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post_modellismus – models in art - krinzinger projekte - Galerie ...

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Ausmaß jenes ‘Spiels’ erahnen, mit dem<br />

wir es <strong>in</strong> ihren Arbeiten zu tun haben. So<br />

stützt sich der sichere Blick des Betrachters<br />

auf die verme<strong>in</strong>tliche Spezifik fotografischer<br />

Repräsentation, um im selben<br />

Atemzug <strong>in</strong> Zweifel gezogen zu werden.<br />

Indem nämlich die fotografischen Bilder<br />

Modelle der Wirklichkeit zeigen, und nicht<br />

etwa die Wirklichkeit selbst, irritieren sie<br />

nicht nur die Annahme e<strong>in</strong>er vordergründigen<br />

Evidenz des Sichtbaren, sondern<br />

mehr noch die modellhaften Voraussetzungen<br />

fotografischer Produktion und Rezeption.<br />

Oder anders: Diese Bilder von<br />

Modellen er<strong>in</strong>nern uns daran, dass die<br />

Fotografie selbst immer nur den Modellfall<br />

e<strong>in</strong>er möglichen Wirklichkeit, Bedeutung<br />

und Anschauung etablieren kann.<br />

Die Wirklichkeit, die <strong>in</strong> Laurie Simmons’<br />

Fotografien ersche<strong>in</strong>t, ist im buchstäblichen<br />

S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e Puppenstube. Sie besteht<br />

aus Figuren und Mobiliar, die die Künstler<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Spielzeugladen auf dem Land<br />

gefunden hatte: ‘toys that I’d had as a<br />

child, toys I’d gotten for Christmas <strong>–</strong> the<br />

same dollhouse, the same dolls, board<br />

games, tea sets. Not just similar <strong>–</strong> the very<br />

same brands and boxes that I had played<br />

with.’ 3 Mit diesen Spielzeugfiguren realisiert<br />

Laurie Simmons Mitte der siebziger<br />

Jahre ihre ersten fotografischen Bilder. Sie<br />

arrangiert Szenen um die Protagonist<strong>in</strong>nen<br />

weiblicher Figuren, deren Aktionsradius<br />

auf die Interieurs von Küche, Wohn-,<br />

Ess- und Badezimmer beschränkt ist. Mit<br />

Hilfe von handelsüblichen Puppenstuben<strong>in</strong>terieurs<br />

und -figuren arrangiert die<br />

Künstler<strong>in</strong> Motive und Handlungsräume,<br />

die ebenso spielerisch wie beklemmend<br />

ersche<strong>in</strong>en: ‘I th<strong>in</strong>k a k<strong>in</strong>d of play act<strong>in</strong>g<br />

was go<strong>in</strong>g on, sett<strong>in</strong>g up these th<strong>in</strong>gs,<br />

that was less about the fact of play<strong>in</strong>g and<br />

more about the recreation of a sense of<br />

visual memory or history.’ 4<br />

Dieses visuelle Gedächtnis und se<strong>in</strong>e<br />

modellhafte Ersche<strong>in</strong>ungsform bildet die<br />

Grundlage für Simmons’ Fotografien: Die<br />

Vorbilder ihrer fotografischen Bilder s<strong>in</strong>d<br />

die der damaligen illustrierten Presse und<br />

Fernsehsendungen, der Werbe<strong>in</strong>dustrie<br />

und der Daily Soaps. Die Posen ihrer Protagonist<strong>in</strong>nen<br />

s<strong>in</strong>d diejenigen <strong>in</strong>dustriell<br />

gefertigter Modellfiguren, Requisiten und<br />

Accessoires aus den fünfziger Jahren. Wie<br />

erwähnt, entspricht das Puppenhaus, an<br />

dem Simmons ihre ersten Serien fotografischer<br />

Bilder arrangiert, exakt dem Puppenhaus<br />

ihrer K<strong>in</strong>dheit. Die arrangierten<br />

Szenen und Lebensräume aber illustrieren<br />

ke<strong>in</strong>e bloßen biographischen Skizzen,<br />

sondern sie legen kollektive Muster und<br />

Stereotypen frei, wie sie für die mittelständische<br />

Gesellschaft der fünfziger und<br />

frühen sechziger Jahre <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten<br />

Staaten prägend waren: ‘It’s a generalized<br />

memory’, so die Künstler<strong>in</strong>, ‘it’s of a p<strong>art</strong>icular<br />

generation, and a p<strong>art</strong>icular way of<br />

grow<strong>in</strong>g up <strong>in</strong> a homogenized environ-<br />

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