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Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

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THERAPEUTISCHE BEICHTPRAXIS 33<br />

sich auch Ermahnungen, Anregungen und Hinweise des<br />

Beichtvaters vom Nutzen, mittels deren unverzichtbare Impulse<br />

vermittelt werden, die für die kommende Lebensausrichtung<br />

entscheidend sind. Solche Mahnungen und Anregungen muß<br />

der Beichtvater so formulieren, daß sie nicht als repressive<br />

Anklage verstanden, sondern als helfende, vorwärtsbringende<br />

Orientierungshilfe angesehen und eingesehen werden 91 .<br />

Hören und verstehen waren auch für den Heiligen Alphons<br />

wichtige Fähigkeiten des Beichtvaters, der wie ein guter Arzt<br />

sowohl den inneren Zustand als auch die Lebenslage seines<br />

Pönitenten untersucht. Spricht der Patron der Moralisten<br />

ausdrücklich von keiner Empathie, sind deren Elemente in<br />

seiner Lehre klar bemerkbar: das Wissen von der inneren<br />

Wirklichkeit der Gefühle, Hörbereitschaft und<br />

Einfühlungsvermögen. Auch ein Trend zu einem<br />

verständnisvollen Umgang mit den Menschen fällt ins Auge,<br />

wenn Alphons seine Brüder im priesterlichen Amt ermahnt, die<br />

Buße als Heilmittel zu betrachten und bei deren Auflegung auf<br />

die menschlichen Möglichkeiten Rücksicht zu nehmen. Die<br />

humanistische Psychologie hilft also den heutigen Theologen<br />

und Seelsorgern das zu vertiefen, was sich bereits in der<br />

pastoraltheologischen Reflexion des Heiligen zumindest<br />

ansatzhaft befand.<br />

Die gegenwärtige Pastoralpsychologie schenkt auch eine<br />

große Aufmerksamkeit dem Prinzip der Authentizität, das vom<br />

Seelsorger verlangt, zu seiner eigenen Überzeugung immer fest<br />

zu stehen und erkennen zu lassen, daß diese Überzeugung für<br />

ihn etwas Lebendiges ist, das sein Leben begleitet und ihm eine<br />

Ausrichtung gibt 92 . In der zwischenmenschlichen Beziehung<br />

führt die Selbstöffnung einer Person zur Selbstöffnung des<br />

Gesprächspartners. Die Echtheit des Seelsorgers weckt beim mit<br />

ihm kommunizierenden Menschen die Bereitschaft und<br />

Fähigkeit, seine bedeutsamen Erlebnisse und Erfahrungen<br />

mitzuteilen und andere daran teilhaben zu lassen 93 .<br />

91<br />

Ibid., 361.<br />

92<br />

P.F.Schmid, 97.<br />

93<br />

R.Tausch, A.-M.Tausch, 92-93.

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