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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Das ‘schwierige Problem’ des Bewusstse<strong>in</strong>s – oder wie es ist,<br />

Person zu se<strong>in</strong><br />

Patricia M. Wallusch, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Deutschl<strong>and</strong><br />

1. Zwei Arten von Bewusstse<strong>in</strong> und e<strong>in</strong><br />

altes Problem<br />

Beckermann unterscheidet im ersten Kapitel se<strong>in</strong>er Analytischen<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Philosophie des Geistes fünf<br />

charakteristische Merkmale des Mentalen: Bewuss<strong>the</strong>it,<br />

Unkorrigierbarkeit, Intentionalität, Nicht-Räumlichkeit, sowie<br />

Priva<strong>the</strong>it. Mit Blick auf das Merkmal der Bewuss<strong>the</strong>it<br />

bemerkt er weiterh<strong>in</strong>, dass es sich um zum<strong>in</strong>dest zwei<br />

vone<strong>in</strong><strong>and</strong>er verschiedene Merkmale h<strong>and</strong>eln könne. Zum<br />

e<strong>in</strong>en könne es bedeuten, dass e<strong>in</strong>e Person, die sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em mentalen Zust<strong>and</strong> M bef<strong>in</strong>det, auch weiß, dass sie<br />

<strong>in</strong> M ist. Er schließt mit Blick auf Freuds ´Entdeckung des<br />

Unbewussten´ aus, dass es sich – so verst<strong>and</strong>en – um e<strong>in</strong><br />

Merkmal h<strong>and</strong>elt, das sich auf alle mentalen Zustände<br />

erstreckt. Als zweites Charakteristikum mentaler Zustände<br />

führt er ihren phänomenalen Charakter an, d.h. die Tatsache,<br />

dass es sich für e<strong>in</strong>e Person, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mentalen<br />

Zust<strong>and</strong> M bef<strong>in</strong>det, irgendwie anfühlt <strong>in</strong> M zu se<strong>in</strong>.<br />

Beckermann betrachtet es als ´zum<strong>in</strong>dest zweifelhaft´,<br />

dass dies für alle mentalen Zustände gilt (Beckermann<br />

2 2001, 9).<br />

Gerade das letztgenannte Merkmal ist me<strong>in</strong>er<br />

Ansicht nach e<strong>in</strong> fundamentales Charakteristikum des<br />

Mentalen. Täglich bef<strong>in</strong>den wir uns <strong>in</strong> unterschiedlichsten<br />

bewussten Zuständen, die diesen Charakter besitzen,<br />

haben wir Absichten und Wünsche, dr<strong>in</strong>gen auf uns<br />

E<strong>in</strong>drücke verschiedenster Art e<strong>in</strong>, erleben wir die Welt als<br />

unsere Welt, – die urtümlichste Art des Bewusstse<strong>in</strong>s ist<br />

die, sich des eigenen Lebens bewusst zu se<strong>in</strong>: nur ich lebe<br />

me<strong>in</strong> Leben, me<strong>in</strong> Leben fühlt sich (nur) für mich auf e<strong>in</strong>e<br />

ganz spezifische Weise an. Sich se<strong>in</strong>es eigenen Lebens<br />

und Erlebens bewusst zu se<strong>in</strong>, sehe ich als<br />

fundamentalstes Charakteristikum an, das me<strong>in</strong> – und ich<br />

unterstelle, das jedes <strong>and</strong>eren Menschen - geistiges<br />

Leben auszeichnet, – nämlich das es irgendwie ist es als<br />

solches zu erleben. Auch das Unbewusste im S<strong>in</strong>ne<br />

Freuds ist e<strong>in</strong> Teil dessen, was uns pr<strong>in</strong>zipiell bewusst ist,<br />

weil es zu jeder Zeit (wieder) bewusst werden kann: der<br />

un- oder unterbewusste Teil unserer Selbst ist lediglich<br />

nicht aktuiert, kann aber durch e<strong>in</strong>en Akt der (Wieder-<br />

)Er<strong>in</strong>nerung aktuiert werden, sei er bewusst gesetzt oder<br />

durch äußere E<strong>in</strong>flüsse ausgelöst. Was also ist das<br />

Problem? Warum sche<strong>in</strong>t es so schwierig, jenen<br />

fundamentalen Best<strong>and</strong>teil unserer Existenz zu erklären?<br />

Warum drängt es uns überhaupt dah<strong>in</strong>gehend, ihn<br />

erklären zu müssen?<br />

Seit Descartes’ Trennung von Körper und Geist<br />

verst<strong>and</strong> die Philosophie es als e<strong>in</strong>e ihrer Aufgaben, diese<br />

Trennung zu bewahren oder ihre Verfehl<strong>the</strong>it<br />

nachzuweisen, <strong>in</strong>dem sie Bemühungen um plausiblere<br />

Alternativen anstellte. Die Absicht, jene Trennung zu<br />

wahren, verfolgten seit jeher solche, die sich – <strong>in</strong><br />

Anlehnung an die Cartesianische Unterscheidung – als<br />

´Dualisten´ bezeichnen, ihre Verfehl<strong>the</strong>it nachzuweisen<br />

war das erklärte Ziel von Vertretern monistischer<br />

Positionen, die entweder <strong>in</strong> idealistischer oder<br />

materialistischer Ausprägung auftraten.<br />

Der Dualismus hat zwar bis heute noch Best<strong>and</strong>,<br />

doch er wird nur noch von ganz wenigen Philosophen<br />

374<br />

vertreten; der Materialismus, dessen moderne<br />

Bezeichnung ´Physikalismus´ ist, h<strong>in</strong>gegen erfreut sich<br />

e<strong>in</strong>er großen Anhängerschaft. Dass der materialistische<br />

Ansatz zunehmend an E<strong>in</strong>fluss gew<strong>in</strong>nen konnte, lag<br />

sicherlich am zunehmenden Erfolg, den die empirischen<br />

Wissenschaften h<strong>in</strong>sichtlich der Erklärung der Phänomene<br />

der natürlichen Welt erzielten, und daran, dass e<strong>in</strong>e<br />

philosophische Theorie, deren Erklärungsgrundlage also <strong>in</strong><br />

den Gesetzmäßigkeiten e<strong>in</strong>er empirisch ergründbaren<br />

Natur liegt, im Gegensatz zu <strong>and</strong>eren Ansätzen mit der<br />

Annahme e<strong>in</strong>er durch Naturgesetze beschreibbaren und<br />

durch Gesetzmäßigkeiten determ<strong>in</strong>ierten Welt eher<br />

kompatibel ist. Dass der Physikalismus heute die<br />

e<strong>in</strong>flussreichste und meistdiskutierte Position im Rahmen<br />

der Philosophie des Geistes (und nicht nur dort) ist, erklärt<br />

sich also aus dem Umst<strong>and</strong>, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong> solches von<br />

Wissenschaftlichkeit, Empirie und Rationalität<br />

beherrschtes Weltbild e<strong>in</strong>e geistige Substanz nicht passt,<br />

– e<strong>in</strong> dualistischer Zugang setzt sie aber voraus, <strong>in</strong>sofern<br />

er sich nicht nur auf Aussagen über Eigenschaften<br />

beschränkt.<br />

Die Annahme e<strong>in</strong>er ´res cogitans´ erschien dem<br />

immer aufgeklärteren Menschen zu mystisch, – zu sehr <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em religiösen Weltbild verhaftet, das im H<strong>in</strong>blick auf<br />

se<strong>in</strong>e Erklärungskraft als immer unzureichender und<br />

immer weniger adäquat erschien. Recht bald wurde das<br />

Projekt programmatisch, die mentalen Phänomene nach<br />

naturwissenschaftlichem Vorbild zu erklären, um sie so mit<br />

dem Bild e<strong>in</strong>er kausal geschlossenen und determ<strong>in</strong>ierten<br />

Welt kompatibel zu machen, – sie <strong>in</strong> die natürlichen<br />

Vorgänge aufzulösen, aus denen sie hervorgehen. Die<br />

Position, die sich im Gefolge dieser Entwicklung<br />

herausbildete, war die des Elim<strong>in</strong>ativismus.<br />

Charakteristisch für diese Position war sowohl die<br />

Leugnung e<strong>in</strong>er geistigen Substanz, als auch das<br />

Bemühen darum, sämtliche geistige Eigenschaften<br />

wegzuerklären. Doch stellte sich heraus, dass es mit ihrer<br />

Hilfe nicht möglich war, alle mentalen Phänomene<br />

vollständig <strong>in</strong> physikalische Prozesse aufzulösen, sodass<br />

die Position des elim<strong>in</strong>ativen Physikalismus bald von e<strong>in</strong>er<br />

ihm gegenüber gemäßigteren, reduktionistisch<br />

ausgerichteten Variante abgelöst wurde. Se<strong>in</strong> Bestreben<br />

richtete sich darauf, mentale Phänomene auf die<br />

physikalischen Prozesse zu reduzieren, die ihnen<br />

zugrunde zu liegen sche<strong>in</strong>en.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs geriet auch dieser Ansatz <strong>in</strong> den<br />

vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Sackgasse: zwar gelang es mit se<strong>in</strong>er Hilfe tatsächlich,<br />

e<strong>in</strong>en großen Teil mentaler Phänomene zu erklären, doch<br />

das phänomenale Bewusstse<strong>in</strong> gehörte zu der Art von<br />

Phänomenen, die sich e<strong>in</strong>er Reduktion widersetzten. Die<br />

Lösung muss also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em davon verschiedenen Ansatz<br />

liegen, – doch wird es durch e<strong>in</strong>en nicht-reduktiven Ansatz<br />

ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong>facher; so beklagt Kim, dass mit dem<br />

Scheitern des Reduktionismus auch die Verstehbarkeit<br />

mentaler Verursachung <strong>in</strong> unerreichbare Ferne rückt (Vgl.<br />

Kim 1996, 237). Die Lage sche<strong>in</strong>t aussichtslos.

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