Board games from the city of Vijayanagara (Hampi ... - Gioco dell'Oca.
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B OARD G AME S TUDIES 6, 2003<br />
catur||anga (Pavle Bidevs Ableitung aus catu||ranga ist verworfen worden) hätten ihre<br />
Terminologie von dem altindischen Heer caturanga hergeleitet [52]. Es wird allerdings<br />
die Frage notwendig sein, weshalb ein Spiel, das tatsächlich aus 5 (Vierschach) oder gar<br />
6 (Zweischach) Figuren bestand, unter Auslassung von König und Berater gerade viergliedrig<br />
genannt worden ist [keine Erläuterung 46]. Trotzdem gehört es seit Jahrzehnten<br />
bei der Erforschung der frühen Schachgeschichte aufgrund <strong>of</strong>fensichtlicher stillschweigender<br />
Prämisse, die ohnehin nicht im indischen Sprachkreis begründete Kriegssymbolik<br />
gehöre wesensnotwendig zum Schachspiel und nicht etwa z.B. eine ma<strong>the</strong>matische<br />
Struktur, zum selbstverständlichen Repertoire, die Entwicklung des militärischen<br />
Systems in Indien zu behandeln [Teil II 37-52]. Bidevs Schlußfolgerungen [51] nach<br />
1972 hatten den einzigen Sinn, aus dem Vorhandensein von Kriegswagen zu Harshas<br />
Zeiten seine vor 1972 noch nicht vertretene These von der Priorität des chinesischen<br />
Schachs (Erfindung nach Bidev angeblich 569) glaubhaft zu machen. Ob während der<br />
Regierung Harshas Kampfwagen (noch) zum indischen Heer gehörten, läßt Syed 2001<br />
ungeklärt [48] (anders in ihrer Arbeit aus dem Jahre 1995). Allerdings ist nicht recht<br />
plausibel zu machen, weshalb bei einer Fülle von Veröffentlichungen zum indischen<br />
Kriegswesen (z.B. Bimal Kauti Majumdar; Ramachandra Dikshitar; Srivatta; Benjamin<br />
Walker – im übrigen die speziell schachgeschichtsbezogene Analyse von C. Panduranga<br />
Bhatta aus dem Jahre 1994) nicht definitiv hat geklärt werden können, wann und in<br />
welcher Region die Kampfwagen noch bzw. nicht mehr im Gebrauch gewesen sind. So<br />
wählt Syed argumentatorisch den faktisch nicht belegten Weg, das „didaktische Modell“<br />
caturanga habe um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts oder kurz davor<br />
die Heeresteile des seinerzeit existierenden „realen Heeres“ [52] übernommen.<br />
Die Überlegung, „die Zusammensetzung des caturanga-Heeres, die Aufstellung, die<br />
Gang- und Schlagarten, die Kampfstrategien und Heeresformationen“ seien aus dem<br />
altindischen Heer abgeleitet (Syed 1998), mag vorderhand in bestimmter Hinsicht als<br />
überzeugend angenommen werden können. Schon 1995 hatte sich Syed mit den<br />
„Aufstellungsvarianten des Heeres“ befaßt; auch aus der Studie von C. Panduranga<br />
Bhatta (1994) erfahren wir in diesem Punkte Wichtiges und Richtiges. Dabei ist die<br />
Positionierung der Reiterei im indischen Heer jedoch das keineswegs Entscheidende,<br />
sondern vielmehr beispielsweise der Umstand, wie es zu der Zugweise der Schachfigur<br />
‚Springer’ gekommen ist. Johannes Kohtz, der von einem „Erfinder des Tschaturanga“<br />
ausgeht, schreibt 1916 dazu: „Die Wagen, die Reiterei und die Elefanten haben […]<br />
raschere Bewegungen als das Fußvolk. Die sollen sie auch im Spiele besitzen und darum<br />
hat ihnen der Erfinder die Zweischrittigkeit verliehen. | Die Zweischrittigkeit eröffnete<br />
ihm genau drei Gangarten. Er hatte demnach keine Wahl. So verlieh er dem Rukh die<br />
gerade, dem Elefanten die schräge Gangart und dem zwischen ihnen stehenden Reiter<br />
jene Richtung, die das Mittel hält zwischen grade und schräg. […]“. Für das<br />
Tschaturanga geht Kohtz (bei Widerspruch durch Murray) von drei einschrittigen und<br />
drei zweischrittigen Figuren aus (die heutige Gangart des Turmes sei erst später eingeführt<br />
worden). Aber mit derartigen Hinweisen auf die (frühe) Struktur des<br />
„Urschachs“ habe ich schon längst die Domäne der Verfasserin, die Indologie, verlassen,<br />
wobei in diesem Zusammenhang das Bemerken erforderlich ist, daß die herangezogene