Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
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REVUE DE PRESSE~PRESS REVIEW~BERHEVOKA ÇAPÊ~RNISTA<br />
STAMPA~DENTRO DE LA PRENSA~BASIN ÖZETi<br />
~ ~ürdtrr ~ritUllß<br />
lmERNATlONALE AUSGABE Dienstag,9. Mai 1995 . Nr. 106 25<br />
Normalisation <strong>de</strong>r Beziehungen mit Ankara<br />
Türkeireise von Staatssekr<strong>et</strong>är Franz Blankart<br />
Its. Bern, 8. Mai<br />
Die Reise von Staatssekr<strong>et</strong>är Franz Blankart in<br />
die Türkei war <strong>de</strong>r erste offlZielle Besuch auf<br />
hohem politischem Niveau seit <strong>de</strong>r. Schiesserei<br />
vor <strong>de</strong>r türkischen Botschaft in Bern im Frühsommer<br />
1993 und <strong>de</strong>r anschliessen<strong>de</strong>n Rückstufung<br />
<strong>de</strong>r diplomatischen. Beziehungen, aber<br />
auch seit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reins<strong>et</strong>zung. von Botschaftern<br />
in Bern und Ankandm November l<strong>et</strong>zten Jahres.<br />
Instruktionen<br />
von Corti<br />
Wie Blankart vor <strong>de</strong>n Medien ausführte, wur<strong>de</strong><br />
dieser Besuch in engem Kontakt mit Staatssekr<strong>et</strong>är<br />
Jakob Kellenberger.vom Departement für auswärtige<br />
Angelegenheiten (EDA) vorbereit<strong>et</strong>. Vor<br />
seiner Abreise traf sich Blankart auch mit Bun<strong>de</strong>srat<br />
Cotti zur Entgegennahme <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren. Instruktionen<br />
<strong>de</strong>s Aussenministers. Blankart, <strong>de</strong>r<br />
. seine diplomatische Karriere im. EDA begonmin<br />
hat, kennt viele Führungspersönlichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Türkei auf Grund von Begegnungen im diplomatischen<br />
Circuit o<strong>de</strong>r an internationalen Konferenzen.<br />
Auch mit <strong>de</strong>m Kur<strong>de</strong>nproblem sei er sehr<br />
vertraut.Vor <strong>de</strong>n Medien b<strong>et</strong>onte <strong>de</strong>r Staatssekr<strong>et</strong>är,<br />
wie wichtig es in <strong>de</strong>r Diplomatie sei, Kommunikationskanäle<br />
insbeson<strong>de</strong>re dann offenzuhalten,<br />
weim die bilateralen Beziehungen g<strong>et</strong>rübt sind<br />
und <strong>de</strong>r bilaterale Partner sich in einer schwierigen<br />
Lage befm<strong>de</strong>t. .<br />
Das Gespräch suchen be<strong>de</strong>ute nicht Zustim- .<br />
mung zur Politik <strong>de</strong>s Partnerstaates, son<strong>de</strong>rn<br />
Schaffung <strong>de</strong>r nötigen Vertrauensbasis als Vorauss<strong>et</strong>zung<br />
für je<strong>de</strong>n sinnvollen Dialog, Blankart verglich<br />
bei dieser Gelegenheit seine Gespräche in<br />
<strong>de</strong>r Türkei mit jenen von Bun<strong>de</strong>srat Cotti in<br />
China, einem, was die" Menschenrechte b<strong>et</strong>rifft,<br />
ebenfalls schwierigen Partner. Wer durch <strong>de</strong>n<br />
Dialog. <strong>et</strong>was bewirken möchte, gab Blankart<br />
skeptischen Medienvertr<strong>et</strong>ern zu be<strong>de</strong>nken, könne<br />
nicht auf <strong>de</strong>n Tisch hauen und sich medienwirksam<br />
in Szene s<strong>et</strong>zen. Je<strong>de</strong>r Auftritt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Partner das Gesicht verlieren lasse o<strong>de</strong>r in seiner<br />
Öffentlichkeit als frem<strong>de</strong> Schulmeisterei empfun-<br />
"<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>, än<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>r kritisierten Situation<br />
nichts und riskiere in einem komplexen innenpolitischen<br />
Machtspannungsfeld sogar, die Situation<br />
noch zu verhärten.<br />
"Kein samtpfotiger<br />
Umgang<br />
DIskr<strong>et</strong>ion, was die öffentlichen Stellungnahmen<br />
b<strong>et</strong>reffe,be<strong>de</strong>ut<strong>et</strong> nach Blankart -keineswegs<br />
samtpfotigen Umgang mit heiklen Dossiers<br />
in <strong>de</strong>r direkten Begegnung. In seiner Unterredung<br />
"mit-l\»~~enit1Înister Erdal Inönü habe er kein<br />
Blajt ¥or" <strong>de</strong>n Mund genommen; als <strong>et</strong> seinem<br />
GaStgeber die Position <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates . zur<br />
Kur<strong>de</strong>nfrage und zu <strong>de</strong>n Menscbenrechten darlegte.<br />
Aus <strong>de</strong>n geschil<strong>de</strong>rten Überlegungen lehnte<br />
es <strong>de</strong>r Staatssekr<strong>et</strong>är aber ab, <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s Gesprächs<br />
unter vier Augen nachträglich gleichsam<br />
auf <strong>de</strong>m öffentlichen Marktplatz auszubreiten<br />
und zu kommentieren. Ein sichtlich in seiner persönlichen<br />
Ehre g<strong>et</strong>roffener Blankart wies <strong>de</strong>n Einwand<br />
als ungerechtfertigte Unterschiebung zurück,<br />
wonach die von ihmpropagierte diplomatische<br />
Zurückhaltung nur Ausdruckeiner Politik<br />
sei, welche l<strong>et</strong>ztlich die politischen und humanitären<br />
,Aspekte <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Interessen<br />
unterordne. Diese Interpr<strong>et</strong>ation verkenn"e seine<br />
tiefen inneren Überzeugungen und übersehe, dass "<br />
gera<strong>de</strong> auch die Unternehmer wegen <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nz<br />
von Politik und Wirtschaft ein fundamentales<br />
Interesse an einer befrie<strong>de</strong>ten und damit<br />
politisch undsozial stabilen Türkei hätten. Dieses<br />
Interesse an <strong>de</strong>r inneren Befriedung und damit<br />
auch an <strong>de</strong>r Eindämmung <strong>de</strong>r fundamentalistischen<br />
Gefahr gehe in<strong>de</strong>ssen wegen <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Türkei als Zentrum einer <strong>de</strong>likaten geopolitischen<br />
'Region weit überjenes <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
hinaus.<br />
Doppelbesteuerung<br />
Die an<strong>de</strong>re Hälfte <strong>de</strong>i' Gesprächszeit widm<strong>et</strong>e<br />
Blankart <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Lage <strong>de</strong>r Türkèi und<br />
<strong>de</strong>n bilateralen Beziehungen. Zur Sprache kam<br />
das fehlen<strong>de</strong> Doppelbesteuerungsabkommen. Die<br />
Schweiz ist das einzige OECD-Land, mit <strong>de</strong>m die<br />
Türkei sich noch nicht über die Beseitigung dieses<br />
Fiskalhin<strong>de</strong>rnisses einigen konnte. Hingegen" besteht<br />
ein Investitionsschutzabkommen. Dieses hat<br />
nach Aussage <strong>de</strong>s Bawi-Ditektors noch Raum für<br />
Verbesserungen, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Bereichen<br />
«Pharma» und «Maschinen». Blankart rechn<strong>et</strong><br />
damit, dass die von <strong>de</strong>r Türkei eingegangenen<br />
Verpflichtungen aus <strong>de</strong>m Trips-Abkommen im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r WTO und aus <strong>de</strong>r Zollunion mit <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Union sich auch positiv im Han-<br />
-<strong>de</strong>isverkehr mit <strong>de</strong>r Schweiz auswirken wer<strong>de</strong>n.<br />
Diskutiert wur<strong>de</strong>n die Möglichkeiten für schweizerische<br />
Klein- und Mittelb<strong>et</strong>riebe, zusammen mit"<br />
türkischen Unternehmen Joint ventures im kaukasischen<br />
und zentralasiatischen Raum aufzubauen.<br />
Weiterhin ungelöst bleibt die durch <strong>de</strong>n Lizenzentzug<br />
bei drei türkischen Banken entstan<strong>de</strong>ne<br />
fmanzpolitische Unsicherheit, nach<strong>de</strong>m zahl-"<br />
reiche ausländische und unter ihnen auch schweizerische<br />
<strong>Institut</strong>e wegen dieses Kollapses erhebliche<br />
Verluste erlitten haben. WieBlankart aus-<br />
'führte, ist das Verfahren noch nicht abgeschlos~<br />
sen, weil man sich in <strong>de</strong>r Türkei nicht einig sei, ob<br />
die Geschäftsbanken Opfer eines gesèhäfts~<br />
üblichen Risikos o<strong>de</strong>r aber einer ungenügen<strong>de</strong>n<br />
Bankenaufsicht seien. Die Schweiz, die zur Zeit<br />
<strong>de</strong>r grossen Infrastrukturprojektezur zweitgröss- "<br />
ten Investorin in <strong>de</strong>r Türkei aufgerückt war, belegt"<br />
heute hinter Deutschland, Grossbritannien,<br />
Frankreich und <strong>de</strong>n USA <strong>de</strong>n fünften Platz.<br />
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