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post_modellismus – models in art - krinzinger projekte - Galerie ...

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Nach der Fotografie 1<br />

Fünf Modellfälle<br />

von Ralf Christofori<br />

Die Frage, ob das fotografische Bild e<strong>in</strong><br />

Abbild der Wirklichkeit leistet oder nicht<br />

vielmehr e<strong>in</strong>e eigene Bildwirklichkeit herstellt,<br />

gehört zu den zentralen Themen<br />

der zeitgenössischen Kunst. Das Werk<br />

der Künstler Laurie Simmons, Thomas<br />

Demand, Edw<strong>in</strong> Zwakman, Oliver Boberg<br />

und Lois Renner spielt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

e<strong>in</strong>e ausgezeichnete Rolle. Geme<strong>in</strong>sam<br />

ist diesen Künstlern, dass sie<br />

Modelle bauen, <strong>in</strong> denen sie real existierende<br />

oder potentielle Räume und Orte<br />

(re-)konstruieren. Das jeweilige Modell<br />

wird dabei ausdrücklich für e<strong>in</strong> fotografisches<br />

Bild erstellt. Was am Ende bleibt,<br />

ist das fotografische Bild e<strong>in</strong>es Ortes, der<br />

so nicht mehr existiert und genau genommen<br />

auch nie existiert hat.<br />

Es ist dieser besondere Zusammenhang<br />

von Bild, Modell und Wirklichkeit, der die<br />

Arbeit der genannten Künstler auszeichnet.<br />

Dabei ist es wichtig zu betonen, dass<br />

sich die Künstler auf die Qualität der klassischen<br />

Fotografie berufen und bewusst<br />

auf die Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung<br />

verzichten. Die Manipulation des<br />

Bildes f<strong>in</strong>det, wenn man so will, bereits<br />

vor der Fotografie statt. Und doch ist diese<br />

künstlerische Strategie, fotografische Bilder<br />

nicht mehr von der Wirklichkeit zu erstellen,<br />

sondern von e<strong>in</strong>er Modellwirklichkeit,<br />

weit mehr als nur e<strong>in</strong> Täuschungsmanöver.<br />

Vielmehr trifft sie die allgeme<strong>in</strong><br />

vorausgesetzte Repräsentationsfunktion<br />

der Fotografie an ihrer empf<strong>in</strong>dlichsten<br />

Stelle: dort nämlich, wo es um die Glaubwürdigkeit<br />

der Fotografie geht, um ihre<br />

spezifischen Möglichkeiten der Repräsentation,<br />

nicht zuletzt um die spezifische<br />

Les<strong>art</strong>, die uns gegenüber der Fotografie<br />

angemessen ersche<strong>in</strong>t. Kurz: Es geht um<br />

jene modellhaften Voraussetzungen der<br />

Fotografie, die ihre Produktion und Rezeption<br />

maßgeblich bestimmen.<br />

Die Frage, ob sich <strong>in</strong> den fotografischen<br />

Bildern von Oliver Boberg, Thomas Demand,<br />

Lois Renner, Laurie Simmons und<br />

Edw<strong>in</strong> Zwakman e<strong>in</strong> Modell oder die<br />

Wirklichkeit zu erkennen gibt, spielt dabei<br />

zweifelsohne e<strong>in</strong>e tragende Rolle. Die E<strong>in</strong>sicht<br />

aber, dass es sich bei den Werken<br />

um fotografische Bilder von Modellen handelt,<br />

führt ke<strong>in</strong>eswegs gleich zu e<strong>in</strong>em<br />

abschließenden Urteil. So schreibt die USamerikanische<br />

Kunsthistoriker<strong>in</strong> Elizabeth<br />

Mang<strong>in</strong>i über die fotografischen Werke<br />

Oliver Bobergs: ‘Das Interesse hört nicht<br />

auf, wenn wir entdecken, daß sie Modelle<br />

darstellen. Eigentlich beg<strong>in</strong>nt das wirkliche<br />

Spiel sogar erst dann.’ 2 Genau genommen<br />

beg<strong>in</strong>nt es damit, dass uns das fotografische<br />

Bild glauben machen will, das Bild<br />

e<strong>in</strong>er vorgeordneten Realität zu sehen.<br />

Das ist auch <strong>in</strong> den Werken von Simmons,<br />

Demand, Zwakman, Boberg und Renner<br />

der Fall; aber eben auch nicht, denn diese<br />

vorgeordnete Realität existiert nur temporär<br />

als Modell. Und das lässt das ganze<br />

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