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Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

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THERAPEUTISCHE BEICHTPRAXIS 39<br />

4.3. Sich selbst erkennen und verstehen<br />

Dem Verfasser von Praxis confessarii lag tief am Herzen, daß<br />

die Beichtväter sich der inneren Empfindungen ihrer Pönitenten<br />

bezüglich des Bußsakramentes bewußt sind und und eine<br />

verständnisvolle Haltung ihnen gegenüber annehmen. Ähnlich<br />

sprechen heute die Pastoraltheologen und Pastoralpsychologen,<br />

die den Seelsorger auf die Notwendigkeit des Erkennens der<br />

Vorgänge in seiner eigenen Seele hinweisen, weil man in dieser<br />

Weise am besten eine Einsicht in die Seele eines anderen<br />

Menschen bekommen kann 103 .<br />

Bereits in der priesterlichen Ausbildung sollen sich die<br />

Stundenten bemühen, ständig in Kontakt mit dem eigenen<br />

Personenkern zu bleiben. Ein Eingetauchtsein in die Tiefe seiner<br />

Persönlichkeit führt den Priesterkandidaten in die Welt der<br />

bisher unbewußten Anteile seines Selbst (dem sogenannten<br />

Schatten), mit denen er sich auseinandersetzen muß, um in der<br />

Zukunft die Gefahr zu vermeiden, daß seine unbekannten und<br />

unbewußten Gefühle und Aggressionen auf die Beichtenden<br />

projiziert werden. Das geduldige Verweilen in den tiefsten<br />

Bereichen seiner Psyche ermöglicht ihm auch, seine wahre<br />

Motivation zum Priesterberuf zu erkennen 104 und sich mit allen<br />

seinen Fähigkeiten und Schatten zu akzeptieren. Eine solche<br />

Selbstwahrnehmung und Selbstannahme macht den Weg zur<br />

bedingungslosen Akzeptanz der Anderen frei, die nach wie vor<br />

zu den wichtigsten Eigenschaften des Beichtseelsorgers zählt.<br />

dessen bewußt, daß sogar das beste Medikament eine tödliche Wirkung<br />

haben kann, wenn der Zustand des Patienten bei seiner Dosierung nicht<br />

entsprechend eingeschätzt und berücksichtigt wird. Deshalb durfte er sagen,<br />

daß der Mensch und sein Heil vor jedem ethischen Prinzip immer Vorrang<br />

haben. Gott hat nämlich das Gesetz für den Menschen geschaffen und nicht<br />

den Menschen für das Gesetz; S.Majorano, Il popolo chiave pastorale di<br />

s.Alfonso, 81-82.<br />

103<br />

M.Merkel, 401.<br />

104<br />

E.Feifel, Kommunikative Theologie, in: K.Baumgartner,<br />

Erfahrungen mit dem Bußsakrament, 492-493.

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