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Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

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28 RYSZARD HAJDUK<br />

er bei seinem Pönitenten Widerstandsgefühle angesichts der<br />

verbalen und psychologischen Aggression, die er im Verhalten<br />

des Beichtvaters spürt. Für den Beichtenden, der unter dem<br />

Druck des integralen Schuldbekenntnisses und dem<br />

Fragenbeschuß seitens des Priesters steht, wird das<br />

Bußsakrament zu einem lästigen Vorgang. Statt ein Zeitraum<br />

des Befreiungsprozeßes zu sein, nimmt die Beichte Gestalt einer<br />

”Gewissenwäsche” an, die im menschlichen Herzen einen<br />

Widerwillen gegen das Sakrament hervorruft. Derartiger<br />

Umgang mit dem Menschen ist für den Patron der Beichtväter<br />

unzulässig; denn er hat zwar den Priestern empfohlen, die<br />

Pönitenten nach Motiven und Umständen ihrer sündigen Taten<br />

zu befragen, aber sie sollen es immer im Geiste einer ärztlichen<br />

Behandlung tun, die dem Menschen keine neuen seelischen<br />

Verletzungen zufügt.<br />

3.3. Die therapeutische Einstellung des Seelsorgers im<br />

Beichtgespräch<br />

Der Beichtvater hat die Aufgabe, den sakramentalen <strong>Vol</strong>lzug<br />

so zu gestalten, daß er sich nicht mehr auf einen formellen<br />

Bericht über den Gewissenszustand des Pönitenten vor Gott und<br />

dem Priester begrenzt, sondern zu einer lebendigen Begegnung<br />

des Sünders mit seinem Bruder in Christus wird, in der Gott<br />

selbst am Werk ist. Zugleich aber darf auch die Autorität des<br />

Vaters nicht fehlen, der Leben weckt und fördert und der in<br />

seinem göttlichen Gnadengericht die Schuldbeladenen<br />

freispricht 77 .<br />

Dieses Konzept entspricht im vollen Maße dem Gedanken<br />

des Heiligen Alphons, der den Ämtern des Vaters und Arztes im<br />

77<br />

Ein vom Paternalismus geprägtes Vater-Kind-Spiel hat im Rahmen<br />

des Bußsakramentes keinen Platz. Das bedeutet aber nicht, daß die<br />

Vaterfigur aus dem Bereich der Beichtpraxis ganz verschwinden soll. Eine<br />

Bruderschaft ohne Vater ist undenkbar. Die Beichtenden verlangen gewiß<br />

die Solidarität des priesterlichen Bruders und Freundes und die Hilfe des<br />

erfahrenen Arztes. Sie brauchen aber ebenso unverkennbar die Liebe des<br />

Vaters, der seinen geliebten Töchtern und Söhnen das Heil im Übermaß<br />

schenkt; A.Gläßer, Versöhnung in der Kirche - Versöhnung durch die Kirche,<br />

in: K.Baumgartner, Erfahrungen mit dem Buflsakrament, 86.

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