „Persien“ entrichten,<br />

weil das Nardspiel nicht enträtselt werden konnte) oder die Überlegenheit des<br />

Schahinschah bestätigt werden. Syed nennt eine andere Auslegung: Die Gesandtschaft<br />

„aus Kanauj“ – also wieder nur der Bezug auf die einzige Erwähnung bei Firdausi, die<br />

jedoch in CT fehlt! – habe „von der Macht und dem Reichtum des indischen Königs“<br />

ein Zeugnis geben sollen [75] (wozu es jedoch nicht des Schachspiels als solchem bedurft<br />

hätte).<br />

• Die didaktische Komponente besteht darin, daß der iranische Herrscher lediglich<br />

durch die Klugheit seines Ersten Ministers Buzurgmihr die „Wette“ gewinnt.<br />

Nach CT hat Buzurgmihr/Vazurgmihr, um seinerseits den indischen Großkönig zu<br />

prüfen, das Nardspiel erfunden. Auf dem International Colloquium <strong>Board</strong> Games<br />

Studies in CH-Fribourg im April 2001 hat Syed, gestützt auf zwei frühere<br />

Veröffentlichungen aus den Jahren 1994 und 1998, einen Vortrag mit dem Titel „On <strong>the</strong><br />

Indian Origin <strong>of</strong> Backgammon“, dessen Schriftfassung jedoch nicht in den Symposiums-<br />

Band hineingekommen ist, gehalten. Sie hat nach Internet-Abstrakt Bezug genommen<br />

auf altindische Texte „between <strong>the</strong> second century B.C. and <strong>the</strong> 6th century A.D.”, die<br />

von einem Brettspiel für 2 Spieler mit je 15 konischen Steinen und zwei Würfeln sprechen.<br />

„In face <strong>of</strong> this evidence, we may doubt <strong>the</strong> Persian sources stating that backgammon<br />

(called nard by <strong>the</strong> Persians) was a Persian invention and came to India <strong>from</strong> Persia”.<br />

Zur Stützung wird weiter al-Ya‘qūbī herangezogen, wobei die Zitate bei Wieber 1972<br />

betr. Mas’udi und Ibn Hallikan jedoch unberücksichtigt bleiben. Wenn schon die beiden<br />

aus dem Vorstehenden ersichtlichen Überlieferungsstränge zur Einfuhr des Schachs<br />

nach Iran nicht stimmig miteinander harmonieren, so ist es erst recht unakzeptabel, entgegen<br />

CT die „Erfindung“ sowohl des Schachs wie auch des Nard den Indern zuzuschreiben.<br />

Im übrigen: Es gibt keine „persischen Quellen“ [Mehrzahl!], in denen die<br />

Inder als die Erfinder des Schachs angesehen werden, sondern nur eine einzige Primär-<br />

Quelle, nämlich CT (die von Firdausi benutzt worden ist, in welcher Redaktion auch<br />

immer). Die beweismäßig überflüssige Suggestivfrage „Warum sollten sie [das sind ‚alle<br />

persischen Quellen’] die Unwahrheit sprechen?“ [75] verwandelt sich angesichts der<br />

eigenen Darstellungen der Verfasserin in ein mehr als unglückliches „Argument“.<br />

„Als historischen Text kann man Vicārīsˇn i-čatrang nicht werten. Er enthält aber<br />

einige Anspielungen auf historische Verhältnisse“ (Olaf Hansen 1935). Noch weiter war<br />

Th. Nöldeke bereits 1892 gegangen, indem er ausführte, die Erzählung des mittelpersischen<br />

Schachbuches sei „mit Benutzung eines in Märchen beliebten Zuges willkürlich<br />

erfunden“ worden. Der etymologische Gesichtspunkt – mittelpersisch čatrang kann sich<br />

nur aus Sanskrit caturanga entwickelt haben und nicht umgekehrt, wie wir schon seit<br />

Bossong 1978 wissen – läßt jedoch nach meiner persönlichen Auffassung lediglich eines<br />

festmachen: Das Schachspiel ist mit dem Sanskrit-Terminus nach Persien gelangt. Die<br />

Übernahme von caturanga als Lehnwort čatrang, die auch Syed betont, besagt jedoch<br />

schwerlich weder etwas Durchgreifendes über den Zeitpunkt der Entstehung des Schachs<br />

noch über die zeitlich versetzte Einführung in das sasanidische Iran. Murray, dem Syed<br />

sonst folgt, in diesem Zusammenhang aber noch nicht einmal zitiert, hat als terminus<br />

ante quem für die Entstehung von CT das Jahr ~850 für möglich erachtet. Murrays

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