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post_modellismus – models in art - krinzinger projekte - Galerie ...

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e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imalistischen Objekt derselben,<br />

wobei offen bleibt, welche Variante das<br />

Orig<strong>in</strong>al und welche das Modell ist. Christoph<br />

Raitmayr wiederum stellt e<strong>in</strong>e Villa<br />

der 20er/30er Jahre auf den Sofatisch<br />

e<strong>in</strong>er kargen Wohnlandschaft.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Strategie f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der<br />

Arbeit von Stefan Wischnewski und Kyrill<br />

Koval. Sie bedienen die Kategorie des<br />

Readymades. Wischnewski zeigt fügt<br />

bei se<strong>in</strong>em MTSV-Sofa Rucksäcke und<br />

Reisetaschen zu e<strong>in</strong>er Alltagssitzskulptur<br />

zusammengefügt, so wie man sie auf<br />

Bahnhöfen und vor Hotels öfters f<strong>in</strong>det.<br />

Kyrill Koval baut e<strong>in</strong> Podium, welches von<br />

den BesucherInnen erklommen werden<br />

kann, es ist e<strong>in</strong>e Welt, die sonst verborgen<br />

ist, denn es handelt sich um den Zwischenboden,<br />

der <strong>in</strong> Betonbauten verwendet<br />

wird um die Versorgungsleitungen<br />

zu verbergen. Lutz/Guggisberg zeigen e<strong>in</strong><br />

Bücherbord mit fiktiven Buchtiteln und<br />

Buchattrappen. Hans Ulrich Obrist Umgang<br />

mit der Modellhaftigkeit der Kunst<br />

wird durch se<strong>in</strong>en Sammelband do it vorgestellt.<br />

Readymades s<strong>in</strong>d gewöhnliche<br />

Gegenstände, die durch e<strong>in</strong>en künstlerischen<br />

Erklärungsakt zu Kunstwerken erkoren<br />

werden. Ihre Umdeutung von der<br />

gewöhnlichen Ware <strong>in</strong> wertvolle, e<strong>in</strong>zig<strong>art</strong>ige<br />

Objekte, macht sie nicht notwendigerweise<br />

zu Modellen. Jedoch wurde<br />

das Readymade kunstgeschichtlich gesehen<br />

zu e<strong>in</strong>em Modell für die Kunst<br />

selbst, <strong>in</strong>sbesondere für die Kunst der<br />

Moderne. Das Readymade, eigentlich e<strong>in</strong><br />

Prototyp, wurde zum Modell e<strong>in</strong>er Epoche,<br />

die sich selbst mit Modellen beschäftigte.<br />

Am ‘Fertig-Gemachten’ wurde<br />

demonstriert, wie aus e<strong>in</strong>er Reproduktion<br />

e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>al werden kann. Aus heutiger<br />

Sicht ist weniger dieser Deutungsakt <strong>in</strong>teressant,<br />

denn die Frage, ob diese Aufwertung<br />

nicht auch wieder rückgängig<br />

gemacht werden könnte, d.h. aus dem<br />

Orig<strong>in</strong>al wieder e<strong>in</strong> Gebrauchsd<strong>in</strong>g, aus<br />

dem Besonderen wieder etwas Selbstverständliches<br />

und Gewöhnliches werden<br />

kann.<br />

Ke<strong>in</strong> Zweifel. Alle diese Objekte der Ausstellung<br />

belegen, wie sehr aus Modellen<br />

Kunstwerke werden können, und vice<br />

versa. Modelle s<strong>in</strong>d vorläufig, theoretisch<br />

und wenn sie als Beweisstücke auftreten,<br />

so nur unter Anführungszeichen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

Behelfe, Vorstudien und Nachdenkpausen,<br />

die sich selbst zur Diskussion und<br />

Disposition stellen. Gerade diesen Aspekt<br />

nützt die Ausstellung. Bei den Post_ Modellen,<br />

die im doppelten S<strong>in</strong>n nach etwas<br />

Anderem kommen, tritt die Unentschiedenheit<br />

<strong>in</strong> den Vordergrund. Statt der<br />

Frage nach der Echtheit wird die Frage<br />

nach dem Orig<strong>in</strong>al und dem Orig<strong>in</strong>ellem<br />

gestellt, und an die Stelle des Mehrwerts<br />

tritt die Frage nach Sollen und Se<strong>in</strong>. Ihr<br />

hypothetisches Dase<strong>in</strong> ermöglicht den<br />

Modellen die charakteristische Unabgeschlossenheit,<br />

das Mittel zu se<strong>in</strong> zwischen<br />

Befremden und Selbstverständlichkeit<br />

und die offene Besetzung der Leerstelle<br />

zwischen <strong>post</strong> und <strong>modellismus</strong>.<br />

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