Tirol Transfer - krinzinger projekte - Galerie Krinzinger
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JUDITH HOPF<br />
BEI MIR ZU DIR<br />
Berlin 2002<br />
Judith Hopf und Stefan Geene<br />
in Zusammenarbeit mit Katrin Pesch<br />
Videofilm, 12 Min., Stereo, Farbe<br />
Die zunehmende Militarisierung unserer<br />
Gesellschaft und die daraus resultierenden<br />
Informationen, die in den letzten Jahren zu<br />
uns via TV übertragen wurden, haben<br />
Stephan Geene und mich dazu veranlasst,<br />
über das Thema Gewalt zu arbeiten.<br />
Avitall Ronell zitiert in ihrem Aufsatz<br />
„Trauma-TV: Video“ als Zeugnis Michael<br />
Herr mit den Worten: „Erst durch den Krieg<br />
lernten wir, für alles, was wir gesehen hatten,<br />
ebenso verantwortlich zu sein, wie für<br />
alles, was wir getan hatten. Das Problem<br />
bestand darin, oft erst später, vielleicht<br />
sogar Jahre später, zu wissen, was man<br />
sah. (…)“<br />
In dem Videofilm schwarzer Schnee/Low<br />
dunkel möchten wir auf eine mögliche Verschiebung<br />
von Wahrnehmung hinweisen.<br />
Er stellt den Versuch dar, unseren Realitätsbegriff<br />
und dessen Veränderbarkeit zur<br />
Debatte zu stellen.<br />
Der Film adaptiert die Vorlage einer TV-<br />
Live-Show und kehrt diese in eine surreale<br />
Situation. Die Figur der Fernsehmoderatorin<br />
verliert ihren angeblich distanzierten und<br />
neutralen Blick: Sie hat ihre Brille vergessen,<br />
redet frei, schlägt schließlich ein unheimliches,<br />
wissenschaftliches Experiment<br />
vor: ein Interview mit einem Toten, der<br />
Höhepunkt der Fernsehshow. Der Tote, der<br />
tatächlich als Show-Gast auftritt, folgt nicht<br />
der stringenten Interviewtechnik, sondern<br />
schlägt andere Gesprächsebenen vor. Die<br />
Moderatorin wird mehr und mehr zum<br />
Opfer ihrer Vorstellungswelt, die Show<br />
droht zusammenzubrechen.<br />
Die mediale Übertragung von Gewalt und<br />
die Problematik der Umkehrung und Auslassung<br />
von Information wird anhand eines<br />
inszenierten Interviews mit einem Toten in<br />
einem stilisierten Fernsehstudio thematisiert.<br />
Das Hauptaugenmerk in der Videoproduktion<br />
wird auf das TV-inhärente und<br />
kulturelle Phänomen der Live-Übertragung<br />
gerichtet.<br />
gegenüberliegende und nächste Doppelseite:<br />
Videostills aus „Bei Mir Zu Dir“<br />
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