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Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

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32 RYSZARD HAJDUK<br />

Partner anzuerkennen. Dazu führt das aktive Zuhören, das darin<br />

besteht, daß der Priester versucht, sich in die Erlebniswelt seines<br />

Gesprächspartners innerlich zu versetzen und mehr zu hören als<br />

nur Worte und Sätze 87 . Indem der Beichtende sich überzeugt,<br />

daß seine Probleme, Nöte und Fragen dem Beichtvater nicht<br />

gleichgültig sind, vergrößert sich erheblich seine Sicherheit und<br />

sein Selbstwertgefühl 88 .<br />

Das empathische Verstehen eröffnet dem Beichtseelsorger<br />

den Zugang zur inneren Welt des Menschen, um mit ihm<br />

zusammen an der Lösung seiner Probleme zu arbeiten 89 .<br />

Dadurch vollzieht der Beichtvater sein Amt des Bruders, der<br />

dem Beichtenden zur Seite geht, ihm helfen will, seine Situation<br />

zu begreifen und ihn mit seiner Anwesenheit und Nähe auf der<br />

Suche nach einem neuen Lebensweg begleitet. Als sein alter ego,<br />

der ihm nicht in irgendwelcher Position voraus ist, bemüht sich<br />

der Priester im Herzen seines Pönitenten die Sehnsucht zu<br />

wecken, die ihn zum Fundament der menschlichen Existenz<br />

und damit auch zur Heilung führen wird 90 .<br />

In einem humanen, einfühlsamen Dialog wird die<br />

menschliche Schuld mitsamt ihren Wurzeln und ihrem Kontext<br />

erst richtig wahrgenommen und beim Namen genannt. Eine<br />

gemeinsam mit dem Pönitenten erarbeitete Diagnose des<br />

angeklagten Tuns regt an, geeignete Gegenmaßnahmen in den<br />

Blick zu nehmen und vielleicht schon einen ersten, möglichst<br />

genau umschriebenen Schritt anzugehen. Nicht Verharmlosung,<br />

Bagatellisierung oder Zudecken mit dem Mantel der Liebe hilft,<br />

sondern das ehrliche Erkennen und Benennen der Schuld<br />

machen den Weg zur seelischen Gesundung frei. Dann erweisen<br />

87<br />

P.F.Schmid, Seelsorge als Begegnung. Grundlage für eine<br />

annehmende Pastoral, ”Lebendige Seelsorge” 2/3 (1983), 96; P.Schmidt,<br />

Erkenntnisse der Gesprächspsychologie in ihrer Bedeutung für das<br />

Seelsorgegespräch, w: K.Baumgartner, Das Seelsorgegespräch in der<br />

Gemeinde, 28.<br />

88<br />

T.Neufeld, 359-360.<br />

89<br />

R.Tausch, A.-M.Tausch, Gesprächspsychotherapie. Einfühlsame<br />

hilfreiche Gruppen- und Einzelgespräche in Psychotherapie und<br />

alltäglichem Leben, Göttingen 1979, 42.<br />

90<br />

M.Kroeger, Themenzentrierte Seelsorge, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz<br />

1973, 36; T.Neufeld, 361.

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