Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

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StMor 38 (2000) 5-43
RYSZARD HAJDUK C.Ss.R.
THERAPEUTISCHE BEICHTPRAXIS
Eine Rückbesinnung auf die Rolle des Beichtvaters
nach dem Buch Praxis confessarii
vom Heiligen Alfons Maria de Liguori
Die Beichtpraxis ist in vielen europäischen Kirchen von
einer tiefen Krise heimgesucht. Trotz zahlreichen Bemühungen,
den Vollzug des Bußsakramentes neu zu gestalten, bleiben viele
Katholiken der sakramentalen Versöhnung fern. Laut Umfragen
und Analysen 1 ist sie aber nicht deshalb gescheitert, weil kein
Sündenbewußtsein mehr bei den Gläubigen vorhanden ist,
sondern weil der Umgang mit dem Menschen und seinem
seelischen Zustand im Beichstuhl nicht dem entspricht, was die
Pönitenten von den Beichtvätern erwarten: sie sollen
einfühlsame, brüderliche Gesprächspartner sein, die den
Vergebungsvorgang auf der existentiellen Ebene vermitteln
können 2 . Angesichts der so formulierten menschlichen
Bedürfnisse muß man sich auch nicht wundern, daß die Suche
1
U. Silber, Buße und Beichte in der Erfahrung katholischer Frauen, in:
K.Schlemmer, Krise der Beichte - Krise des Menschen. Ökumenische
Beiträge zur Feier der Versöhnung, Würzburg 1998, 130; R.Zerfaß, Die
Verantwortung der Kirche für den einzelnen (Skript, Bd.1), Würzburg 1989,
156-163.
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Zur heutigen Beichtkrise, die sich zunächst als ein
Kommunikationsabbruch darstellt, tragen die Verwalter des Bußsakramentes
bei, indem sie oft mit ihrem von dem Legalismus, der Hast und
Routine geprägten Verhalten den wahren Sinn der Begegnung mit dem
liebenden und die Vergebung schenkenden Gott im Sakrament zudecken.
Eine solche Einstellung der Beichtväter hängt mit der ganzen kirchlichen
Praxis zusammen, die den Bedürfnissen der heutigen Menschen und ihrem
Ruf nach der Erlösung scheinbar noch nicht gewachsen ist; R.Zerfaß, 163;
R. Gallagher, Der Dienst der Versöhnung Heute Redemptorist sein,
N. Londoño, Heute Redemptorist sein, Bonn 1997, 363.