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The digital Logentheater is a true panopticon of stagecraft. Each of the individual<br />
boxes opens up its own world of content, form and structure. There are no limits set<br />
to the length of time the user spends exploring or what path you take.<br />
Das neu gegründete Berliner Logentheater lädt das Publikum ein,<br />
digitales Theater zu genießen. Der Besuch von www.logentheater.<br />
de entführt schon mit dem ersten Mausklick auf eine Bühne, bei der<br />
Betrachten, Erleben und Agieren verschmelzen. Mit dem Zeigefinger<br />
klickt sich das Publikum durch interaktive Inszenierungen großer Autoren<br />
und unbekannter Slam-Poeten. Werke von Peter Weiss, Wolfgang<br />
Deichsel und dem südafrikanischen Dramatiker Athol Fugard<br />
sind bereits fertig inszeniert und leben im Internet – jederzeit abrufbar<br />
und erlebbar.<br />
Die Kulisse, in die die Logen des Theaters digital gebaut wurden,<br />
gehören zu dem visionären Projekt Fehrbelliner der <strong>ORCO</strong>. Dem<br />
Anspruch des Unternehmens, urbane Räume zu inszenieren und<br />
gleichzeitig das einzigartige kreative Potenzial in Berlin zu unterstützen<br />
verdankt das Berliner Logentheater seinen digitalen Bilderrahmen.<br />
Hinter der alten Fassade der Fehrbelliner Höfe finden klassisches<br />
Theater, Musik und Aktionskunst eine neue globale Bühne<br />
im weltumspannenden digitalen Spinnennetz. Berliner Schauspieler,<br />
Musiker, Webdesigner, Regisseure, Poeten und Videokünstler digitalisieren<br />
Theaterliteratur und erschaffen damit eine völlig neuartige<br />
Unterhaltung im digitalen Zeitalter.<br />
Mit dem neuartigen Webdesign testet das Logentheater neue Möglichkeiten.<br />
Die Designer Maxwel & Shezad erschufen ein symmetrisches<br />
System hinter der Fassade, in der jedes Fenster (Loge) einen Eingang<br />
zu einer Etage darstellt, in der weitere zwölf Logen bespielt werden<br />
können. Filmszenen sind Teil der Inszenierung, wobei der Besucher<br />
die Neuerung, dass man in die Szenen reinklicken kann und sich dadurch<br />
dann neue Szenen ergeben, erst einmal begreifen muss. Imagine<br />
the Possibilities!<br />
Mit dem Webdesign setzen die Webdesigner von Maxwel Maßstäbe.<br />
Die Agentur für multimediale Kommunikation aus Berlin setzte die<br />
Idee des virtuellen Theaters als Interactive Motion Picture um – einer<br />
Welt aus bewegtem Bild und Ton. Fachleute sind begeistert. »Tolle<br />
Optik, beindruckender Sound, gute Navigation, sehr intuitive Haptik«<br />
sind nur einige Kommentare nach ersten Tests.<br />
You can explore, understand and experience every corner of the concept in an individual<br />
and dynamic manner. As a living forum, new content is added to and created<br />
for the Logentheater just as dynamically. It‘s worth a click.<br />
»Wir sind das Berliner Logentheater, Musik ist die Mutter und das Wort<br />
unser Vater, wir nehmen uns die Themen, die das TV euch erspart hat«,<br />
singt Araba Walton in einer Loge des Slam Poetry Flügel. Der bekannte<br />
Jazzmusiker Jean Paul Bourelly begleitet sie dazu mit seiner Gitarre. Von<br />
ihm stammt auch die Musik für ein weiteres Stück im Programm: »Blood<br />
Knot« des südafrikanischen Dramatikers Athol Fugard, für das die Filmemacherin<br />
Branwen Okpako erstmals eine Theaterregie übernahm.<br />
»In Heilbronn haben wir mit »Blood Knot« das Alte Theater Sontheim<br />
wiedereröffnet – nach zwei Wochen Proben vor Ort. Das war großartig«,<br />
erzählt der Schauspieler Johannes Brandrup von einer der ersten<br />
realen Aufführungen des Logentheaters. »Die Presse war begeistert.«<br />
Weitere Stücke im Programm sind zurzeit »Nacht mit Gästen« von<br />
Peter Weiss, das als »Hör-spiel-klick-film« inszeniert wurde. »Eine<br />
Fortsetzung folgt, wenn die Finanzierung steht«, sagt der Geschäftsführer<br />
des Logentheaters, Wigbert Böll. »Wir stehen noch ganz am<br />
Anfang.«<br />
Das Berliner Logentheater ist aber nicht nur virtuell erfahrbar. »Die<br />
Idee und unser Konzept ist eine ganz neue Verknüpfung von real erlebbaren<br />
Performing Arts – also Theater, Musik, Gedichte, etc. – und<br />
digitaler Bearbeitung. Dabei kann auch der virtuelle Teil zuerst kommen«,<br />
erzählt Wigbert Böll.<br />
Während das Berliner Logentheater bereits eine digitale Heimat gefunden<br />
hat, gibt es noch keine feste echte Spielstätte. »Uns geht es<br />
aber auch um den direkten Kontakt mit dem Publikum«, sagt Johannes<br />
Brandrup. »Wir sind momentan auf der Suche nach dem richtigen<br />
Spielort für eine wöchentliche Show, wo man viele der Künstler, die im<br />
Netz digital auftreten, live erleben kann.«<br />
Das Internet erlöst den Künstler von den Zwängen herkömmlicher Produktionsbedingungen,<br />
aber solange es nicht das direkte Feedback vom<br />
Publikum liefern kann, konzentrieren sich die Künstler des Logentheaters<br />
noch auf normale Auftritte. �<br />
www.logentheater.de · www.fehrbelliner.de