Vol. XXXVIII / 1 - Studia Moralia

10 RYSZARD HAJDUK
Heils zeigt und ihn zu einem sinnvollen und gesunden Leben
begleitet 20 .
1.2. Therapeutische Beziehungen im Rahmen der pastoralen
Praxis
In der so verstandenen seelsorglichen Praxis spielt die
zwischenmenschliche Begegnung eine wichtige Rolle als ein
Ort, an dem die heilende Botschaft Jesu und der konkrete
kranke und leidende Mensch miteinander in Berührung
kommen 21 . Einem Menschen begegnen heißt: Kontakt
anknüpfen, zu sprechen beginnen, Dialog führen. Dazu braucht
man nicht nur Worte, durch die ein bestimmter Inhalt vermittelt
wird, sondern auch Beziehung, die ihn wie auf einer Schiene
transportieren läßt 22 . Sie entscheidet, ob ein Seelsorgegespräch
zu einem dialogischen, partnerschaftlichen Suchen nach der
Glaubenshilfe als Lebenshilfe wird, d.h. ob sich dieses Gespräch
heilend auf den seelisch Leidenden auswirkt. Wenn eine
zwischenmenschliche Begegnung im Bereich der Seelsorge
therapeutische Qualität erhält, ist es ein Zeichen dafür, daß der
heilende Dienst Jesu an den Menschen durch die Kirche
verstanden und weiter praktiziert wird.
Unter den seelsorglichen Akten, die natürlicherweise eine
Form des therapeutischen Gesprächs annehmen sollen, hat die
Beichte eine besondere Stellung 23 . Im Bußsakrament, das sich
im Rahmen einer zwischenmenschlichen Begegnung vollzieht,
spricht Gott den Sünder von seinen Sünden los. Obwohl Gott
selber in seinem überreichen Erbarmen den Menschen von der
Last seiner Schuld befreit und ihm den Weg zum neuen Leben
eröffnet, ist die sakramentale Beichte ohne Begegnung mit
20
R.Hajduk, Die seelsorgliche Dimension der Predigt, St.Ottilien 1995,
34.
21
K.Baumgartner, Theologische Aspekte des Seelsorgegesprächs, in:
ders., Das Seelsorgegespräch in der Gemeinde, Würzburg 1982, 50.
22
H.Windisch, Sprechen heißt lieben. Eine praktisch-theologische
Theorie des seelsorglichen Gesprächs, Würzburg 1989, 28; R.Merkert, Ohne
Beziehung keine Kommunikation, ”Stimmen der Zeit” 9 (1993), 595-596.
23
H.M.Stenger, 81.