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Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.

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B OARD G AME S TUDIES 6, 2003<br />

benutzt Syed wie so häufig eine Sekundärquelle – in diesem Falle, indem sie aus der<br />

Studie des indischen Forschers Deva Devahuti (Oxford 1970) zitiert [55]. Wer unter<br />

„Wissenschaftlichkeit“ und dem so herrlich und formal zu rühmenden „akademischen<br />

Rang“ einer Arbeit auch die Nachprüfbarkeit der Darstellung versteht, dem werden, so<br />

meine ich, insoweit Steine statt Brot gegeben.<br />

Die weitere Handhabung von Syed besteht darin, die literarisch vielfach genannte<br />

Einfuhr des Schachspiels im Rahmen der Übernahme indischer Wissenschaften und<br />

Literaturen „durch die Perser“ [55] ansatzweise darzustellen. Wieder werden jedoch nur<br />

Gewährsleute gleichsam zweiter Reihe sowie der Sanskritist und klassische Philologe<br />

Theodor Benfey (1809-1881) genannt, letzterer mit einer zwar seinerzeit bahnbrechenden,<br />

aber heute wegen verschiedener geänderter Gesichtspunkte nicht mehr vorbehaltlos<br />

zu verwendenden Arbeit zur vergleichenden Märchenforschung aus dem Jahre<br />

1859. Der populäre Überlieferungsstrang, mit der Märchensammlung Pañcatantra sei<br />

auch das Schachspiel von „Indien“ nach „Persien“ gebracht worden (Syed formuliert<br />

unklar „Übernahme“ [56]), wird ‚bewiesen’ durch die Arbeiten von Wiesehöfer<br />

(1993/1998) sowie Russell (1988) und deren lexikalisches Grundwissen – und Mas’udi<br />

wird als Gewährsmann mit Zweithandquelle herangezogen. Originäre, generelle und<br />

tiefer gehende Forschungen zu Art und Umfang des schachbezogenen Kulturtransfers<br />

von Indien nach Persien und vice versa fehlen in Kanauj, obwohl sie möglicherweise<br />

ergänzende – gesicherte – Resultate hätten bringen können. Daß bei der „Übernahme<br />

indischer Märchensammlungen und des Schachs“ [56] nach Iran eine andere<br />

Veranlassung als die in Čatrang namak dargestellte anzunehmen ist, ist selbst nach nur<br />

kursorischer Prüfung des vorhandenen Materials schachgeschichtlicherseits keineswegs<br />

übersehen worden und hätte indologischerseits nicht übersehen werden dürfen. Firdausi<br />

jedenfalls nennt keine gleichzeitige Übernahme von Pañcatantra und Schach. Die Facharabisten<br />

hatten bis vor kurzem bei der möglichen Involvierung von Burzoy/<br />

Burzurgmihr in die Schachgeschichte keine insgesamt überzeugende und klarstellende<br />

Argumentationshilfe für die „Schachforscher“ liefern können. Das dürfte angesichts der<br />

1982 entstandenen, 1990 gedruckten Arbeit von De Blois überholt sein. De Blois befaßt<br />

sich umfassend mit dem damaligen Meinungsstand und setzt sich damit auseinander.<br />

Anschließend erörtert Syed einen aus etwa 820 Worten bestehenden nichtreligiösen<br />

Text in mittelpersischer Sprache, dessen „Titel“ [8, 58] (derartige Schriften hatten nie<br />

einen „Titel“) sie mit Wizārisˇn ıi-Čatrang annimmt. Den Inhalt des Wizārisˇn ıi-Čatrang<br />

= Čatrang namak (künftig CT) = Madigan-i-čatrang (das sind nicht etwa drei verschiedene<br />

Werke, wie manche zu glauben scheinen!) setze ich für diese Rezension als bekannt<br />

voraus. Die kürzeste Darstellung: Die Verbringung des čatrang/caturanga von Indien<br />

nach Iran und die Entstehung des Nardspiels werden abgehandelt. Damit bedient sich<br />

CT eines klassischen, vor allem im arabischen Kulturkreis noch viele Jahrhunderte später<br />

gepflegten Darstellungstyps mit lebensphilosophischer Deutung: der Gegenüberstellung<br />

von Willensfreiheit (Schach) und Willenszwang (Nard).<br />

Der Text von CT ist häufig im Druck veröffentlicht und mehrmals aus dem Pehlewi<br />

in moderne Sprachen übersetzt worden. Trotzdem ergeben sich nach dem heutigen<br />

Forschungsstand zahlreiche noch immer nicht geklärte und wahrscheinlich auch nicht

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