Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

20 RYSZARD HAJDUK
interpretationsbedürftige Gesetze umfaßt 55 . Die Menschen
brauchen kompetente Beichtväter, die ein gründliches Studium
der Moral hinter sich haben und über notwendige Fertigkeiten
verfügen, um die kompliziertesten Fälle im Beichtstuhl zu
lösen 56 . Alles, was sie wissen, soll für die Beichtenden hilfreich
sein. Der Beichtvater verwaltet das Amt des Lehrers, indem er
sich dem moraltheologischen Studium widmet und sich dann
seiner Kenntnisse um des Menschen und seines Heils willen
bedient.
Das größte Anliegen des Heiligen Alphons war, daß der
Beichtvater alle seine Möglichkeiten und Kräfte nutzt, um den
Menschen bei der Suche nach der heilenden Nähe Gottes zu
helfen 57 . Daher war die Lossprechung im gewissen Sinne die
Frucht des Engagements des Beichtvaters, der seine Zeit,
Aufmerksamkeit, Erfahrungen und Kenntnisse darauf setzt, um
den Pönitenten zu Gott zu führen. Indem der Priester sich ganz
für den Beichtenden hingibt, macht er Gott sichtbar, der im
priesterlichen Dienst gegenwärtig ist und jedem seiner geliebten
Kindern beisteht. Das sakramentale Zeichen als ein Raum des
die Liebe und Vergebung schenkenden Wirkens Gottes wird
durch die engagierte Haltung des Beichtvaters gestärkt und
beglaubigt.
Der Beichtstuhl war für den Verfasser von Praxis confessarii
ein Ort des Zuhörens und des Dialogs, wo der Mensch getröstet
und zu einem neuen auf Gott hin orientierten Leben ermutigt
werden konnte 58 . Auf diese Weise wurde der Priester mit seinem
Eifer und seiner Hilfsbereitschaft zu einem lebendigen
Werkzeug in den heilenden Händen Gottes, der in jedem
Menschen sein geliebtes Kind sieht und um sein irdisches und
ewiges Glück besorgt ist. Durch seine Sorge um das Heil der
einzelnen Menschen darf der Beichtvater am therapeutischen
Dienst Gottes an den Menschen teilhaben.
55
Ibid., Cap. I,17, 761-762.
56
Ibid., Cap. I,18, 763.
57
Th.Rey-Mermet, La morale selon Saint Alphonse de Liguori, 101.
58
L.Châtellier, La mission populaire: annonce prophetique du salut,
”Spicilegium Historicum” 45 (1997), 102.