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Wie begann Ihr künstlerischer Parcours?<br />
Ich bin in einem künstlerischen Umfeld aufgewachsen. Mein Vater ist Maler<br />
und Graveur. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich nach der Schule<br />
eine Ausbildung an der École Boulle in Paris absolviert habe. Sie müssen<br />
sich vorstellen, diese Schule wurde von Ludwig dem XIV. gegründet. Hier<br />
wurden über Jahrhunderte alle handwerklichen Techniken zur Verarbeitung<br />
von Metallen und Holz gelehrt. Von 1985 bis 1988 habe ich die Gravur<br />
von edlen Metallen erlernt, und danach war ich jahrelang für die großen<br />
Juweliere von Paris tätig, insbesondere für Goosens. Ich habe Prototypen<br />
für Schmuckstücke entwickelt und war in der Welt der Haute Couture<br />
unterwegs. Eine Welt des Luxus, aber auch der harten Arbeit.<br />
Wie ging es dann weiter? Wie sind Sie von der minutiösen Feinarbeit<br />
von Schmuck zu der Herstellung von Möbeln gelangt?<br />
In meiner Freizeit, im Anschluss an die tägliche Arbeit bei den Juwelieren,<br />
habe ich mit den »Abfällen«, die ich bei meiner Arbeit aufgelesen habe,<br />
experimentiert und zunächst Lampen und Leuchten aus Metall entwikkelt.<br />
Die Gravur war auch hier die entscheidende Technik, um aus einem<br />
belanglosen Stück Metall eine interessante Lampe zu entwickeln. Durch<br />
die Gravur wurden Formen und Schatten an die Wand geworfen. Das war<br />
eine sehr grafische Arbeit<br />
Das klingt sehr experimentell. Ein Wunsch nach Freiheit und Loslösung<br />
von einem bestimmten Referenzsystem?<br />
Ja, selbstverständlich. Es war für mich ein Auflehnen gegen die Welt des<br />
Luxus. Der Wunsch aus »Abfall« etwas Neues, etwas Wertvolles zu<br />
schaffen. Es war sehr wichtig für mich, eine eigene Sprache zu finden,<br />
einen eigenen Weg zu gehen.<br />
Wie ist Ihnen dieser Schritt letztendlich gelungen?<br />
Ich wollte nicht zur Malerei, die war besetzt durch meinen Vater. Ich<br />
habe dann so etwas wie die »Haute Couture des Möbels« entwickelt. So<br />
konnte ich die technischen Fertigkeiten mit dem Anspruch an Kunst verbinden.<br />
Es war wichtig für mich, etwas Taktiles zu entwickeln. Das hat<br />
etwas mit Erotik zu tun. Die Gestaltung von Oberflächen, das Mysterium<br />
eines Objekts zu schaffen und es jemanden entdecken zu lassen.<br />
Wie betrachten Sie die Entwicklung des Kunst- und Designmarkts,<br />
der seit ein paar Jahren geradezu explodiert?<br />
Ich habe selbst Händler, die an diesen Messen und Salons teilnehmen.<br />
Regelrechte Nomaden, die überall dahin ziehen, wo eine interessante<br />
Kundschaft erwartet wird. Es gibt viel Schrott, aber Qualität setzt sich<br />
immer durch. Meine Objekte sind Unikate, signiert und datiert. Meine<br />
Käufer sind Sammler, die meine Objekte und Möbel wertschätzen. Es ist<br />
eine intensive Auseinandersetzung, die mit diesen Menschen stattfindet.<br />
Bereichernd für beide Seiten.<br />
»I see my furniture as organic<br />
sculptures that have to meet highly<br />
complex demands«<br />
Sie haben eine deutsche Galeristin, Marion Meyer, die unter anderem<br />
in Paris und Frankfurt Showrooms betreibt, und Sie sind<br />
verheiratet mit einer Hamburgerin. Wie steht es mit Berlin?<br />
Berlin ist eine inspirierende Stadt. Wohl die einzige Stadt in Deutschland,<br />
die ich als Großstadt bezeichnen würde. Ich könnte mir vorstellen, hier zu<br />
leben. In den letzten zwölf Monaten war ich vier mal in Berlin und ich<br />
komme immer gerne wieder. Es ist eine Stadt der Improvisation. Aber im<br />
Gegensatz zu einer Stadt wie Barcelona z.B. strahlt sie für mich auch<br />
eine gewisse Rationalität und Nüchternheit aus.<br />
Welche Projekte beschäftigen Sie zurzeit?<br />
Ich bin mit ein paar Projekten im öffentlichen Raum in Frankreich beschäftigt.<br />
Ich finde es sehr wichtig, dass Künstler und Architekten wieder<br />
mehr zusammenarbeiten. Das war in der Geschichte so und ist fundamental<br />
für unsere Gegenwart. Man kann ganze Stadtviertel mit intelligenten<br />
Projekten reanimieren. Ich halte das für eine wichtige Aufgabe und<br />
eine besondere Herausforderung. �<br />
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