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post_modellismus – models in art - krinzinger projekte - Galerie ...

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auch noch <strong>in</strong> anderem S<strong>in</strong>ne verstanden<br />

werden. Denn nach kann auch verstanden<br />

werden im S<strong>in</strong>ne von entsprechend oder<br />

gemäß. Dies gilt im übrigen sowohl für das<br />

Late<strong>in</strong>ische als auch das Deutsche. Und<br />

genau <strong>in</strong> diesem Verständnis wird der<br />

Ausstellungstitel und se<strong>in</strong> engagiertes<br />

Projekt auch noch um e<strong>in</strong>e bedeutsame<br />

Variante bereichert. Die Kunstwerke, die<br />

dort zu sehen s<strong>in</strong>d, beziehen sich nicht<br />

alle<strong>in</strong> zeitlich auf andere, sondern eignen<br />

sich diese auch an. Verweis, Referenz und<br />

Rezeption durchbrechen gewissermaßen<br />

den Riss und schaffen e<strong>in</strong>e Brücke, die<br />

der underscore des Titels ja schon andeutete.<br />

Der referenzielle Charakter, der <strong>in</strong> diesen<br />

Werken begegnet, zeigt sich vor allem<br />

dar<strong>in</strong>, dass er sich offen zum Zwiespalt<br />

bekennt. Diese Modelle s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits<br />

befremdlich, <strong>in</strong>sofern sie sich von ihren<br />

Vorgängern distanzieren, andererseits<br />

selbstverständlich, <strong>in</strong>sofern sie sich diese<br />

aneignen und weiter denken. Modelle, <strong>–</strong><br />

das wurde schon gesagt <strong>–</strong> , bleiben ja<br />

nicht bei sich. Sie nehmen die Rolle e<strong>in</strong>es<br />

anderen e<strong>in</strong>. Für die Modelle des <strong>post</strong>_<br />

<strong>modellismus</strong> sche<strong>in</strong>t zu gelten, dass sie<br />

diese Rolle erstens als Nach-Denken und<br />

zweitens als Wechselwirkung fassen, <strong>in</strong>dem<br />

die Differenzen zwischen Vorher und<br />

Nachher sich nicht länger ausschließen<br />

müssen. Dadurch geraten die Unterschiede<br />

<strong>in</strong>s Wanken, die Unvere<strong>in</strong>barkeiten von<br />

Modell und Kunstwerk, Stellvertreter und<br />

Orig<strong>in</strong>al, Vergangenheit und Zukunft, Se<strong>in</strong><br />

und Sollen geraten <strong>in</strong> Bewegung. Damit<br />

kommen diese Gegensätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Spiel<br />

der Kräfte und die Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie, die<br />

so klug zwischen den beiden Worten<br />

gesetzt ist, erweist sich als Zeichen für<br />

den Austausch und se<strong>in</strong> mannigfaches<br />

H<strong>in</strong>-und-Her. Denn nur mit ästhetischen<br />

Mitteln kann erreicht und ausgedrückt<br />

werden, wie Bedeutungen sich durch vervielfachte<br />

Bezugnahmen vermehren und<br />

die polare Logik von Modell und Orig<strong>in</strong>al<br />

durchbrochen wird. Und so s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Ausstellung Werke zu sehen, die beides<br />

se<strong>in</strong> wollen, die sich als Kunstwerke begreifen,<br />

und dennoch als Modelle ersche<strong>in</strong>en.<br />

Sie bilden Verweisketten, <strong>in</strong> denen<br />

sich Kunstwerke auf Modelle oder Modellgattungen<br />

beziehen, oder auf andere<br />

Kunstwerke, die ihrerseits Modellcharakter<br />

besitzen können oder <strong>in</strong> der Kunstgeschichte<br />

tatsächlich besaßen. Die Po<strong>in</strong>te<br />

dieses von Dorscheid so bezeichneten<br />

<strong>post</strong>_<strong>modellismus</strong> besteht also dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e<br />

Vervielfachung von semantischen Bewegungen<br />

zu erzeugen, und e<strong>in</strong>e Bedeutungsgebung,<br />

die weder Anfang noch<br />

Ende hat.<br />

Am deutlichsten wird diese Strategie unabschließbarer<br />

Verweisketten, wenn sich<br />

diese Modelle-als-Kunstwerke als Spielwaren<br />

ausgeben. Kaum etwas vermag<br />

das Gesetz der Maßstäblichkeit so anschaulich<br />

zu machen, wie die M<strong>in</strong>iaturwelt<br />

der Spielzeuge. Diese ist nichts anderes<br />

als die Anpassung der Wirklichkeit<br />

an die Wahrnehmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. Im Spiel geschieht<br />

aber noch mehr. Im k<strong>in</strong>dlichen<br />

Spiel löst sich die starre Grenze zwischen<br />

Selbstverständlichkeit und Befremden,<br />

<strong>in</strong>sofern K<strong>in</strong>der nicht zwischen Fiktion<br />

und Wirklichkeit unterscheiden, genauso<br />

wenig wie zwischen Se<strong>in</strong> und Sollen. Nicht<br />

zuletzt wird mit der Spielzeugkultur der<br />

Waren- bzw. Wertcharakter thematisiert,<br />

d.h. das Auf- und Abwertungsgeschehen<br />

der Modelle. Aneignungen von Spielzeug<br />

f<strong>in</strong>den sich etwa <strong>in</strong> den Arbeiten von<br />

Zbignew Libera oder bei Darren Neave<br />

und John Cake, die sich selbst verniedlichend<br />

und absichtlich k<strong>in</strong>dlich ‘Little<br />

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